Ölmarkt: „Der Wendepunkt rückt näher“
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Ist der Ölpreisverfall nun endgültig gestoppt? Nachdem der Preis pro Barrel Anfang des Jahres unter die Grenze von 30 US-Dollar gefallen ist, hat sich der Kurs erholt und liegt unterdessen wieder auf dem Niveau vom letzten Dezember. Roberto Cominotto, Fondsmanager des JB Energy Fund, rechnet zwar mit weiterer Volatilität. Für ihn ist aber klar, dass ein Wendepunkt im Ölmarkt näher rückt. Die aktuelle Ölpreiskrise wurde durch die Angebotsseite verursacht. Das Nachfragewachstum ist hingegen so stark wie seit Jahren nicht mehr. „Wir erwarten nun, dass die größten Investitionskürzungen, welche die Öl- und Gasindustrie je gesehen hat, zu einem Angebotsrückgang führen werden. Bei gleichzeitig weiter wachsender Nachfrage dürfte das Überangebot im Laufe des zweiten Halbjahres absorbiert werden.“
Der wichtigste Treiber dafür sei im laufenden Jahr die rückläufige Ölproduktion der USA. US-Schieferöl reagiere schneller auf Investitionskürzungen als konventionelle Ölvorkommen. Der Rückgang der Anzahl aktiver Bohranlagen in den USA um mehr als 75 Prozent seit Mitte 2014 schlage sich nun seit einigen Wochen deutlich in den Produktionsvolumen nieder. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Der Wachstumsmotor des globalen Ölangebots der letzten sechs Jahre verzeichne somit 2016 einen deutlichen Rückgang. Laut Cominotto verringert sich die Produktion in den USA im Vergleich zum Jahr 2015 um 0,9 Millionen Barrel pro Tag. „Diese Entwicklung wird der Schlüsselfaktor für die Wiederherstellung eines Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage auf dem Ölmarkt in diesem Jahr sein.“ Ab 2017 werden sich die globalen Investitionskürzungen dann auch auf die konventionelle Ölförderung auswirken. Die könnte dann sogar zu einem Angebotsdefizit führen.
Die Aufhebung der Sanktionen im Iran und schwächere Nachfrage seien zu Beginn dieses Jahres oft als Gründe für tiefere Ölpreise genannt worden. Tatsächlich rechnet Cominotto damit, dass der Iran 2016 seine Produktion um 0,7 Millionen Barrel pro Tag erhöhen wird. Dies werde aber durch den Rückgang der US-Produktion mehr als kompensiert. Von einer Nachfragekrise könne keine Rede sein. Die globale Nachfrage sei 2015 so stark gewachsen wie seit der Finanzkrise nicht mehr und für 2016 rechnet Cominotto konservativ mit einem weiteren Wachstum von rund einer Million Barrel pro Tag.
Häufig werde die kriselnde chinesische Wirtschaft als einer der Gründe für den Fall des Ölpreises in den vergangenen eineinhalb Jahren angeführt. Cominotto bestreitet dies: „Anders als vielerorts angenommen ist die Nachfrage nach Öl nicht mit Infrastrukturinvestitionen korreliert, sondern vielmehr mit dem Konsum.“ Die Ölimporte Chinas seien auf weiterhin hohem Niveau und verzeichneten über die letzten Jahre hinweg ein stetiges Wachstum. Hauptsächlich liege das an einem Anstieg der Autoverkäufe. Diese Autos seien kein Ersatz für ältere Wagen, sondern zusätzliche Fahrzeuge auf den Straßen von Shanghai, Peking und weiteren Millionenstädten. Zudem zeichne sich in China ein klarer Trend zu größeren Autos und SUVs ab.
Ein weiterer Irrglaube ist laut Cominotto, dass erneuerbare Energien aufgrund des niedrigen Ölpreises an Attraktivität verlieren: „Wir sehen kaum einen Einfluss der niedrigen Rohstoffpreise auf die Installation von erneuerbaren Energiequellen, obwohl wir uns bereits seit 18 Monaten in einer Ölpreis-Krise befinden.“ Der Experte erklärt dies mit einem Beispiel: „Windparkprojekte erstrecken sich beispielsweise über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren. Ein Windparkinvestor wird daher seinen Investitionsentscheid basierend auf seinen Strompreisszenario für die nächsten 20 bis 30 Jahre fällen. Kurzfristige Strompreisschwankungen spielen kaum eine Rolle.“ Zudem seien die Strompreise für erneuerbare Energien in vielen Märkten vertraglich über rund 20 Jahre fixiert.
Stattdessen gewännen erneuerbare Energien zunehmend an Bedeutung, stark getrieben durch die Nachfrage aus China, den USA und Indien. So sei 2015 die Zahl der Solaranlagen um 25 Prozent gestiegen. 2016 sollten die Neuinstallationen um weitere 20 Prozent zunehmen.
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