Fundamentale Nachricht
17:00 Uhr, 29.06.2017

Neues Steuersystem in Indien: Deutsche Unternehmen profitieren

Deutsche Unternehmen werden nach Ansicht eines Experten von der großen Steuerreform in Indien profitieren.

Neu Dehli (Godmode-Trader.de) - Indien steht kurz vor der Umsetzung der wohl größten Steuerreform in der Zeit nach der Unabhängigkeit von Großbritannien. Die GST (Goods and Services Tax) ist eine neue einheitliche Steuer auf Waren und Dienstleistungen, die das System vereinfachen soll. Sie wird in der Nacht zum Samstag um Mitternacht (Ortszeit) eingeführt.

Bevor die Vorteile zutage treten, erwarten Experten aber große Probleme in der Anfangszeit. „Bei Einführung der GST zum 1. Juli erwarten wir in den ersten Monaten ein erhebliches Maß an Unsicherheit und Problemen“, sagte Tillmann Ruppert, Indien-Experte bei der Beratungsgesellschaft Rödl und Partner, der Deutschen Presse-Agentur. „Die indische Industrie ist in weiten Teilen noch nicht ausreichend auf die GST vorbereitet", sagte Ruppert.
Es herrscht viel Unsicherheit: So sind noch nicht alle Produkte in die jeweiligen sechs neue Steuerklassen zwischen null und 28 Prozent eingeteilt. Zudem ist unklar, wie die sogenannte Anti-Preistreiberei-Klausel umgesetzt werden soll. Unternehmen müssen etwaige Steuervorteile durch die GST an ihre Kunden weitergeben. „Auf lange Sicht erwarten wir, dass die GST die Investitionen aus Deutschland bedeutend steigert", meinte aber Sonia Prashar, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Indischen Handelskammer in Neu Delhi.

Eine wirklich einheitliche Steuer ist die GST auch nicht. Sie teilt sich in einen Anteil der Zentralregierung, der einzelnen Bundesstaaten und eine Mischform auf, wenn Waren von einem Bundesstaat in den anderen geliefert werden. Unternehmen müssen künftig drei Steuererklärungen pro Monat abgeben.

Deutsche Unternehmen werden nach Ansicht von Ruppert aber profitieren. „Deren Absatzmöglichkeiten in Indien werden sich dadurch verbessern, dass mit Einführung der GS die Steuerkosten des Vertriebs vor Ort zurückgehen werden. Man kann dies als einen Abbau indirekter Handelshemmnisse werten. Dies ist sicher auch ein positiver Aspekt für die Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Indien und der Europäischen Union“, so der Indien-Experte bei der Beratungsgesellschaft Rödl und Partner.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten