Notenbanken beenden Lockerungswettlauf
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Die Geldpolitik Neuseelands dürfte bei den meisten Anlegern nicht auf dem Radar sein. Neuseeland ist weit weg und zudem ein vergleichsweise kleines Land. Die Wirtschaftsleistung beträgt ca. 5 % der Wirtschaftsleistung Deutschlands. Sie liegt damit zwischen der Wirtschaftsleistung Katars und Griechenlands. Die neuseeländische Notenbank ist jedoch insofern interessant, weil sie eine der aggressivsten Lockerungen durchgeführt hat. Vor Krisenbeginn war die Notenbankbilanz praktisch frei von Staatsanleihen. Inzwischen hält sie fast 40 % aller ausstehenden Staatsanleihen. Nur Großbritannien und Japan liegen höher. Der Zinssatz wurde von 1 % auf 0,25 % gesenkt. Von vielen Notenbanken gilt ein Zinssatz zwischen 0 % und 0,25 % als die untere Grenze. Seit Einführung der Negativzinsen in Japan und der Eurozone hat bisher keine weitere Notenbank den Schritt in den negativen Bereich gewagt.
Die neuseeländische Notenbank sieht Negativzinsen nicht so kritisch. Sie spekulierte genau mit einem solchen Schritt. Anleger rechneten fest mit einer Absenkung in den negativen Bereich. Die Rendite zweijähriger Anleihen fiel in den negativen Bereich, doch dann kam der jüngste Zinsentscheid.
Eine Zinssenkung in den negativen Bereich wurde abgeblasen. Die Notenbank behält sich zwar weiterhin vor, weitere Maßnahmen zu beschließen, doch von Negativzinsen hat sie sich vorerst abgewendet. Entsprechend stark stiegen die Renditen für Anleihen.
Einige Notenbanken schließen Negativzinsen kategorisch aus. Dazu gehört auch die US-Notenbank. Die australische Zentralbank hält Negativzinsen derzeit für sehr unwahrscheinlich. In Kanada heißt es, dass Negativzinsen ein Instrument sind. Unausgesprochen bleibt, dass dieses Instrument derzeit abgelehnt wird.
So bleibt nur noch die Bank of England. Hier notieren zweijährigen Anleihen seit Mai im negativen Bereich. Der Markt erwartet den Zinsschritt ins Negative also schon lange und wartet weiterhin.
Anstatt an der Zinsschraube zu drehen, werden lieber mehr Anleihen gekauft. Die Bank of England hat die Käufe aufgestockt. Das schöpft die zusätzlich zu erwartenden Staatsschulden genau ab. Eine zusätzliche Lockerung ist es also nicht.
Trotz zweiter Coronawelle tut sich bei den Notenbanken wenig. Sie verändern die Geldpolitik derzeit nicht. Das sagt viel aus. Die Geldpolitik ist an ihre Grenzen gekommen – zumindest in dieser Krise. Das einzige effektive Mittel ist der Kauf von Staatsanleihen, um die Defizite zu finanzieren. Genau das wird seit März getan. Mehr kann derzeit nicht getan werden.
Der Lockerungswettlauf findet dadurch eine Art natürliches Ende. Es fehlt an neuen Instrumenten, um das Wachstum anzukurbeln. Das Schicksal der Wirtschaft liegt so mehr denn je in der Hand von Regierungen und weniger in der Hand der Notenbanken.
Clemens Schmale
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