Fundamentale Nachricht
12:24 Uhr, 06.01.2016

Nordkorea provoziert seine Nachbarn

Der nordkoreanische Atomtest hat seine Wirkung: Nicht militärisch, sondern politisch. Die Nachbarn des bitterarmen kommunistischen Landes reagierten mit Empörung. Für den Nordkorea-Experten Hartmut Koschyk ist der Atomtest „ein schwerer Rückschlag" für die innerkoreanische Annäherung.

Pjöngjang/Seoul/ Tokio (Godmode-Trader.de) - Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet — und zwar erfolgreich, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Mittwoch unter Berufung auf nordkoreanische Staatsmedien meldete. Aus Pjöngjang hieß es, man gehöre nach dem erfolgreichen Test zum Kreis der Länder mit fortgeschrittener Kernwaffentechnik.

Unabhängige Messungen deuten darauf hin, dass sich in Nordkorea tatsächlich eine nukleare Explosion ereignet hat: Der US-Geologiedienst USGS meldete ein Beben der Stärke 5,1. Ob es sich aber um eine echte Wasserstoffbombe gehandelt hat, bleibt zweifelhaft. Denn Wasserstoffbomben haben eine wesentlich höhere Sprengkraft als Atombomben, sind aber auch deutlich schwerer herzustellen.

Eines aber hat Pjöngjang mit Sicherheit erreicht: Seine Nachbarn zu verstören und zu provozieren. Entsprechend empört fielen die Reaktionen aus: „Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes“, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwoch. Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte einen Regierungsbeamten, wonach Japan weitere Sanktionen gegen das Nachbarregime verhängen könnte. Auch Südkorea kündigte Strafmaßnahmen gegen den Norden an. Die USA haben zudem die offensichtliche Verletzung von UN-Resolutionen verurteilt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, sagte in Washington: „Während wir diese Angaben derzeit nicht bestätigen können, verurteilen wir jedwede Verletzung von Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.“ Der UNO-Sicherheitsrat hat mittlerweile eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die Sitzung wurde von den USA und Japan beantragt und soll noch am heutigen Mittwoch stattfinden.

Nach Einschätzung des Nordkorea-Experten und CSU-Abgeordneten Hartmut Koschyk ist der Atomtest „ein schwerer Rückschlag" für die innerkoreanische Annäherung und den gewünschten Friedensprozess. Ein Hintergrund könnte sein, dass der junge Führer Kim Jong Un seine Machtbasis noch nicht hinreichend gefestigt habe und sich dem Militär gegenüber beweisen müsse, sagte Koschyk am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Er scheint seine Position aber zu überschätzen“, sagte Koschyk. Vermutlich werde China diesmal auch aus Rücksicht auf seine guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Südkorea „schärfer reagieren“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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