Kommentar
10:04 Uhr, 09.04.2012

Nicht nur Kontinent der Zukunft: Wo Asien bereits heute die Nummer eins ist

Es ist mittlerweile unstrittig, dass Asien der Kontinent ist, der in Zukunft die Geschicke der Welt bestimmen dürfte. Sowohl in politischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist eine Verlagerung von Macht, Wohlstand und Wachstum zu spüren: Weg von Europa und den USA, hin nach Asien.

Das hat nicht zuletzt mit demografischen Faktoren zu tun, die (mit Ausnahmen wie Japan und China) in Asien wesentlich besser aussehen als hierzulande. Nicht zuletzt aus diesem Grund liegen fünf der neun interessantesten Länder für Auswanderer, die ich in meinem Buch "Wirtschaftliche Selbstverteidigung" vorstelle, in Fernost. j

Dennoch ist es überraschend zu sehen, in welchen Bereichen Asien nicht nur der „Kontinent von morgen“ ist, sondern bereits heute die Führung übernommen hat. Der Weltenbummler Simon Black hat in seinem lesenswerten Informationsdienst „Sovereign Man“ vier Beispiele dafür zusammengetragen.

- Die Börse in Hongkong hat die unangefochtene Spitzenposition, wenn es um Neuemissionen von Unternehmen geht. In 2009 hat man die Wall Street als Spitzenreiter überholt. In 2010 lag der Wert der Aktien von Unternehmen, die erstmals an die Börse gingen, bereits doppelt so hoch wie in den USA. Dabei sind es bei weitem nicht nur asiatische Unternehmen, die sich in Hongkong listen lassen. Das italienische Luxuslabel Prada gehört ebenso dazu wie der Kofferhersteller Samsonite. Auch der Spielesoftwarehersteller Rovio, Schöpfer des Kultspiels „Angry Bird“ steht vor einem Börsengang in Hongkong.

- Singapur führt laut der Financial Times die Liste jener Bankenplätze an, die ausländische Investoren für ihre Geldanlage bevorzugen. Das Volumen, das Ausländer in Singapur mittlerweile anlegen, ist größer als das von New York, London, Frankfurt und der Schweiz zusammengenommen! Aber nicht nur der Spitzenreiter dieser Liste kommt aus Asien, sondern die ersten drei: Singapur führt vor Dubai und Hongkong

- Als Geldgeber ist China die Nummer eins: Dass das Land größter ausländischer Gläubiger der USA ist, dürfte bekannt sein. Aber China ist auch der mit Abstand wichtigste Finanzier für Wachstum in den Schwellenländern, besonders in Südamerika. Früher gingen Länder wie Brasilien, Ecuador und Venezuela zum IWF, wenn sie Geld brauchten. Heute gehen sie nach Peking. Eine Studie zeigt, dass seit 2005 die Chinesen in Südamerika mehr Geld verliehen haben als IWF und Weltbank zusammen – und das zu höheren Zinsen. Der Grund: Wer Geld von IWF und Weltbank nimmt, der wird gegängelt und muss sich in die Politik hineinreden lassen. Die Chinesen haben keine solchen Interessen.

- Die chinesische Währung Renminbi schließt als Weltwährung immer mehr zu US-Dollar und Euro auf. Die bisher strikten Regeln und Kontrollen werden immer mehr gelockert, der Renminbi ist auf dem Weg zu einer ganz „normalen“ Währung. Die Notenbanken beginnen damit, das chinesische Geld als Devisenreserve zu halten. Westliche Banken bieten Konto an, die auf Renminbi lauten und geben Anleihen in dieser Währung aus.

Wenn Sie ihre Uhr danach stellen wollen, wann Asien tatsächlich die wirtschaftliche Führung in der Welt übernimmt, so schreibt Simon Black, dann achten Sie darauf, wann die USA damit beginnen, Staatsanleihen in Renminbi aufzulegen. Der Tag dürfte nicht mehr allzu fern sein.

Über den Autor:

Roland Klaus arbeitet als freier Autor in Frankfurt/Main und ist aktiver Investor. An der Börse Stuttgart ist er als Marktbeobachter tätig und analysiert das Geschehen an den Börsen unter anderem auf n-tv und dem Deutschen Anlegerfernsehen. Für den amerikanischen Finanzsender CNBC und den deutschen Nachrichtenkanal N24 berichtete er von 2004 bis 2009 vom Frankfurter Börsenparkett. In seinem Buch "Wirtschaftliche Selbstverteidigung" analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de

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