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14:12 Uhr, 25.07.2014

Notleidende Kredite könnten Bulgariens Banken langfristig vor Probleme stellen

Das Bankensystem in Bulgarien ist nach Meinung von Peter Svoboda, Senior Portfoliomanager der Erste Asset Management, grundsätzlich gut aufgestellt.

Wien (BoerseGo.de) - Eine Gefahr für Bulgariens Banken liegt in der steigenden Zahl notleidender Kredite und nicht in instabilen Bankinstituten, bei denen das Geld der Anleger nicht sicher wäre. „Das Bankensystem in Bulgarien ist grundsätzlich gut aufgestellt. Die Banken weisen – auch im Vergleich zu zentraleuropäischen Staaten – ein hohes Maß an Kapital und Liquidität auf“, sagt Peter Svoboda, Senior Portfoliomanager der Erste Asset Management.

Dennoch erkennt Svoboda Risiken bei Bulgariens Banken. So legt der Experte bei der Beurteilung der Banken den Fokus auf die Qualität des Kreditportfolios: „Die zunehmende Zahl von Kreditausfällen könnte für die bulgarischen Banken langfristig ein Problem werden“, sagt Svoboda. Im Zusammenhang mit den Kreditausfällen hat Bulgarien nun Verhandlungen mit der Europäischen Zentralbank (EZB) über eine Bankenaufsicht über die bulgarischen Banken durch die EZB aufgenommen, nachdem seit Ende Juni panikartige Geldabhebungen die heftigste bulgarische Finanzkrise seit mehreren Jahren ausgelöst haben.

Nach Angaben von Svoboda ist die Zahl der notleidenden Kredite innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 10 Prozent gestiegen, obwohl im selben Zeitraum die Gesamtzahl der vergebenen Kredite in Bulgarien abnahm. Dabei spielten Kredite für den Aufschwung der bulgarischen Wirtschaft eine entscheidende Rolle. „In den Boom-Jahren wiesen die bulgarischen Banken ein konstantes, vernünftiges Verhältnis von Einlagen und Ausleihungen auf. Sie vermieden Fremdwährungskredite und fokussierten sich vielmehr auf Hypothekarkredite. Auch Kredite von ausländischen Banken waren maßgeblich am Boom beteiligt“, so Svoboda.

Nach Abebben des Booms hätten einige ausländische Banken, allen voran griechische Institute, den Markt verlassen und eine große Lücke hinterlassen. Das eigentliche Problem des bulgarischen Bankensystems seien sinkende Eigenkapitalquoten. „Eine reale Bankenkrise könnte eintreffen, falls die massiv ausgegeben Kredite in Zukunft nicht zurückgezahlt werden“, erklärt der Investment-Experte und fügt an: „Die Probleme in Bulgarien sind hausgemacht, ein weiterer Kredit der EU hilft zwar in der aktuellen Krise, die Herausforderungen der Banken mit Blick auf notleidende Kredite werden damit aber nicht gelöst.“

Auch wenn die Lage in Bulgarien Ende Juni angespannt gewesen sei - eine Auswirkung auf andere CEE-Länder sei nicht zu befürchten. „Wir sehen keine Anzeichen dafür, dass sich die aktuelle Lage in Bulgarien auf die benachbarten Staaten auswirken könnte. Zudem ist der Ursprung der jüngsten Gerüchte, die den Banken-Run ausgelöst haben, noch immer nicht eindeutig geklärt“, erklärt Svoboda. Als Investor beobachtet Svoboda die Märkte der Südosteuropäischen Länder genau. Obwohl sich die Lage der Banken nicht einfach darstellt, sollen sich Anleger davon nicht beunruhigen lassen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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