Analyse
11:30 Uhr, 07.12.2022

NORTHERN DATA - Droht die nächste Enttäuschung?

Es gibt kaum ein volatileres Geschäft als das Bitcoin-Mining-Business. Vor einem Jahr hing der Himmel angesichts des Allzeithochs beim Bitcoin noch voller Geigen. Ein Jahr später hat sich die Lage um 180 Grad gedreht.

Erwähnte Instrumente

  • Northern Data AG
    ISIN: DE000A0SMU87Kopiert
    Kursstand: 7,155 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Northern Data AG - WKN: A0SMU8 - ISIN: DE000A0SMU87 - Kurs: 7,155 € (XETRA)

Der Bitcoin-Preis ist zeitweise um über 75 Prozent gefallen, die Strompreise sind gestiegen und die Hashrate (Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks) befindet sich nahe dem Allzeithoch, was bedeutet, dass es momentan schwierig ist, profitabel Bitcoin zu minen. Die Bitcoin-Mining-Firmen haben derzeit also mit vielen Herausforderungen zu kämpfen, was das ein oder andere Unternehmen bereits in die Insolvenz geführt hat.

Northern Data ist die einzige deutsche Mining-Firma, die börsennotiert ist. Heute wurden die Zahlen für den November vorgelegt. Das Unternehmen hat demnach im letzten Monat 210 (Vormonat 219) Bitcoin generiert und 227 (VM 217) Bitcoin verkauft. Das heißt, dass Northern Data auch Bitcoins aus dem eigenen Bestand verkauft hat, um die Kosten decken zu können. Der Erlös aus den Verkäufen stellte sich im November auf 4,1 (VM 4,8) Mio. EUR. Bislang wurden in diesem Jahr 2.614 Bitcoins geschürft und 2.794 Bitcoins verkauft. Dadurch wurde ein Erlös von 74,3 Mio. EUR generiert.

Die Anzahl der sich in Betrieb befindlichen Mining-Rechner stieg um 24 Prozent auf 35.808 Geräte gegenüber Oktober an, sodass die Hashrate des Unternehmens auf 3,28 (VM 2,64) Exa-Hash/Sekunde geklettert ist. Bis zum Jahresende plant die Gesellschaft zwischen 36.000 und 42.000 Mining-Geräte am Netz zu haben, was einer Hashrate von 3,5 bis 4,0 EH/s entspricht.

Bis Ende November erzielte Northern Data aus dem Mining, dem Verkauf von Hardware und dem Erbringen von Infrastukturleistungen einen Konzernumsatz von 188 Mio. EUR. Die Prognose für den Jahresumsatz in der Bandbreite von 200 bis 250 Mio. EUR wurde dahingehend präzisiert, dass das untere Ende erreicht wird, möglicherweise auch „geringfügig“ – bis zu 5 Prozent – darunter. Schaut man sich die Vergangenheit der Firma an, sollte man eher von davon ausgehen, dass die Prognose verfehlt werden könnte.

Deutlicher Wertberichtigungsbedarf in Sicht

Für das bereinigte EBITDA wurde die ziemlich breite Spanne von 40 bis 75 Mio. EUR bestätigt. Unter dem Strich dürften jedoch rote Zahlen stehen. Es ist nämlich ziemlich sicher davon auszugehen, dass deutliche Wertberichtigungen anstehen werden auf die noch im Bestand befindlichen Bitcoins und vor allem auf die Mining-Hardware. Analog zum Bitcoin-Preis sind die Preise für diese Spezial-Computer in den vergangenen zwölf Monaten ebenfalls stark gefallen. Experten sprechen von Abschlägen von bis zu 80 Prozent!

Weiter teilte das Unternehmen mit, dass im zweiten Geschäftsfeld Cloud-Computing, die Aussichten zwar vielversprechend seien, sich dies aber erst im kommenden Jahr im Umsatz bemerkbar machen wird. Positiv anzumerken ist, dass Northern Data, im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, sein Mining-Equipment nicht auf Kredit finanziert hat. Zumindest von dieser Seite droht also wenig Ungemach.

Zur juristischen Auseinandersetzung mit dem US-Miner Riot Blockchain gibt es noch keine Neuigkeiten. Riot hatte Northern Data ein Rechenzentrum in Texas abgekauft und klagt nun wegen angeblicher Vertragsverletzungen.

Fazit: Aktien von Bitcoin-Mining-Firmen sind wahrlich nichts für schwache Nerven. Innerhalb kürzester Zeit können sich die Papiere vervielfachen und ebenso schnell und heftig geht es dann auch in die andere Richtung. Fakt ist, dass im nächsten Bitcoin-Bull-Run die Aktien der überlebenden Mining-Unternehmen den Anstieg des Bitcoin-Preises wieder outperformen dürften. Anleger, die hier mitmischen möchten, sind aber vermutlich mit den Aktien der großen und solideren US-Mining-Firmen besser beraten als mit der Northern Data-Aktie. Zu oft hat das Unternehmen nun schon enttäuscht.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 189,90 222,00 277,90
Ergebnis je Aktie in EUR 12,06 -1,62 -1,17
KGV 1 -4 -6
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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