OECD: Ein langer Weg zurück zum Status quo ante
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Washington (Godmode-Trader.de) - Die Folgen der Corona-Pandemie sind dermaßen unglaublich, dass Experten weit in die Geschichte zurückblicken müssen, um ein ähnliches Ausmaß des wirtschaftlichen Einbruchs finden zu können. Diese Woche hat bereits die Weltbank davon gesprochen, dass es seit Ende des Zweiten Weltkriegs kein vergleichbares Ereignis gibt, das die Weltwirtschaft derart beschädigt hat, wie die aktuelle Corona-Pandemie.
Heute legte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nach. In dem „Drahtseilakt für die Weltwirtschaft“ (World Economy on a Tightrope) betitelten Bericht hat die Industrieländerorganisation eine Prognose abgegeben, wie sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2020 und im Jahr 2021 entwickeln wird. Und dies Vorausschau fällt gnadenlos aus:
Die OECD rechnet für das laufende Jahr mit einem Einbruch der Weltwirtschaft um 6,0 Prozent. In der Eurozone erwarten die OECD-Ökonomen einen Rückgang um 9,1 Prozent, in den USA dürfte der Einbruch 7,3 Prozent betragen. Für Deutschland wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent prognostiziert. Den OECD-Prognosen zufolge wird Chinas Bruttoinlandsprodukt 2020 ebenfalls schrumpfen, und zwar um 2,6 Prozent.
Nach Ansicht der OECD bestehen nach wie vor enorme Abwärtsrisiken. Und der Weg zum Status-quo-ante ist ein langer: Selbst im günstigsten Fall müssen die großen Euro-Volkswirtschaften Frankreich und Italien damit rechnen, dass ihre Wirtschaftskraft noch Ende 2021 um mehr als vier Prozent unter dem Stand von vor der Pandemie liegt.
Müsste die Weltwirtschaft den Nackenschlag einer zweiten Welle verkraften, wären die Auswirkung gerade für Europa noch schlimmer. Frankreich und Italien, und auch Großbritannien müssten dann 2021 mit einem Bruttoinlandsprodukt klarkommen, das immer noch fast zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveaus rangiert.
Angesichts der Tatsache, dass einige Branchen mit langfristigen Schäden konfrontiert sind - die Fluggesellschaften haben bereits Tausende von Stellenkürzungen angekündigt - warnte die Organisation, dass eine Zunahme der Insolvenzen und eine anhaltende Periode der Arbeitslosigkeit sehr wahrscheinlich ist. „Es ist wirklich wichtig, dass wir den Fehler der Finanzkrise nicht wiederholen und dass wir diesen Übergang unterstützen, bis Wachstum und Beschäftigung wieder in Schwung kommen", sagte OECD-Chefökonom Laurence Boone.
Die Industriestaatengruppe machte auch die sozialen Auswirkungen und die sich vertiefenden Verwerfungen, die durch das Virus entstanden sind, deutlich. Es entstehen mehr Handelsbeschränkungen, und die Abriegelungen haben die Ungleichheiten unter den Arbeitnehmern zum Vorschein gebracht, wobei die jüngsten und am wenigsten qualifizierten Arbeitnehmer an vorderster Front stehen. Boone findet deutliche Worte: „Eine solche Unsicherheit haben wir noch nie erlebt", sagte er.
Es bleibt eine beispiellose Herausforderung für die Regierungen, die bereits Milliarden ausgegeben haben, um Unternehmen und Arbeitnehmer bis zum Wiederanlauf ihrer Volkswirtschaften über Wasser zu halten. Der OECD zufolge müssen die politischen Entscheidungsträger eine Gratwanderung vollziehen: weiterhin außergewöhnliche und kostspielige Sicherheitsnetze bereitstellen, gleichzeitig aber Vorsicht walten lassen, um sich nicht für einen zu langen Zeitraum darin zu verheddern.
Auch die Schuldenproblematik infolge der billionenschweren Hilfsmaßnahmen treibt die OECD um. Einer deutlich gestiegenen Last von Verbindlichkeiten steht der Organisation zufolge eine deutlich geringere finanzielle Leistungsfähigkeit der Staaten gegenüber. Doch nicht nur Staaten, auch Unternehmen verschulden sich. Ermutigt durch niedrige Zinsen und die lockere Geldpolitik der Zentralbanken haben Firmen Fremdkapital in Rekordhöhe aufgenommen. Das macht den privaten Sektor besonders anfällig für eine tiefgreifende Rezession.
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