Niedriger Ölpreis als Vorteil für Industrieländer
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Wien (GodmodeTrader.de) - Nach der heftigen Korrektur an den Aktienmärkten im vergangenen Sommer treibt aktuell die strukturelle sowie zyklische Abschwächung Chinas die globalen Wachstumsängste: „Wir befinden uns mittelfristig in einer Umbruchphase: Die Volkswirtschaften der Industrieländer erfahren einen Aufschwung und sind tendenziell eher Nutznießer des niedrigen Ölpreises, während sich die Entwicklung in Schwellenländern abschwächt. Europäische Aktien bieten vor diesem Hintergrund nach wie vor Potenzial", erklärte Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG, am Dienstag vor Journalisten.
Die näher rückende Zinserhöhung in den USA sowie die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der weiteren globalen Wachstumsentwicklung werden auch im kommenden Quartal für erhöhte Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen. Während die Industrieländer in Summe ein stabiles Wachstum zeigen, befinden sich die Emerging Markets im Zangengriff des fallenden Ölpreises und der nahenden Fed-Zinserhöhung. „Die Verlangsamung des Wachstums in den Schwellenländern hat strukturelle Gründe und wird durch die Abschwächung der Rohstoffpreise beschleunigt", erklärt Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH. China befindet sich in einer Übergangsphase, Politik und Notenbank haben aber ausreichend Handlungsspielraum, um ein Hard Landing-Szenario zu vermeiden. „Der Anteil von China an der globalen Wirtschaftsleistung hat im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugenommen, auch das Wachstum ist massiv angestiegen. Trotzdem halten wir die aktuellen Ängste für übertrieben, speziell im Hinblick auf das hohe Niveau der Exportvolumina nach China", erklärt Ramberger.
Anders das Bild in den Industrieländern: Der neuerliche Ölpreisrückgang werde mittelfristig den Konsum und damit das Wachstum in den Industrieländern unterstützen, kurzfristig wirken jedoch die negativen Effekte auf die ölproduzierenden Länder und Unternehmen stärker. Gleichzeitig hat der Ölpreisverfall die Inflation und die Inflationserwartungen deutlich reduziert und die Wachstumsängste mit ausgelöst. „Beim Rohöl erwarten wir keine wesentliche Preiserholung, aber eine gewisse Stabilisierung", erklärt Ramberger. Auf der Währungsseite rechnen die Allianz Experten mit einer weiteren Dollaraufwertung gegenüber Euro und Yen. In die Währungen der Schwellenländer ist schon viel eingepreist, eine nachhaltige Erholung ist jedoch vor der Fed-Zinserhöhung und ohne Trendwende der Rohstoffe nicht denkbar. „Für die Schwellenländer ist in den kommenden Monaten kein Indian Summer zu erkennen", so Ramberger.
„Im derzeitigen Umfeld raten wir Anlegern, Aktien gegenüber Anleihen leicht überzugewichten", erklärte Bruckner die Anlagestrategie der Allianz für das kommende Quartal. Auf der Aktienseite empfiehlt die Allianz, Europa und Japan über- und Emerging Markets unterzugewichten sowie die USA neutral zu halten. Die US-Wirtschaft hat sich von der Schwäche im ersten Quartal erholt und wächst solide, die Bewertungen liegen jedoch über jenen anderer Aktienmärkte. Für Europa sprechen die schwächere Währung sowie eine verbesserte konjunkturelle Entwicklung, auch die EZB-Politik sollte für eine Outperformance sorgen. In Japan haben sich die Gewinnaussichten der japanischen Unternehmen weiter verbessert. Emerging Markets sind vor allem durch den schwachen Ölpreis unter Druck.
Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz daher, Unternehmensanleihen überzugewichten, Emerging Markets und Europa neutral zu halten sowie USA unterzugewichten. Generell sind Investment Grade-Anleihen teuer bewertet, im Lichte der Konjunkturerholung und niedrigen Ausfallsraten erscheinen die höher verzinsten High Yield-Anleihen attraktiver. Bei den Emerging Markets werden aufgrund des schwächeren Wirtschaftsausblicks einzelne Notenbanken expansive Maßnahmen ergreifen. In den USA verharrt die Kerninflation auf einem höheren Niveau, auf dem Arbeitsmarkt ist es wohl nur eine Frage der Zeit, dass es zu einem Lohndruck kommt. In der Eurozone ist die Inflation unter null gefallen, wenngleich die Wirtschaftserholung in den Peripherieländern an Fahrt gewinnt.
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