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12:15 Uhr, 26.04.2017

Nordkorea stark abhängig vom Handel mit China - Dreht Peking den Ölhahn zu?

Die USA forderten China bereits mehrere Male auf, die Zügel gegenüber Nordkorea anzuziehen. In diesem Jahr hat Peking erste Schritte eingeleitet, weitere könnten folgen.

Peking (Godmode-Trader.de) - Seit Montag wird an nordkoreanischen Tankstellen Benzin rationiert, berichtet der chinesische Journalist Mang Jiuchen in der Pekinger Parteizeitung „Global Times“ laut der „Welt“. Nur ausländische Diplomaten oder Autofahrer mit Benzinmarken werden bedient. Die einzige in Pjöngjang akkreditierte westliche Agentur, Associated Press, notierte die Benzinpreise. Diese stiegen über das Wochenende von 70 US-Cent pro Liter auf im Schnitt 1,25 US Dollar.

Die Chefunterhändler der USA, Japans und Südkoreas für die aktuell ausgesetzten Mehrparteien-Gespräche mit Nordkorea forderten das Land auf, sein Atom- und Raketenprogramm aufzugeben. Das Regime von Machthaber Kim Jong-Un stellt sich bislang quer und richtet sich vorsorglich auf neue Sanktionen ein. Nun berichtet die „Global Times“, dass Peking den Nachbarn erstmals den Ölhahn zudrehen könnte: „Falls Nordkorea seinen sechsten Nukleartest unternimmt, wird Peking härtere UN-Sanktionen unterstützen, einschließlich einem Ölembargo,“ schreibt die chinesische Zeitung. Treibstoff bezieht Nordkorea fast ausschließlich aus dem Reich der Mitte. Nordkoreas Außenhandel stieg 2016 auf sechs Mrd. US-Dollar. Davon entfielen 5,5 Mrd. Dollar, also 91,5 Prozent, auf den Warenaustausch mit China. Als größter Handelspartner und Energielieferant kann Peking dem Nachbarn sprichwörtlich das Wasser abgraben.

Die USA forderten China bereits mehrere Male auf, die Zügel gegenüber Pjöngjang anzuziehen. In diesem Jahr hat Peking erste Schritte eingeleitet. Am 19. Februar stoppte China alle Einfuhren nordkoreanischer Anthrazit-Kohle bis Ende 2017. Am 7. April verlangte die Zollbehörde zusätzlich, dass alle in chinesischen Häfen noch nicht entladenen Kohleschiffe nach Nordkorea zurückkehren müssen.

Anlass zu Zweifeln an der Haltung Pekings gibt es gleichwohl. Zollsprecher Xi Yanchun sagte Anfang April: Zwar hätten sich die Kohleimporte aus Nordkorea im ersten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark verringert. Doch zugleich sagte er, Chinas Gesamthandel mit Nordkorea habe im gleichen Zeitraum um mehr als ein Drittel zugenommen.

Auch die USA erhöhen den Druck: Die US-Regierung schickt derzeit einen Flottenverband um den Flugzeugträger "USS Carl Vinson" in die Nähe der korenaischen Halbinsel. Bereits am Dienstag legte das atomgetriebene Raketen-U-Boot "USS Michigan" in der südkoreanischen Küstenstadt Busan an. Am Mittwoch will sich US-Präsident Donald Trump in Washington mit US- Senatoren und wichtigen Ministern zum Thema Nordkorea beraten. Er hatte bereits mehrfach mit Alleingängen im Nordkorea-Konflikt gedroht, setzt aber auf eine Zusammenarbeit mit China.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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