Kommentar
10:14 Uhr, 28.10.2015

Noch eine Hiobsbotschaft für den Ölmarkt

Die US Ölsorte WTI fällt heute unter 43 Dollar und macht damit den Weg frei zu den alten Tiefs bei knapp 38 USD.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 43,54 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 43,54 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Der Ölpreis hatte im Bereich von 43 USD eine gute Unterstützung. In den vergangenen 2 Monaten konnte der Preis in diesem Bereich 4 Mal nach oben drehen - nicht so heute. Dafür dürfte niemand geringeres verantwortlich sein als die US Politik.

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Republikaner und Demokraten befinden sich in einem erbitterten Budgetstreit. Werden keine Kompromisse geschlossen, dass wird das Schuldenlimit nicht erhöht und die USA wären zahlungsunfähig. Um das zu verhindert wird verhandelt und dabei werden etwas merkwürdige Kompromisse gefunden. Einer dieser Kompromisse sieht vor, dass die USA einen Teil ihrer Strategischen Ölreserven (SPR - Strategic Petroleum Reserves) verkaufen.

Details dazu, was die SPR überhaupt sind, lässt sich hier nachlesen. Im März hatte ich das Thema bereits aufgegriffen. Damals dachten die USA noch darüber nach die Überproduktion teilweise vom Markt zu nehmen, indem die SPR aufgestockt werden. Nun folgt die Kehrtwende. Statt von den niedrigen Preisen zu profitieren sollen die Reserven nun reduziert werden.

Insgesamt sollten 58 Mio. Barrel verkauft werden. Das geschieht nicht morgen, sondern wohl erst ab 2018. Es gibt also keinen sofortigen Effekt für den Markt und selbst wenn die 58 Mio. Barrel morgen auf den Markt kämen, sie decken weniger als zwei Drittel des täglichen, weltweiten Bedarfs. Trotzdem ist die Nachricht nicht gut. Anscheinend sind Politiker davon überzeugt, dass das Öl in den USA noch lange sprudeln wird und absolut keine Notwendigkeit für die hohen Reserven besteht.

Derzeit befinden sich 700 Mio. Barrel in den Reserven. Die Grafik zeigt wie sich die SPR seit deren Etablierung 1975 entwickelt haben. Der Marktwert der SPR schwankt mit dem Ölpreis und liegt bei 43 USD pro Barrel bei nun gut 30 Mrd. Dollar. Kurz vor der Finanzkrise lag der Wert noch bei knapp 100 Mrd. und vor dem Ölpreiscrash vor einem Jahr bei 73 Mrd. Zu diesen Zeitpunkten hätte sich der Verkauf gelohnt.

Der Staat macht mit dem Verkauf immer noch einen Buchgewinn. Der durchschnittliche Kaufpreis über die vergangenen 40 Jahre lag bei 27,10 USD pro Barrel. Rechnet man die Kosten der Lagerhaltung und die Kosten der Modernisierung der Lager mit ein, dann dürften die USA mit dem Verkauf nicht viel gewinnen.

Die Erlöse sollen ungefähr 3 Mrd. betragen. Dazu muss der Preis bis 2018 wieder deutlich steigen. Diese 3 Mrd. sollen der Reduktion des Haushaltsdefizits dienen. Die Idee ist vielleicht gut, doch 3 Mrd. sind ein winziger Betrag im Vergleich zum jährlichen Defizit. Dieses betrug zuletzt 440 Mrd. Es war das geringste Defizit seit Beginn der Finanzkrise. Es ist aber immer noch gigantisch. Die Einkünfte aus dem Verkauf von Öl sind nur symbolisch. Wenn durch dieses Symbol der Budgetstreit gelöst werden kann, dann soll das die US Regierung ruhig tun. Sinnvoll ist es zwar nicht, aber man kann nicht alles haben...

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2 Kommentare

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  • Protheus
    Protheus

    "Anscheinend sind Politiker davon überzeugt, dass das Öl in den USA noch lange sprudeln wird und absolut keine Notwendigkeit für die hohen Reserven besteht."

    Seit wann sind Politiker gute Investoren? Ein miserabler Artikel, vor allem mit Hinblick auf den Herdentrieb. Wenn man möchte, findet man auch in der dunkelsten Stunde noch ein paar tiefschwarze Neuigkeiten und schlachtet diese aus.

    Ich glaube auch, dass der Ölpreis nochmals tiefer sinken wird. Ich glaube aber nicht, dass er dort bleibt. Die Ölsandgeschichten werden z.B. von Shell schon begraben und dass der Iran wie angekündigt diese riesigen Mengen an Öl liefern kann, glauben noch nicht mal die Hühner.

    Momentan wird ein günstiger Ölpreis von mehr als einer Partei als Waffe benutzt. Ein kluger Investor durchschaut diesen Blödsinn, investiert jetzt, oder in einigen Monaten, und freut sich in der Zukunft. Als ich zuletzt aus dem Haus gegangen bin, war immer noch so gut wie alles auf den Straßen, zu Wasser und in der Luft mit Öl unterwegs. Und das wird auch noch ein bisschen länger so bleiben als sich einige das jetzt - in dieser für Öl-Longs ungemütlich dunklen Stunde - vorstellen möchten.

    13:05 Uhr, 28.10. 2015
  • 0815
    0815

    Der Ölpreis kommt auch so schnell nicht mehr zurück auf alte Niveaus. Viele betrachten nur die Angebotsseite die freilich dabei ist sich anzupassen, die strukturellen Anpassungen der Nachfrage werden aber häufig nicht betrachtet. Die starke Kostendegression erneuerbarer Energien und alternativer Mobilität sorgen für mittel/langfristig sinkender Nachfrage Dynamik. Zudem führt der Trend zur Urbanisierung zusätzlich zu weniger Individualverkehr pro Kopf.

    10:59 Uhr, 28.10. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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