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14:01 Uhr, 03.04.2018

„Neues wird geteilt, Werbung ignoriert“

In der Markenkommunikation muss Erfolg nach Einschätzung von Eoin Donegan, Fondsexperte bei der GAMAX Management AG, nicht teuer sein.

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Basiglio (GodmodeTrader.de) - Marken müssen auffallen – und das ist oft teuer. Allein die reine Sendezeit für einen 30-Sekunden-Spot beim Super Bowl kostet im Schnitt fünf Millionen US-Dollar. Eine günstigere Alternative sind die sozialen Medien: „Ein gut platzierter Tweet kann eine enorme Wirkung entfalten, bei deutlich geringeren Kosten. Dafür müssen sich Marken aus dem klassischen Werbekontext lösen. Sie müssen zur Neuigkeit werden und relevante Inhalte bieten. Das weckt Interesse und lädt zum Teilen ein“, schreibt Eoin Donegan, Fondsexperte bei der GAMAX Management AG, die mit dem GAMAX Junior Fund in starke Marken und Unternehmen mit einer jungen Zielgruppe investiert, in einem aktuellen Marktkommentar.

Insbesondere junge Konsumenten nähmen klassische TV-Spots kaum noch wahr. Auch online und auf dem Smartphone schützten sich viele Nutzer aktiv gegen werbliche Inhalte. Dennoch hätten im letzten Jahr Unternehmen weltweit 531 Milliarden US-Dollar für Werbung ausgegeben. Wieviel ein teurer Spot tatsächlich auf die Marke einzahle, sei jedoch schwer messbar. Noch größer werde das finanzielle Risiko, wenn eine Maßnahme fehlschlage, heißt es weiter.

„Diese Erfahrung machte Pepsi im April 2017 mit der ‚Protest Ad‘. Die Kosten des Werbespots, in dem Celebrity-Sternchen Kendall Jenner auftritt, werden auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Der Clip zeigt eine bunte Menschenmenge bei einer Demonstration. Dass Jenner den Konflikt mit der Polizei mit einer Pepsi-Dose beilegt, wurde vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Bewegung scharf kritisiert. Pepsi zog den Spot innerhalb von 24 Stunden zurück und entschuldigte sich. Der Börsenkurs reagierte daraufhin mit einem deutlichen Abwärtstrend im Tagesverlauf und schloss im Minus“, so Donegan.

Diese Kosten könnten Unternehmen durch Twitter, Instagram, Facebook und Co. oft einsparen. Sie müssten auch nicht gleich ein Elektroauto ins All schießen oder jemanden aus der Stratosphäre springen lassen. Um für kleines Geld die mediale Aufmerksamkeit auf die eigene Marke zu lenken, sei eine schnelle Reaktion auf reale Nachrichten und Ereignisse ebenso wirksam. Das sogenannte Newsjacking erfordere jedoch viel Fingerspitzengefühl, eine aufmerksame Beobachtung der Medien und eine genaue Kenntnis der Zielgruppe – und das unter großem Zeitdruck, denn die Halbwertszeit von Nachrichten sei kurz. Als 2013 beim Super Bowl der Strom ausgefallen sei, habe Oreo sofort reagiert und auf Twitter darauf hingewiesen, dass man den Schwarz-Weiß-Keks auch gut im Dunkeln genießen könne. Die Aktion sei einfach und witzig gewesen und habe eine Resonanz erzeugt, die sich mit Beyoncés Halbzeit-Show habe messen können, heißt es weiter.

„Im Juli 2017 machte Reebok Schlagzeilen: Als Donald Trump die französische First Lady Brigitte Macron auf ihre tolle Figur ansprach, hagelte es Sexismus-Vorwürfe. Der Sportartikelhersteller fragte auf Twitter prompt: ‚When is it appropriate to say: You’re in such good shape…beautiful.‘ Reebok traf den richtigen Nerv: Der ursprüngliche Post wurde fast 52.000-mal geteilt und hat über 87.000 Likes. Die Aktion beteiligt sich geschickt an einer größeren Diskussion und konnte das Markenprofil, vor allem bei der weiblichen Zielgruppe, schärfen“, so Donegan.

Politische Themen könnten eine große Wirkung entfalten. Sie würden zwar immer ein gewisses Risiko bergen; richtig angegangen, zahle es sich jedoch aus. Reebok sei erfolgreich gewesen, weil der kommunizierte Inhalt und somit der Nachrichtenwert des Posts für die Twitter-Nutzer im Vordergrund stünden. Die Marke tauche lediglich als Absender auf, sie sei nicht der direkte Inhalt der Botschaft. Ganz anders im Pepsi-Spot: Die dosenschwenkenden Demonstranten drückten einem sensiblen Thema eher plump den Markenstempel auf, heißt es weiter.

„Die ‚Worlds Apart‘ Kampagne der Brauerei Heineken ist ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Maßnahme, die gesellschaftliche Themen behandelt: Zwei Menschen mit gegensätzlichen Ansichten, wie ein Umweltaktivist und ein Mann, der den Klimawandel abstreitet, lösen gemeinsam eine Aufgabe. Im Anschluss sind beide eingeladen, ihre Sichtweisen bei einem Bier zu diskutieren. Die Marke steht jedoch nicht im Mittelpunkt. Sie ist die Bühne für eine Geschichte, die viele Menschen bewegt: Brücken bauen, statt Mauern errichten. Das Video wurde seit April 2017 fast 15 Millionen Mal auf YouTube aufgerufen und schaffte es vielfach in die Medien“, so Donegan.

Große Marken mit hohem Konkurrenzdruck und einer breiten Zielgruppe könnten durch gut platzierte, außergewöhnliche Kommunikationsmaßnahmen einen entscheidenden Vorteil in der üblichen Marketing-Materialschlacht erlangen. Unternehmen, die das nötige Fingerspitzengefühl bewiesen, könnten so die Reichweite und Resonanz ihrer Themen relativ zum Budget deutlich verbessern. Zudem schafften sie es, die Marke in der Kundenwahrnehmung emotional aufzuladen, was sich langfristig positiv auf die Verkaufszahlen auswirke. „Reine Selbstdarstellung reicht nicht aus, um bei jüngeren Zielgruppen angesagt und somit als Unternehmen dauerhaft erfolgreich zu bleiben“, sagt Eoin Donegan. Anleger sollten auch auf Marken achten, die ihre Zielgruppen zuverlässig mit relevanten Geschichten und Inhalten begeistern.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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