Kommentar
08:56 Uhr, 08.01.2018

Niedrige Steuern: Ein Unternehmen müsste man sein!

So schön der Jahreswechsel auch ist, mit ihm kommt eine unangenehme Last. Nach dem Jahreswechsel ist vor der Steuererklärung. Es gibt Schöneres.

In Deutschland hat sich der Einkommenssteuersatz schon lange nicht mehr verändert. Steuersenkungen werden vor jeder Wahl versprochen und kommen dann nach der Wahl doch nicht. So scheint es auch diesmal zu sein. Doch was für die Einkommenssteuer gilt, gilt nicht für die Körperschaftssteuer.

Unternehmen haben es aus steuerlicher Sicht besser. Hier kennen die Steuersätze nur den Weg nach unten. Zwischen 2000 und 2017 gab es nur ein einziges Land, indem der Steuersatz für Unternehmen stieg (siehe Grafik 1). Chile erhöhte den Steuersatz gleich kräftig um 10 Prozentpunkte von 15 % auf 25 %. Damit liegt das Land nun im Mittelfeld.

Deutschland nahm die größte Steuersenkung vor. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass das eine gute Entscheidung war. Der Boom des letzten Jahrzehnts wird häufig mit den Arbeitsmarktreformen in Verbindung gebracht. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Die Steuersenkungen waren vermutlich ein mindestens ebenso wichtiger Aspekt.

Der Arbeitsmarkt kann noch so flexibel sein, doch wenn die Steuern zu hoch sind, investieren Unternehmen trotzdem nicht. Arbeitsplätze entstehen einfach nicht. Aus dieser Überlegung heraus ist die Entscheidung der US-Regierung absolut korrekt. Im internationalen Vergleich waren die Steuern zu hoch.

Eine große Überraschung ist, dass sich die Steuersenkungen fast von alleine finanzieren. Das wirkt zwar wie Alchemie, ist aber nicht vollkommen von der Hand zu weisen. Obwohl die Steuern in Deutschland gesenkt wurden – und zwar mehr als die Einkommenssteuer – stieg der Anteil der Unternehmenssteuern am Gesamtaufkommen (Grafik 2). Ein ähnliches Wunder vollbrachten auch Kanada und viele andere Länder.


Wer Unternehmenssteuern senkt, kann sich berechtigte Hoffnungen auf mehr Investitionen machen. Es entstehen Arbeitsplätze. Die Auslastung der gesamten Volkswirtschaft steigt. Damit steigen auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer, etwaigen Konsumsteuern und eventuell auch der Körperschaftssteuer, wenn sich ausreichend viele Unternehmen ansiedeln bzw. weniger Gebrauch von Steuersparmodellen machen.

Ewig geht das Spiel nicht weiter. Global sinken die Unternehmenssteuern seit Jahrzehnten. Das Wachstum, welches generiert wurde, konnte die Einnahmeausfälle mehr oder minder auffangen. Das zusätzliche Wachstum, welches nun noch erzielt werden kann, wenn die Steuern von 20 % auf 10 % fallen, gleicht das nicht mehr aus. Das Optimum ist irgendwann erreicht.

Den Steuerwettbewerb wird es wohl nicht einschränken. Länder konkurrieren durch Steuer-Dumping. Ausbaden müssen das langfristig die Arbeitnehmer. Sie können nicht so mobil wie Unternehmen nach dem besten Deal in der Welt Ausschau halten und sich mit dem Wind richten. Werden die Einnahmen des Staates knapp, werden die Einkommenssteuern erhöht, nicht die Unternehmenssteuern. Da regt sich schon der Wunsch, ein Unternehmen sein.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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