Kommentar
08:14 Uhr, 24.03.2015

Öl, Öl, Öl - und was ist mit Gas?

Im Schatten des Ölpreises hat sich auch der Gaspreis massiv bewegt. Alle warten beim Öl auf den Turnaround. Finden wird man ihn wahrscheinlich zuerst beim Gaspreis.

Öl- und Gaspreis sind relativ eng korreliert, wobei der Gaspreis deutlich volatiler ist. Grafik 1 zeigt die Preisentwicklung der letzten Jahre. Der Gaspreis neigt zu heftigen Ausschlägen. Das liegt vor allem daran, dass die Nachfrage sehr viel volatiler ist als bei Öl. Die Gasnachfrage hängt vor allem davon ab wie lang und wie kalt der Winter ist. Die Saisonalität ist sehr viel ausgeprägter als bei Öl, obwohl es auch dort eine gewisse Saisonalität gibt.

Die enge Korrelation macht Sinn, denn die Förderung von Gas ist inzwischen stark von der Ölförderung abhängig. Grafik 2 zeigt die Gasproduktion in den USA und die Bohraktivität für Öl und Gas. Die Zahl der Bohrungen nach Gas ist seit 2007 dramatisch zurückgegangen. Damals standen sie bei 1.400, inzwischen sind es weniger als 400. Trotzdem steigt die Produktion. Der Produktionsanstieg fällt mit der deutlichen Ausweitung der Aktivität im Ölsektor zusammen. Das liegt daran, dass aus Ölvorkommen auch Gas gewonnen wird. Es fällt quasi als Nebenprodukt bei vielen Quellen an, weil beides häufig in einer Stätte vorkommt.

Im Gegensatz zu Öl, bei dem eine Reduktion der Bohrtätigkeit erst sehr viel später zu einer Reduktion der Förderung kommt, macht sich die geringere Bohrtätigkeit und Erschließung neuer Quellen bei Gas schneller bemerkbar. Vergleicht man den Verlauf von Bohrungen und Produktion, dann ist der Zusammenhang gut erkennbar, vor allem aber ist er relativ zeitnah.
Sofern sich die Gesetze nicht komplett verändert haben ist ab Sommer mit einer Reduktion der Gasproduktion zu rechnen. Nach aktuellem Stand würde die Produktion um ca. 10% zurückgehen. Beginnt die Erschließung neuer Quellen nicht bald wieder anzusteigen, dann kann der Rückgang auch bis zu 15% betragen.
Im kommenden Winter kann das dann zu einer Lage führen, in der Gas vergleichsweise knapp ist. Knapp ist dabei wirklich relativ zu sehen. Grafik 3 zeigt die Produktion, den Verbrauch und den Lagerbestand. Verbrauch und Produktion driften stark auseinander. Würde die Produktion um 15% sinken, dann wären Angebot und Nachfrage in Einklang. Bei Gas reicht dieser Einklang allerdings bereits, um für große Preissprünge zu sorgen.

Das ist insbesondere denkbar, weil die Lager im Vergleich zu den Vorjahren nicht besonders gut gefüllt sind. Die gelagerte Menge liegt unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Bei Öl ist es genau umgekehrt. Insgesamt aber sind die Gaslager genauso ausgelastet wie die Öllager (ca. 70%). Von Knappheit kann also überhaupt keine Rede sein. Darauf kommt es allerdings auch nicht an. Es geht um den Trend und wenn der Trend bei der Produktion nach unten zeigt, dann steigen die Preise relativ rasant an.

Viele Analysten bringt das zu dem Schluss, dass der Gaspreis bis Jahresende auf 4 oder sogar 5 USD steigen könnte. Das ist ein Anstieg von 50 bis 80%.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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