Niedriger Ölpreis, abgewerteter Euro - Fidelity erwartet für Eurozone 1,8 Prozent Wachstum
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Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Nach wie vor deuten die Indikatoren darauf hin, dass das weltweite Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten leicht anziehen wird. Niedrigere Ölpreise und eine unterstützende Geldpolitik dürften sich zur Jahresmitte bemerkbar machen, sagt Fidelity-Volkswirtin Anna Stupnytska in ihrem aktuellen Marktausblick. Bis dahin werde sich wohl auch der stark rückläufige Inflationstrend fortsetzen“. Wie es im zweiten Halbjahr weitergeht, hänge vor allem von der Ölpreisentwicklung ab. „Damit ist der Wachstumsausblick für die nächsten Monate eher durchwachsen“.
Die zentralen Risiken hätten sich zuletzt etwas verschoben. „Zwar dürften die Unsicherheiten rund um Griechenland auch künftig für Marktschwankungen sorgen. Das systemische Risiko scheint vorerst aber begrenzt und stellt aus heutiger Sicht keine Gefahr für die Erholung dar“, so Stupnytska weiter. Zugenommen habe das Risiko mit Blick auf den Russland-Ukraine-Konflikt. Neben einem ernsten Sicherheitsproblem gehe davon zunehmend die Gefahr einer Ansteckung auf die Finanzmärkte aus. Auch eine mögliche Verschärfung der Sanktionen, bis hin zu einem umfassenden Handelsembargo, stelle eine Bedrohung dar. Zu den zentralen Risiken gehöre ferner eine früher als erwartete Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed. „Aufgrund diverser externer Faktoren ist sie aber unwahrscheinlicher geworden“, sagt die Ökonomin.
Mit Blick auf die Eurozone ist Stupnytska überzeugt, dass die Konjunkturerholung, getragen von billigeren Rohstoffpreisen und einem schwachen Euro, in den kommen Monaten Fahrt aufnehmen wird. Eine Abwertung des Euro um zehn Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone innerhalb von zwei Jahren um rund 0,6 Prozent steigen lassen, so Stupnytska unter Verweis auf Schätzungen. „Zehn Prozent niedrigere Ölpreise machen sich nochmals in einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um rund 0,3 Prozent binnen zwei Jahren bemerkbar“. Weil der Euro tatsächlich um zehn Prozent abgewertet hat und der Ölpreis in Euro gerechnet seit Mitte vergangenen Jahres um 40 Prozent gefallen ist, könnte sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone alleine durch diese beiden Faktoren in den kommenden Quartalen um rund 1,8 Prozentpunkte erhöhen.
Auch die US-Wirtschaft bleibt auf Erholungskurs, verglichen mit dem zweiten Halbjahr 2014 allerdings wie erwartet mit gedrosseltem Tempo, so die Fidelity-Managerin weiter. „Niedrigere Energiepreise bewirken zwar vorerst eine gewisse Schwäche bei den nominalen Indikatoren", erklärt Stupnytska. In den kommenden Monaten aber dürften sich die davon ausgehenden positiven Impulse für den Konsum und die Produktionskosten allmählich in den Datenreihen niederschlagen. Vorbote dieser Dynamik sei das bereits weiter steigende Verbrauchervertrauen. Die niedrige Teuerungsrate und die Unsicherheiten rund um Griechenland, Russland und Chinas Devisenpolitik dürften allerdings verhindern, dass die Fed schon zur Jahresmitte die Zinsschraube anzieht. „Mit der ersten Zinserhöhung in Amerika rechne ich daher erst gegen Ende 2015“, prognostiziert Stupnytska.
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