Kommentar
08:38 Uhr, 02.02.2015

Ölpreis +8% in wenigen Stunden: was ist passiert?

Öl kann nicht nur fallen. Das wurde Freitag Abend eindrucksvoll klar. Das war ein Short Squeeze par excellence. Diese kommen nicht von ungefähr. Im Fall von Öl wurden Zahlen veröffentlicht, die zu purer Kaufpanik geführt haben.

Erwähnte Instrumente

In den USA wird sehr genau über das Ölgeschäft gewacht. Neue Daten werden wöchentlich veröffentlicht. Zeigen sich große Veränderungen in diesen Daten (z.B. wöchentliche Lagerbestände), dann können diese das Stimmungsbild von Anlegern schnell verändern. Das geschah auch am vergangenen Freitag als die neuen Daten zur Anzahl von Förderanlagen in den USA veröffentlich wurden.

Seit Beginn des Ölpreisrutsches hat sich überraschend lange nichts getan. Die Zahl an Bohrtürmen, die in Betrieb sind, hatte sich lange Zeit nicht verändert. Bis Mitte Dezember lag der Wert bei ca. 1.900 Bohrtürmen. Dieser Wert lag lediglich knapp unter dem Jahreshoch als 1.930 Bohrtürme in Betrieb waren. Erst Ende Dezember begann die Stilllegung von Anlagen – dafür dann aber richtig. In den vergangenen 4 Wochen sind 300 Bohrtürme außer Betrieb gegangen. Das sind über 15% aller Bohrtürme, die noch vor wenigen Wochen Öl gefördert haben.

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Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei fallenden Ölpreisen die Förderkapazität ab einem gewissen Punkt verringert wird. Das kann man in jedem Preiszyklus beobachten. Das 2008 genauso wie 2001. Die Geschwindigkeit, mit der Bohrtürme außer Betrieb gehen, ist allerdings neu. So schnell wie in den vergangenen 4 Wochen wurden Förderanlagen noch nie zuvor stillgelegt. Damit hat sich die Sachlage nun dramatisch verändert.

In den vergangenen zwei Preiszyklen 2001 und 2008 wurde die Zahl an Bohrtürmen über eine Dauer von 9 bis 10 Monaten reduziert. Halliburton und Baker Hughes bestätigen dieses Bild auch auf Sicht einer längeren Historie. Wenn der aktuelle Preiszyklus also nicht komplett anders ist als alle anderen zuvor, dann müsste die Anzahl an Bohrtürmen bis ins dritte Quartal 2015 rückläufig sein. Denkbar ist ein Ende der Stilllegungen bis Ende September. Der Ölpreis findet häufig etwas früher einen Boden. Für gewöhnlich beginnt der Ölpreis 3 bis 5 Monate früher eine Bodenbildung.

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Chart 2 zeigt ein mögliches Szenario für 2015 auf Basis früherer Zyklen. Demnach würde die Kapazität ab Mitte Jahr nicht mehr sinken. Der genaue Zeitpunkt ist schwer abzuschätzen. Der Zielmonat wäre eigentlich September. Durch das Tempo der Stilllegungen ist aber auch Juli sehr gut denkbar. Dann würde sich für den Ölpreis eine Bodenbildung frühestens im März und spätestens im Juli ergeben.

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  • DirkBrückner
    DirkBrückner

    Sehr geehrter Herr Baron,

    in Chart 2 gehen Sie davon aus das wir noch Barrelpreise um die 30 $ sehen werden, korrekt?

    MIt freundlichen Grüßen

    Dirk Brückner

    07:43 Uhr, 03.02. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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