Kommentar
15:00 Uhr, 09.10.2020

Notenbanken im Teufelskreis

Notenbanken retten den Aktienmarkt immer wieder. Paradoxerweise führt das zu immer mehr Instabilität.

Der Aktienmarkt ist grundsätzlich nicht das, was die Geldpolitik der Notenbank bestimmt. Das Mandat der US-Notenbank ist eindeutig. Die Preise sollen moderat steigen und es soll Vollbeschäftigung erreicht werden. Diese Ziele werden gefährdet, wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst. Wachstum wiederum hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist der Zustand des Finanzmarktes. Funktioniert der Finanzmarkt nicht richtig, droht das Wachstum zu versiegen. Das war 2008 eindrucksvoll zu sehen. Mit dem Bankrott von Lehman Brothers fror der Interbankenmarkt ein. Liquidität hörte praktisch auf zu existieren. Jeder wollte sich in Sicherheit bringen. Will jeder gleichzeitig seine Schäfchen ins Trockene bringen und fehlt gleichzeitig die Liquidität, kommt es zum Crash. Es gab für Notenbanken nur einen Ausweg. Sie mussten den Markt mit Geld fluten. Andernfalls wäre das globale Finanzsystem endgültig zusammengebrochen. Weitaus weniger schlimm wiederholte sich diese Systematik Ende 2018. Anleger hatten Angst, dass die Zinsen zu hoch sind. Die Notenbank hatte die Zinsen im Jahresverlauf gleich um einen Prozentpunkt angehoben. Aktien wurden verkauft. Gleichzeitig konnten sich Unternehmen kein Geld mehr beschaffen. Vor allem Unternehmen mit geringerer Bonität waren abgeschnitten.

Das hätte das Wachstum gefährdet. Die Notenbank griff daher ein. Erst setzte sie Zinserhöhungen aus, dann senkte sie die Zinsen. Im September 2019 kam es zu einer Liquiditätskrise bei Banken. Einige Banken hatten kaum noch Überschussliquidität. Um diesen Zustand zu beenden und das Wachstum nicht zu gefährden, wurde QE wieder eingeführt. Es wurden Anleihen in der Höhe von 60 Mrd. pro Monat gekauft.

Diese Liquiditätsschwemme führte dazu, dass Anleger höhere Risiken eingingen. Viel Liquidität und gleichzeitig immer weniger sichere Assets wie Staatsanleihen, die noch Rendite abwerfen, zwingen zu höherem Risiko. Der Markt stieg steil an. Dann kam Covid.

Da Anleger hohe Risiken eingingen, musste schnell liquidiert werden. Hat man wenig Risiko im Portfolio, weil etwa viel in Anleihen steckt, ist das nicht notwendig. Da wegen früherer Interventionen mehr riskante Assets gehalten wurden, war der Crash besonders heftig.

Der Crash wiederum fror das Finanzsystem ein. Die Notenbank musste wieder intervenieren. Nun ist die Geldschwemme noch ausgeprägter. Die Folge: Assets wie Anleihen sind noch unattraktiver. Anleger gehen noch höhere Risiken ein. Das half dem Markt die Verluste schnell wieder wettzumachen.

Die nächste Krise kommt jedoch bestimmt. Dann sitzen Anleger auf noch riskanteren Portfolien. Man kann sich nur ansatzweise vorstellen, was dann los ist. So führt jede Intervention zu noch mehr Risiko. Kommt es zum Schock, sind die Schockwellen aus diesem Grund jedes Mal größer. Ein Teufelskreis.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Bigdogg0806
    Bigdogg0806

    Karusell dreht sich bis es kaputt ist. Bis dahin ist ja alles gut.

    16:46 Uhr, 09.10. 2020
  • Effe
    Effe

    prima, lass es knallen

    15:11 Uhr, 09.10. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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