Fundamentale Nachricht
16:00 Uhr, 11.11.2016

Nur diese Frau kann Trump noch stoppen

Die Hoffnungen aller Trump-Gegner ruhen nun auf Janet Yellen. Wird sie dem designierten US-Präsidenten mit Zinserhöhungen das Leben schwer machen? Ist der Trump-Spuk vielleicht bald wieder vorbei?

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Der künftige US-Präsident Donald Trump mag der mächtigste Mann der Welt sein, aber er muss künftig mit einer Frau auskommen, die wohl nur unwesentlich weniger mächtig ist als er selbst. Die Rede ist nicht etwa von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der britischen Premierministerin Theresa May, sondern von Janet Yellen, der Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve.

Die Beziehung zwischen Trump und Yellen kann man als unterkühlt bezeichnen: Trump warf Yellen während des Wahlkampfs vor, die Zinsen in den USA künstlich niedrig zu halten, um Hillary Clinton zu begünstigen. Nach der Wahl kommen aber eher versöhnliche Töne aus dem Trump-Camp. Ein wirtschaftlicher Berater des künftigen US-Präsidenten erklärte laut "Wall Street Journal", dass Trump Yellen nicht zu einem Rücktritt bewegen wolle. Allerdings werde Trump Yellen nach dem Ende ihrer Amtszeit im Februar 2018 auch nicht für eine weitere Amtszeit nominieren. Stattdessen wolle Trump eine Person für den Fed-Chefposten nominieren, die mehr mit Trump auf einer Wellenlänge liege.

Doch Yellen könnte für Trump gefährlich werden. Denn die Zinspolitik ist für die Wirtschaftsentwicklung viel wichtiger, als gemeinhin verstanden wird. Sind die Zinsen niedrig, werden mehr Kredite aufgenommen und es wird mehr investiert. Doch steigen die Zinsen irgendwann wieder, dann werden viele Investitionen, die zuvor rentabel waren, plötzlich unrentabel. Werden die Zinsen zu schnell und zu stark erhöht, droht sogar eine Rezession.

Auch an der US-Immobilienkrise war die Zinspolitik der Fed wohl nicht ganz unschuldig. Nachdem die Zinsen in den Jahren 2001 bis 2004 stark auf 1,0 Prozent gesenkt wurden, erhöhten die Fed-Präsidenten Alan Greenspan und später Ben Bernanke den Leitzins von Juli 2004 bis Juli 2006 wieder auf 5,25 Prozent. Der durch billige Kredite angeheizte Immobilienmarkt kollabierte in der Folge und löste rund zwei Jahre später die Finanzkrise mit aus.

Sollte die Fed jetzt dazu übergehen, die Zinsen deutlich schneller und stärker zu erhöhen, als dies erwartet wird, könnte auch dieses Mal ein wirtschaftlicher Zusammenbruch drohen. Die US-Wirtschaft ist inzwischen abhängig von extrem niedrigen Zinsen. Bei niedrigen Zinsen werden durch billige Kredite auch Investitionen finanziert, die bei höheren Zinsen nicht mehr rentabel sind.

Werden die Zinsen jetzt deutlich erhöht, könnte das dem künftigen US-Präsidenten das Leben schwer machen. Trump würde früher oder später wohl mit Schimpf und Schande aus dem Weißen Haus vertrieben werden. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Trump sollte jedenfalls nicht den Fehler begehen, Janet Yellen zu unterschätzen.

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18 Kommentare

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  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Glaubt noch jemand ernsthaft dass die Zinsen im Dezember erhöht werden und die FED dem EUR/USD den "Overkill" gibt?

    An wen will USA dann noch exportieren? Keiner kann sich einen hohen USD Wechselkurs leisten.

    11:05 Uhr, 15.11.2016
  • haku42
    haku42

    Ein unkluger Mann,
    Der zu andern kommt,
    Schweigt am besten still.
    Niemand bemerkt,
    Daß er nichts versteht,
    So lang er zu sprechen scheut.
    Nur freilich weiß,
    Wer wenig weiß,
    Auch nicht, wann er schweigen sol

    19:42 Uhr, 11.11.2016
  • kingkong007
    kingkong007

    Wer hat Sie denn geritten !

    18:00 Uhr, 11.11.2016
  • StefanS
    StefanS

    Lasst doch dieses Trump Bashing. Akzeptiert demokratische Wahlergebnisse. Ich versuche ja auch mein Bestes Merkel & Co zu ertragen

    17:27 Uhr, 11.11.2016
  • bensh_ll
    bensh_ll

    Vielleicht wird sie ja auch fruehzeitig das Handtuch werfen..

    Und im Zweifel, wenn es zu bunt wird kann er sie ja auch "feuern". :-)

    http://www.wsj.com/articles/donald-trump-not-seeki...

    16:57 Uhr, 11.11.2016
  • Teebeutel
    Teebeutel

    Trump kann Yellen jederzeit abberufen. Mich stört die Überschrift, daran erkennt man sofort das der Verfasser ein Trump Gegner ist.

    16:56 Uhr, 11.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • bensh_ll
    bensh_ll

    "Sollte die Fed jetzt dazu übergehen, die Zinsen deutlich schneller und stärker zu erhöhen, als dies erwartet wird, könnte auch dieses Mal ein wirtschaftlicher Zusammenbruch drohen. "

    Das wird nicht passieren.. Schrittweise Erhoehung. Und im Dezember wird es mal wieder Zeit fuer eine Erhoehung.

    Und vertrieben wird Trump in keinem Fall. Ich denke eher es wird eine 180-Grad Wende zum Wahlkampf geben.

    Und die Marktreaktion sagt ja schon mal alles. Wechsel kann auch was gutes haben.

    Infrastrukturprojekte, niedrigere Steuern, Law & Order.. Schluss mit dem regulatorischen Wahnsinn.

    Make America great again ;-)

    16:52 Uhr, 11.11.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Dommi
    Dommi

    Ich bin mal gespannt wie das weiter geht, man sollte erst einmal abwarten. Trump macht das ja nicht alleine, hat auch seine Berater. Nicht alles gleich so schwarz sehen.

    16:48 Uhr, 11.11.2016
  • smarttrader
    smarttrader

    Sie irren, Herr Baron. Sollte Yanet Yellen ohne guten Grund die Zinsen plötzlich deutlich anheben und die Wirtschaft kollabieren, würde man deshalb sicherlich nicht Trump aus dem Weißen Haus jagen. Der würde im Gegenteil Yellen Amtsmissbrauch vorwerfen und sie als Teil des Establishments brandmarken, das mit Hilfe der Fed das missliebige Wählervotum revidieren will und dafür den wirtschaftlichen Niedergang der USA und den Verlust von Millionen Arbeitsplätzen in Kauf nimmt. Das wäre Wasser auf die Mühlen von Trump.

    16:31 Uhr, 11.11.2016
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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