Kommentar
15:39 Uhr, 17.08.2022

Ölpreis sinkt, Ölaktien steigen - was ist da los?

Konjunktursorgen haben Öl- und andere Rohstoffpreise gedrückt. Die Aktien können trotzdem zulegen. Aber warum?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 86,739 $ (JFD Brokers) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 86,739 $ (JFD Brokers)

Eigentlich sollten Ölaktien fallen. Der Preis für ein Barrel WTI hat seit den Hochs im März um 35 Dollar nachgegeben, der für Brent um 40. Das Hoch wurde zu Beginn des Ukrainekriegs erreicht. Als Schockreaktion war dies verständlich. Niemand wusste, ob russisches Öl noch auf den Weltmarkt gelangen würde. Heute wissen wir, dass Russland nach wie vor große Mengen Öl exportieren kann. Es wird zwar kein Öl mehr in die USA geliefert und immer weniger in die EU, dafür kaufen Indien und China, was sie können. Der Preisabschlag zum Weltmarktpreis liegt immerhin bei mehr als 25 %. Nach dem ersten Schock korrigierte der Ölpreis, erreichte in der ersten Junihälfte aber nochmals ein markantes Hoch, welches fast an das Hoch von Anfang März heranreichte. Seither tendiert der Preis kontinuierlich tiefer. Die Erklärung ist schnell gefunden...

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Nicht nur fehlt russisches Öl nicht, die Wirtschaft wuchs in den vergangenen Monaten auch weniger. Die US-Energiebehörde geht davon aus, dass der globale Markt bereits überversorgt ist. Es wird weniger verbraucht als produziert (Grafik 1).


Der geringere Verbrauch lässt sich einerseits durch eine Abkühlung des Wachstums und Lockdowns in China erklären. Andererseits scheinen auch höhere Preise ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Die Nachfrage nach Öl bzw. Benzin gilt als unelastisch, d.h. der Preis hat wenig Einfluss auf den Verbrauch. In der Theorie ist das nachvollziehbar, denn wer das Auto benötigt, um zur Arbeit zu fahren, kann darauf nicht verzichten, nur weil der Benzinpreis hoch ist.

Dennoch gibt es ausreichend Verbrauch, der sich beeinflussen lässt. Von 2011 bis 2014 waren Ölpreise konsequent hoch. Der Verbrauch war unterdurchschnittlich, obwohl sich die Wirtschaft nach der Finanzkrise immer weiter erholte (Grafik 2). Als die Preise von Mitte 2014 bis 2019 niedrig waren, war auch der Verbrauch systematisch höher.


Ob die jüngste Schwäche des Verbrauchs auf die Wirtschaft oder die Preise oder beides zurückzuführen ist, lässt sich nicht restlos klären. Die Nachfrage war jedenfalls geringer als etwa 2021. Weniger Nachfrage und fallende Preise sollten eigentlich Ölaktien belasten. Stattdessen steigen die Kurse seit einem Monat wieder.

Ich hatte hier darüber berichtet, dass ich den Rücksetzer zum Einstieg bei Ölaktien genutzt habe. Bisher ging die Rechnung auf. Kurzfristig kann es in beide Richtungen gehen, je nachdem, ob und wann die Konjunktursorgen zurückkommen. Derzeit sagt die Kursentwicklung, dass Anleger von soliden Wachstumszahlen ausgehen. Der Trend könnte sich also weiter fortsetzen.

Mittelfristig bleiben die Aussichten ohnehin positiv. Die Investitionen in die Förderkapazitäten hinken der Preisentwicklung gehörig hinterher (Grafik 3).

Das gilt nicht nur für die USA, sondern auch andere Regionen. Der Preis ist heute mehr als 50 % höher als 2018 und 2019, die Investitionen liegen jedoch noch 20 % darunter. Mit diesen Investitionen kann die aktuelle Nachfrage gerade so bedient werden. Systematische Überversorgung ist nicht zu befürchten und bei einem Nachfrageanstieg gerät der Markt schnell in ein Angebotsdefizit. Ölunternehmen dürften mittel- und langfristig Gewinnmaschinen bleiben. Es ist aber ein Sektor mit hoher Volatilität. Das muss man als Anleger aushalten können.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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