Kommentar
09:26 Uhr, 04.06.2018

Niedrige Arbeitslosigkeit: Das ist der Trick der USA!

Die USA weisen eine der niedrigsten Arbeitslosenraten der letzten 50 Jahre aus. Klingt gut, doch dahinter steckt ein Trick. Die Zahl der Arbeitslosen müsste um ca. 6 Mio. höher liegen.

So niedrig wie zuletzt war die Arbeitslosenrate in den USA schon lange nicht mehr. Man muss schon in die 60er Jahre zurückgehen, um ähnliche Werte zu finden (Grafik 1). Das ist natürlich sensationell, doch dahinter steckt nicht nur Beschäftigungsaufbau.

Die USA sind mit einem problematischen Trend konfrontiert. Seit 20 Jahren sinkt der Anteil der Bevölkerung, der am Arbeitsleben teilnimmt (Partizipationsrate). Die Partizipationsrate der Altersgruppe von 25-54 – als Personen im besten, arbeitsfähigen Alter – verhält sich dabei nicht anders als andere Altersgruppen. Überall sinkt die Partizipationsrate.

Zum Teil hat das demographische Gründe. Das kann man jedoch nicht bei den 25-54-Jährigen sagen. Sie sind arbeitsfähig und die Partizipationsrate bestimmt sich allein anhand dieser Altersgruppe. Hier zeigt sich ein seit Ende der 90er Jahre anhaltender Abwärtstrend.

Während des Aufschwungs konnte die Rate natürlich wieder steigen. Sie ist allerdings immer noch unterhalb des Niveaus, welches vor der letzten Rezession erreicht wurde. Vergleicht man die Entwicklung dieser Partizipationsrate (Grafik 2), zeigt sich, dass sie gegenüber anderen Ländern relativ tief ist.

In vielen westlichen Ländern und in Japan sind die Partizipationsraten ansteigend. Der Trend hält seit Jahrzehnten an. Die USA fallen aus der Reihe und hinken Japan und Deutschland gleich 5 Prozentpunkte hinterher.

Die Arbeitslosenrate berechnet sich aus der nicht arbeitenden Bevölkerung im Verhältnis zur Erwerbsbevölkerung. Letztere umfasst alle Personen, die arbeiten können und wollen. In den USA wollen viele jedoch nicht arbeiten und fallen daher aus der Erwerbsbevölkerung heraus. Die Partizipationsrate ist entsprechend geringer als andernorts.

Kurz gesagt: weil im Vergleich zu anderen Ländern weniger Menschen in den USA am Arbeitsmarkt partizipieren, ist auch die Arbeitslosenrate geringer. Läge die Partizipation so hoch wie in Deutschland bei gleicher Beschäftigungszahl, hätten die USA 6 Mio. mehr Arbeitslose. Die Arbeitslosenrate wäre fast doppelt so hoch wie jetzt ausgewiesen.

Man kann diesen Umstand den Statistikern natürlich nicht wirklich vorwerfen. Das Wunder der niedrigen Arbeitslosigkeit erklärt sich jedoch vor allem damit, dass viele einfach nicht Teil des Arbeitsmarktes sind. Das ist keine gute Nachricht. Wenn sich immer mehr Menschen aus dem Arbeitsleben verabschieden – nicht etwa wegen Reichtums – obwohl sie arbeiten könnten, deutet das ein grundlegendes Problem an.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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