Niedriger Ölpreis: Schlecht für die Wirtschaft?
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Ende letzten Jahres war US Notenbankchefin Janet Yellen noch regelrecht begeistert von den niedrigen Ölpreisen. Sie verkündete, dass dies für den privaten Konsum und die ganze Wirtschaft ein Segen sei.
Die Überlegung dahinter ist einfach wie bestechend. Müssen Verbraucher nicht mehr so viel für Benzin oder Heizöl ausgeben, dann bleibt mehr Geld übrig, welches sie an anderer Stelle ausgeben können. Der Rückgang der Ausgaben für Ölprodukte führt bei Ölunternehmen zu einer Reduktion der Investitionen und zum Stellenabbau, doch unterm Strich sollte der Effekt positiv sein – sogar deutlich positiv.
Die Rechnung scheint ohne den Wirt gemacht worden zu sein. Der Wirt ist in diesem Fall der US Verbraucher. Dieser hat entgegen aller Erwartungen nicht mehr, sondern weniger konsumiert. Im ersten Quartal 2015 gaben US Verbraucher gegenüber dem Vorquartal 79 Mrd. USD weniger für Benzin aus. Die Gesamtkonsumausgaben sanken im gleichen Zeitraum um 7,5 Mrd.
Das Wachstum der gesamten Konsumausgaben läuft parallel zum Anteil der Ölprodukte zu den Gesamtausgaben. Was bedeutet das? – Steigt der Ölpreis, dann muss mehr für Benzin ausgegeben werden. Das, was Konsumenten mehr für Benzin ausgeben müssen sparen sie nicht 1 zu 1 an anderer Stelle ein. Steigen die Ausgaben für Ölprodukte z.B. um 100 Mrd. USD, dann sinken die restlichen Konsumausgaben nicht um genau 100 Mrd.
Im umgekehrten Fall ist es nicht anders. Sparen Konsumenten bei Benzin, dann kommt das nicht in gleicher Höhe bei den restlichen Konsummöglichkeiten an. Sinken die Kosten z.B. um 100 Mrd., dann wird nicht automatisch um 100 Mrd. mehr essen oder shoppen gegangen. Genau davon waren Notenbank und Politik allerdings ausgegangen. Von der Ersparnis im ersten Quartal 2015 ist wenig in anderen Sektoren hängengeblieben. Konsumenten haben einen Teil der Ersparnis nicht ausgegeben, sondern auf die Seite gelegt oder Schulden abgebaut. So war das natürlich (von der Notenbank) nicht geplant!
Zu allem Überfluss hat die Ölindustrie ca. 30.000 gut bezahlte Jobs abgebaut. In diesem Jahr zahlt die Industrie wahrscheinlich über 3 Mrd. weniger an Löhnen, weil sie Jobs gestrichen haben. Dort hört die Geschichte jedoch noch lange nicht auf. Die Investitionen wurden drastisch zurückgefahren. Das gefährdet Jobs bei Serviceunternehmen und Lieferanten.
Schließt man vom ersten Quartal auf den Rest des Jahres, dann hat der niedrigere Ölpreis netto einen negativen Effekt aufs Wachstum. Es dürften über das Gesamtjahr ca. 30 bis 35 Mrd. weniger investiert werden. Ebenso sparen Amerikaner an die 60 Mrd. USD anstatt sie auszugeben. Zieht man noch die wegfallenden Arbeitsplätze mit ein, dann liegt der negative Effekt bei ca. 100 Mrd. Das sind ca. 0,5% der US Wirtschaftsleistung. Der niedrige Ölpreis wird entgegen aller Erwartung in diesem Jahr das US Wachstum senken und nicht steigern. Das steht alles unter der Annahme, dass sich der Konsum- und Investitionstrend des ersten Quartals fortsetzt.
Wer für die US Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von z.B. 2% erwartete, sollte nicht überrascht sein, wenn es am Ende nur 1,5% sind. Konsumenten freuen sich zwar über niedrige Preise, aber das schlägt sich nicht in Wachstum nieder. Das war auch in früheren Zeiten nicht anders.
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tja, sowas nennt man wohl volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Diese Kausalkette kam mir sofort in den kopf, als der Ölpreis fiel.
Die kann man auch global aufmachen. Den Ölstaaten fehlt nun die Hälfte der üblichen Einnahmen, mit entsprechender Wirkung auf deren Ausgaben. Diesen Sachverhalt kann man doch eigentlich bei allen Rohstoffen feststellen.
in einem globalen System, dass auch global auf Wachstum angewiesen ist, sind sinkende preise immer mist. wie man da sinkende rohstoffpreise toll finden kann, bleibt mir ein rätsel.
sicher scheint es für rohstoffimporteure vorteilhafter als für Exporteure. durch die globale Vernetzung von wirtschaft und kapital hat aber unter dem strich gar keiner was von sinkenden preisen.
...ausser man hält cash