Kommentar
07:42 Uhr, 24.05.2018

Ölpreis-Anstieg: Nun gibt es ein Problem

Öl ist wieder teuer. Das macht sich sofort im Geldbeutel bemerkbar und untergräbt die Steuersenkung in den USA. Das ist ein Problem.

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  • WTI Öl
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    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Die Nachfrage nach Öl ist ziemlich unelastisch. Steigt der Preis, sinkt deswegen nicht gleich die Nachfrage. Auf Öl und Ölprodukte wie Benzin lässt sich nicht so einfach verzichten. Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, hat keine andere Wahl, als zu tanken und den jeweiligen Preis zu zahlen.

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Steigt der Preis von Öl und Benzin, gräbt das Konsumenten das Wasser ab. Das gilt nicht für alle Konsumenten gleichermaßen. Besonders betroffen sind die unteren 50 % der Einkommensverteilung. Nach Daten des US-Arbeitsministeriums gaben die untersten 10 % über 12 % ihres Einkommens für Benzin und Motoröl aus (Grafik 1).


Die Daten sind nicht mehr ganz frisch. Sie stammen aus dem Jahr 2016. Heute ist der Ölpreis höher als damals. Haushalte mit niedrigem Einkommen dürften heute bereits 15 % ihrer Einkünfte für Ölprodukte ausgeben.

Wer sich am oberen Ende der Einkommensverteilung befindet, hat kaum ein Problem. Hier müssen weniger als 2 % berappt werden. Das dürfte den Konsum anderer Produkte kaum beeinflussen. Wenn ein Geringverdienerhaushalt allerdings statt 12 % nun 15 % ausgeben muss, muss das an anderer Stelle gespart werden.

Bei geringem Einkommen bleibt keine andere Wahl. Es müssen mehr oder minder 100 % des Einkommens ausgegeben werden, um über die Runden zu kommen. Wird ein Gut teurer, auf das man nicht verzichten kann, muss an anderer Stelle gestrichen werden.

Die Steuerreform ändert daran wenig, denn für Geringverdiener liegt die Entlastung im sehr tiefen einstelligen Prozentbereich. Die Steuerentlastung ist also bereits aufgebraucht. Für mehr Konsum bleibt da nichts übrig. Höhere Ölpreise graben zunehmend das Wachstumspotential des privaten Konsums ab.

Temporär gehen Haushalte dazu über, die Mehrausgaben über Kreditkarten zu finanzieren. Das ist aber auch nicht billig. Die Zinsen liegen bei knapp 16 % (Grafik 2), obwohl das allgemeine Zinsumfeld nach wie vor außergewöhnlich ist und für niedrige Zinsen spricht. Anstatt die niedrigen Zinsen weiterzugeben, zahlen Konsumenten für ihre Kreditkartenschulden heute mehr als 2006/07 als die Zinsen noch recht hoch waren.

Der US-Konsument, gerade Geringverdiener, werden derzeit an allen Ecken und Enden ausgenommen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sich das auch im Konsumentenvertrauen widerspiegelt. Es könnte sogar ein Einflussfaktor für die Midterm Wahlen in den USA im Herbst werden.

Ein Teil der Stammwählerschaft der Republikaner ist von steigenden Ölpreisen besonders betroffen. Für Jubelstimmung sorgt der Trend also nicht, auch wenn ein Großteil des Preisanstiegs nichts mit der Politik zu tun hat. Der Entscheid zum Iran hat den Ölpreis vielleicht um 5 Dollar je Barrel erhöht, doch das hat wenig mit dem Anstieg von 40 Dollar auf 60 Dollar zu tun.

Wie dem auch sei, der höhere Ölpreis wird für viele US-Konsumenten immer mehr zum Problem. Ein Preisanstieg von 5 Dollar je Barrel kostet Konsumenten 25 Mrd. Dollar pro Jahr, die dem restlichen Konsum dann fehlen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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