Kommentar
09:40 Uhr, 25.09.2025

Neun Großbanken planen europäischen Euro-Stablecoin

Ein Konsortium aus neun europäischen Finanzinstituten, darunter die DekaBank und UniCredit, will einen MiCAR-regulierten Stablecoin auf Euro-Basis einführen. Das Projekt zielt darauf ab, eine europäische Alternative im digitalisierten Zahlungsverkehr zu etablieren und die Autonomie des Kontinents zu stärken.

Ein Bündnis von neun bedeutenden europäischen Banken hat angekündigt, einen gemeinsamen, auf dem Euro basierenden Stablecoin zu entwickeln. Zu den Gründungsmitgliedern der Initiative gehören ING, Banca Sella, KBC, Danske Bank, DekaBank, UniCredit, SEB, CaixaBank sowie die Raiffeisen Bank International. Ziel ist es, ein digitales Zahlungsinstrument zu schaffen, das sich zu einem vertrauenswürdigen europäischen Standard im digitalen Ökosystem entwickeln soll.

Effizienz und neue Anwendungsfälle

Der geplante Stablecoin soll nahezu sofortige Zahlungen und Abwicklungen zu geringen Kosten ermöglichen. Die Initiatoren versprechen einen rund um die Uhr verfügbaren Zugang zu effizientem, grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Darüber hinaus sollen programmierbare Zahlungen sowie Verbesserungen im Lieferkettenmanagement und bei der Abwicklung digitaler Vermögenswerte, von Wertpapieren bis hin zu Kryptowährungen, realisiert werden.

Als Stablecoin wird ein Krypto-Asset bezeichnet, dessen Wert an eine stabile Fiat-Währung, in diesem Fall den Euro, gekoppelt ist. Dies unterscheidet ihn von volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin und macht ihn für den alltäglichen Zahlungsverkehr und die Abwicklung von Finanzgeschäften interessant. Die Banken beabsichtigen, ihren Kunden künftig auch Wallets anzubieten.

Rechtlicher Rahmen

Die Ausgabe des Stablecoins soll unter dem regulatorischen Dach der EU-Verordnung über Märkte für Kryptowerte (MiCAR) erfolgen. Dafür hat das Konsortium ein neues Unternehmen in den Niederlanden gegründet, das eine Lizenz als E-Geld-Institut bei der niederländischen Zentralbank anstrebt und von dieser beaufsichtigt werden soll. Die erste Emission des digitalen Zahlungsmittels ist für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant. Das Konsortium steht weiteren Banken für einen Beitritt offen.

"Digitale Zahlungen sind der Schlüssel für neue euro-denominierte Zahlungs- und Finanzmarktinfrastrukturen. Sie bieten dank der Programmierbarkeit der Blockchain-Technologie und der sofortigen Währungsumrechnung rund um die Uhr erhebliche Effizienz und Transparenz", so Floris Lugt, Digital Assets Lead bei ING und gemeinsamer öffentlicher Vertreter der Initiative. "Wir sind davon überzeugt, dass diese Entwicklung einen branchenweiten Ansatz erfordert, und es ist unerlässlich, dass die Banken dieselben Standards anwenden."

Mit dem Projekt wollen die beteiligten Institute eine europäische Alternative zum US-dominierten Stablecoin-Markt schaffen und so einen Beitrag zur strategischen Autonomie Europas im Zahlungsverkehr leisten. Bislang werden die globalen Märkte für Stablecoins von Anbietern wie Tether und Circle dominiert, deren Produkte an den US-Dollar gekoppelt sind. Circle hat auch schon einen MiCA-konformen Euro-Coin emittiert (EURC).

Wettlauf mit der Regulierung und der EZB

Obwohl Europa mit der MiCAR-Verordnung (Markets in Crypto-Assets) und dem DLT-Pilotregime frühzeitig regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen hat, kam die Entwicklung eines europäischen Stablecoin-Marktes nur langsam in Gang. Kritiker bemängeln, dass die bestehenden Regeln teilweise zu restriktiv seien. Die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat daher kürzlich Vorschläge zur Anpassung des Pilotregimes vorgelegt.

Die neun Banken wollen auf diese Anpassungen jedoch nicht warten und schaffen jetzt Fakten. Ihre Initiative positioniert sich auch als Alternative zur geplanten Infrastruktur der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese plant mit dem Projekt "Pontes" ab dem dritten Quartal 2026 eine eigene Plattform für die Abwicklung in einer digitalen Zentralbankwährung für den Interbankenhandel (Wholesale-CBDC).

Im privaten Bankensektor scheint man jedoch skeptisch, ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann. Das Konsortium ist zudem offen für den Beitritt weiterer Banken, um die Reichweite und Akzeptanz der Lösung in der gesamten europäischen Kreditwirtschaft zu maximieren.

Fazit

Es tut sich was, und das ist gut. Es gibt keinen vernünftigen Grund, diesen Bereich den Amerikanern zu überlassen, schon aus strategischen Erwägungen heraus. Jetzt wird es wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis es zum breiten Einsatz kommt. Dann sollten sich aber auch Konsequenzen zeigen. Eigentlich sollten sich dann alle Marktteilnehmer über geringere Kosten freuen dürfen - bis auf diejenigen, die von den bisherigen Kosten profitiert haben. Man denke nur mal dran, was es früher gekostet hat, eine Überweisung in die USA oder Kanada zu tätigen. Langfristig sollten auch die Gebühren für den Wertpapierhandel weiter sinken.

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