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11:41 Uhr, 03.05.2013

Nowotny zu Zinsentscheid: EZB handelte nicht aus Verzweiflung

Frankfurt (BoerseGo.de) - Ratsmitglied Ewald Nowotny hat die gestrige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank gegen Kritik verteidigt. „Wir sind in einem wirtschaftlichen Einbruch, und daher ist es richtig gegenzusteuern“, sagte der Chef der Oesterreichischen Nationalbank dem Ö1-Morgenjournal des ORF. Eine Verzweiflungstat sei das nicht gewesen.

Die EZB wolle weiterhin die Geldversorgung erleichtern und die Politik der niedrigen Zinsen längere Zeit beibehalten. Dann wüssten Investoren, worauf sie sich einlassen können. Denn ein Hauptproblem sei derzeit die mangelnde Nachfrage nach Krediten. Unternehmer würden nicht investieren, wenn sie keine guten Aussichten sehen, ebenso hielten sich die Konsumenten zurück, so Nowotny. Als Notenbank könne man nur die Angebotsseite positiv beeinflussen. „Das sind aber alles Voraussetzungen. Wir allein können Konjunktur nicht schaffen.“ Man könne schließlich die Pferde zur Tränke führen, saufen müssten sie selber, zitiert Nowotny den großen Ökonomen Maynard Keynes.

Einem Zeitungsbericht zufolge hat Bundesbankchef Jens Weidmann das Votum der EZB mitgetragen. Das berichtet die „Financial Times“ am Freitag mit Bezug auf Insider. Der deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen soll aber gegen die Reduzierung des Leitzinses gestimmt haben. Asmussen hatte schon vor dem Zinsentscheid am Donnerstag wiederholt vor den Risiken noch niedriger Zinsen gewarnt

Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag den Schlüsselzinssatz von 0,75 Prozent auf ein neues Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt. Damit reagierte sie auf die zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten sowie die sehr niedrige Inflationsrate und die schwache Kreditvergabe in der Eurozone. Der Schritt wurde von der Mehrheit des Marktes erwartet. Der Einlagensatz wurde bleibt unverändert bei 0,0 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz wurde dagegen von 1,5 Prozent auf 1,0 Prozent herabgesetzt. Eine Absenkung des Einlagensatzes in den negativen Bereich wollte EZB-Präsident Mario Draghi für die Zukunft nicht ausschließen. Die Maßnahme sei nur eine von vielen Optionen der Notenbank. Die Nebenwirkungen und die psychologischen Effekte müssten aber beachtet werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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