Nintendo, Tesla, Zalando – Liegt das Geld an der Börse wirklich auf der Straße?
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Noch verrückter ging es beim Elektroauto-Hersteller Tesla vor einigen Jahren zu, als der Aktienkurs in nur einem Jahr von knapp 30 US-Dollar auf über 150 Dollar anstieg, um im Folgejahr nochmal auf über 280 Dollar je Aktie zu steigen. Oder nehmen Sie den Online-Händler Zalando. Dessen Aktien stiegen allein im Juli um satte 10 EUR, von 23 EUR auf über 33 EUR. Diese Renditen in Prozenten auszurechnen erzeugt Euphorie bei jedem Börsianer, nur wenn er daran denkt!
Die unwahrscheinliche Suche nach dem nächsten Megatrend
Viele Anleger lassen sich von diesen Entwicklungen mitreißen. Das erkennt man zum einen an den gestiegenen Börsenumsätzen in diesen Titeln und zum anderen daran, dass die Presse plötzlich über Aktien berichtet, von denen viele wohl nicht geahnt hätten, dass es sie überhaupt (noch) gibt.
Allein durch die mediale Berichterstattung fühlen sich daher viele Investoren berufen in diese Titel zu investieren oder, falls sie ihnen zu hochgejubelt erscheinen, selbst auf die Suche nach dem nächsten „Megatrend“ zu gehen. Die großen Börsenforen im Internet bieten jede Menge, oftmals verzweifelten, Lesestoff dazu.
Meine Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die Suche nach dem nächsten Megatrend der sprichwörtlichen Suche der Nadel im Heuhaufen gleicht. Der Aufwand ist oftmals nicht nur vergeblich, sondern auch höchst gefährlich – denn es droht bei einem Fehlinvestment der Totalverlust.
Zudem braucht es oft einen langen Atem. Wie lange mussten die frühen Apple-Investoren auf die Früchte ihrer Investition warten? Im Nachhinein erscheint uns der Erfolg sonnenklar, waren doch die Apple-Geräte ab Ende der 90er Jahren in jedem Hollywood-Streifen marketingwirksam platziert! Sie kennen die Geschichte von Mitgründer Ron Wayne, der seine 10 % Apple-Anteile für 800 Dollar verkaufte, die später Milliarden Dollar Wert gewesen wären? Nichtmal ein Gründer hat den Megatrend gesehen. Und selbst wenn Sie in diesen frühen Jahren der Computerindustrie investiert hätten, hätten Sie wirklich die richtige Wahl getroffen? Alpari, Commodore und andere große Namen wurden später beinahe wertlos an der Börse.
Der Irrglaube, die Welt zu verstehen
Ein weiteres Problem ist, dass wir Menschen meinen bestimmte Entwicklungen im Nachhinein plausibel erklären zu können. Auf einmal lesen wir von Experten und Hedgefondsmanagern, die die Finanzkrise und den Zusammenbruch der Weltwirtschaft 2008 hervorgesehen haben. Hinterher erscheinen uns Abläufe und Zusammenhänge plausibel und wir meinen ein Muster erkennen zu können. Wir hängen nun an den Lippen von Paypal- und Tesla-Gründer Elon Musk, weil uns seine Erfolge heute so planbar erscheinen. Nicholas Taleb, vielen im Zusammenhang mit dem Begriff „Schwarzer Schwan“ bekannt, hat dieses Verhalten mit seinem dreifachen Missverständnis, dem „Triplett der Opazität“, umschrieben.
1. Wir leben in der Illusion, die Gegenwart zu verstehen
2. Wir neigen zu einer retrospektiven Verzerrung der Vergangenheit
3. Wir überbewerten Fakten und trauen zu sehr Modellen
Unsere Aufmerksamkeit spielt uns hier einen Streich. Die Welt und ihre Innovationskraft ist so komplex, dass es höchst unwahrscheinlich ist, den nächsten Megatrend oder die nächste Weltwirtschaftskrise treffsicher hervorzusagen. Taleb nennt daher Innovationen „stochastische Ausreißer“. Es gibt dem zur Folge auch keine duplizierbaren Strategien oder Modelle, um Megatrends zu finden.
Fazit
Dies wiederum führt den rationalen Privatanleger zu einfachen Schlussfolgerungen.
1. Anleger sollten die im Rahmen ihrer zeitlichen und persönlichen Möglichkeiten geeignete Anlagestrategie wählen.
2. Die einfachste Form ist dabei die des passiven Investierens mit Indexfonds. Wenn es höchst unwahrscheinlich ist die nächste Superaktie zu identifizieren, warum dann nicht einfach einen Großteil der zur Verfügung stehenden Aktien kaufen und am Durchschnitt ihrer Entwicklung partizipieren?
3. Einzeltitelanleger sind gut beraten, einen bewährten Ansatz zur Aktienauswahl zu adaptieren, z.B. die Value- oder Quality-Strategie, statt auf Gerüchte oder Stories zu setzen.
Viele Grüße
Jakob Penndorf
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