Ökonomen warnen vor Top-Rating-Verlust für Frankreich und Deutschland
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Die Ratingagentur Fitch hatte sich Ende vergangener Woche den europäischen Bankensektor vorgeknöpft und sieben der größten Institute -darunter auch die Deutsche Bank - eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit angedroht. Einen Schritt weiter ging Standard & Poor\\\'s. Die Agentur hatte am Freitag die Kreditwürdigkeit der französischen Großbank BNP Paribas um eine Stufe gesenkt. Die Institute gerieten wegen ihrer großen Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft zu sehr in Mitleidenschaft von den Schwankungen an den Märkten, die etwa durch die Schuldenkrise entstehen, monierten die Bonitätswächter.
Eine gravierende Folge der wankenden Geldriesen ist zudem, dass der labile Sektor den Staaten neue finanzielle Belastungen aufbürdet, da diese als Bankenretter auf den Plan treten müssten. Die Chefvolkswirte von Commerzbank und Barclays Capital Deutschland, Jörg Krämer und Thorsten Polleit, rechnen deshalb angesichts drohender staatlicher Stützungsmaßnahmen für den Bankensektor sowie für hoch verschuldete Euro-Länder fest damit, dass beispielsweise Frankreich seine Top-Kreditwürdigkeit verlieren wird. „Ein neues Rettungspaket für die Schuldenländer wird auch die französischen Staatsfinanzen belasten“, sagte Krämer gegenüber „Handelsblatt Online“. Er sehe daher die Gefahr, dass Standard & Poor’s die Bonitätsnote Frankreichs bereits in den kommenden Wochen mit einem negativen Ausblick versieht. "Im kommenden Jahr könnte dann die Bestnote Triple-A endgültig fallen". Zum einen werde das französische Wirtschaftswachstum "deutlich" nachlassen. "Zum anderen dürften die Politiker wegen des Präsidentenwahlkampfs zögern, Steuern zu erhöhen oder Ausgaben zu senken", mutmaßt der Volkswirt.
Auch für Krämers Kollegen, dem Barclays-Chefökonom Polleit, ist die Gefahr, dass Frankreich sein AAA-Rating verliert, naheliegend. "Die Probleme der heimischen Banken können zu massiven zusätzlichen Belastungen für die Finanzlage des französischen Staates werden", sagte er "Handelsblatt Online". Und die Haushaltslage der Franzosen sei bereits alles andere als vertrauenserweckend. Polleit hält es überdies für möglich, dass auch Deutschland in den Fokus der Rating-Agenturen gerät. „Die Hilfeleistungen, die die Bundesregierung anderen Euroraum-Ländern geben will, können zu einer drastischen Verschlechterung der Entwicklung der Schuldenlasten führen, die dann in der Tat auch Zweifel am Top-Rating wecken könnten.“
Sollte Frankreich seine Top-Bonität verlieren, droht Experten zufolge gar ein rasches Auseinanderbrechen der Euro-Zone. Der DIW-Forschungsdirektor Ansgar Belke begründete dies bei „Handelsblatt Online“ mit der Bedeutung Frankreichs für den Euro-Rettungsfonds EFSF. Das Land stehe für den Fonds mit der mit Abstand zweithöchsten Garantiesumme grade. Der Verlust des Top-Ratings könne daher „eine tragende Säule des Euro Rettungsschirms ins Wanken bringen“. Entweder ergäbe sich bald ein Anlass zu einem Rückzug Frankreichs als Garantiegeber des EFSF oder das Land bliebe aus Furcht vor Reputationsverlusten dabei, was zu einem schlechteren Rating des EFSF insgesamt und zu höheren Kosten der Kapitalaufnahme durch den Fonds führen würde“, folgerte der Ökonom. Bereits im Sommer hatte Standard & Poor's vor einer Abstufung Frankreichs gewarnt.
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