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09:37 Uhr, 08.08.2011

Ökonomen befürchten Überschwappen der Schuldenkrise auf die Realwirtschaft

Berlin (BoerseGo.de) – Ein Überschwappen der Verwerfungen an den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft hielt sich bisher in Deutschland noch in Grenzen. Nun aber befürchten einige Experten, dass die neuesten Entwicklungen in der Schuldenkrise - sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks - den deutschen Aufschwung gefährden könnten.

Insbesondere die Herabstufung der US-Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) dürfte ihre Kreise ziehen. "Die Diskussion kann weiter auf die Stimmung der Unternehmen und Haushalte in den USA schlagen und dazu führen, dass sie Investitionen und einige größere Käufe vorerst zurückstellen", sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, der Zeitung „Welt" von Montag. "Damit würde die Konjunktur einen weiteren Dämpfer erhalten, sowohl in den USA als auch bei uns."

Was der Experte anspricht, ist das psychologische Momentum: Wenn alle glauben, dass die Konjunktur einbricht, werden Investitionen wie Aufträge zurückgestellt, und die Nachfrage bricht ein – es kommt zu einer sich selbst erfüllenden Rezessionsprophezeiung. Und anders als nach 2008 haben die Industriestaaten aktuell kaum fiskalische Möglichkeiten, um sich für weitere Rettungspakete zu verschulden oder um Leitzinsen zu senken.

Ähnlich äußerte sich auch Joachim Scheide, Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW). Er befürchtet, dass die Auswirkungen der Abwertung hierzulande spürbar sein werden. "Es kann sein, dass sich durch die Herabstufung der Bonität die Nachfrage nach amerikanischen Staatsanleihen abschwächt", sagt Scheide der "Welt". Dadurch könnten die Zinsen in den USA steigen. "Höhere Zinsen würden die amerikanische Konjunktur abwürgen, das könnte auf die Welt ausstrahlen und natürlich auch auf Deutschland."

Zuversicht für die Konjunkturentwicklung in Deutschland ist hingegen aus den Reihen der Politik zu vernehmen. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und jetzige FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle sagte der Bild-Zeitung (Montag), Deutschland sei gut aufgestellt, das Wachstum weiterhin robust. „Von daher erwarte ich für uns keinen Konjunktureinbruch", beruhigt Brüderle.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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