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17:25 Uhr, 08.03.2021

Ölpreis: Nächstes Ziel 80 oder 40 Dollar?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 65,71500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 65,71500 $/bbl. (FXCM)

Vor genau einem Jahr begann der große Crash. Der US-Ölpreis verlor zeitweise mehr als 100 %. Aktuell kennt der Preis nur eine Richtung. Sind damit die 80 Dollar schon so gut wie sicher? Bei der Preisentwicklung der letzten Wochen könnte man fast meinen, dass Öl knapp wird. Die globale Benchmark Brent steht bei 70 Dollar, die US-Sorte WTI bei 67 Dollar. Vor 10 Monaten war das noch ganz anders. Einige Anleger hatten sich verspekuliert, was den WTI Preis kurzfristig sogar ins Negative drückte. Von Öl wollte niemand mehr etwas wissen. So schnell können sich die Zeiten ändern – oder auch nicht. Die großen Ölfirmen selbst wollen von Öl nicht mehr viel wissen. Reichten die Ölreserven der großen Produzenten vor wenigen Jahren noch für mindestens 10 Jahre, sind es bei einigen inzwischen weniger als 10 Jahre

Exxon hatte 2019 ohne neue Quellen zu erschließen genug Ölreserven, um die Produktion für 17 Jahre aufrechtzuerhalten. Aktuell sind es nur noch etwas mehr als 10 Jahre. Das Unternehmen hat Reserven verkauft, um die Bilanz zu stärken. Das taten auch andere. Noch nie reichten die Reserven bei so vielen großen Produzenten für nur noch so wenige Jahre. Wenn Öl selbst bei den Ölfirmen nicht mehr beliebt ist, was treibt dann die Anleger an?

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Das fragt man sich inzwischen tatsächlich. Viele Schieferölunternehmen in den USA haben sich verschlankt und können bei 40 bis 45 Dollar je Barrel profitabel arbeiten. Beim aktuellen Preis ist eine Produktionsausweitung sehr attraktiv. Die Produktionsausweitung ist praktisch schon greifbar (Grafik 2).


Damit könnte die Welt wieder schneller überversorgt sein als gedacht. Während der Pandemie sank die weltweite Nachfrage auf 85 Mio. Barrel. Die Produktion hingegen wurde nur auf 90 Mio. Barrel reduziert. Aktuell wird der Überschuss abgebaut. Die Nachfrage ist höher als die Produktion. Die Lager sind jedoch noch voll. Der Überhang aus der ersten Jahreshälfte 2020 ist nach wie vor enorm. Selbst Ende 2022 dürfte es immer noch einen Überhang durch den Lagerbestand geben, obwohl Angebot und Nachfrage dann wieder in Einklang sein sollten.

Das Gleichgewicht wird im zweiten Quartal 2021 erwartet. Dieses wird durch die OPEC+ Förderkürzung erzwungen. Die beteiligten Länder haben durch die Kürzung freie Förderkapazitäten von 7 Mio. Barrel pro Tag. Sie können den Nachfrageanstieg bis Ende 2022 vollständig abdecken. Zählt man nun noch die zu erwartende Produktionsausweitung in den USA hinzu, bleibt der Markt überversorgt.


Der Ölpreis ist trotzdem gestiegen. Fundamental macht das überhaupt keinen Sinn. Man muss schon bewusst wegsehen, um den Preis gerechtfertigt zu finden. Der Markt ist nicht immer rational. Aktuell werden alle Rohstoffe, ob knapp oder nicht, gekauft. Öl gehört dazu. Gut möglich, dass dadurch beide Kursziele erreicht werden: erst steigt Öl noch auf 80 Dollar und fällt dann wieder auf 40 zurück.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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