Kommentar
11:30 Uhr, 18.02.2010

Neuer Staatsanleihe-Basket - fünf „böse Buben“ im Packet

Mit Dominosteinen lassen sich normalerweise viele lustige Dinge tun, die vom Gesellschaftsspiel als solchen, über das imposante Einstürzen lassen möglichst langer daraus bestehender Ketten reichen. Sogar in das „Fest der Freiheit" am 20. Jahrestag des Mauerfalls im vergangenen November wurde eine Dominoaktion im XXXL-Format als symbolische Geste eingebunden und von aller Welt bestaunt. Das angestrebte Ziel derartiger für Zuschauer immer wieder verblüffender Schauspiele: Fällt ein Stein, fallen auch alle anderen. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen ein solcher „Domino-Effekt" alles andere als erwünscht ist. Doch erleben wir diese nach 2008 gerade wieder in der Finanzwelt. War es damals die Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers, die beinahe zum Kollaps geführt hätte, so hat nun die Verschuldungskrise auch ganze Staaten der EU erfasst. Kein Wunder, dass jetzt schon der Begriff vom „Domino-Crash" die Runde macht.

Als erster wackliger Stein präsentiert sich seit einigen Wochen Griechenland, das seine katastrophale Finanzsituation lange verschleierte und nun mit einem Haushaltsdefizit von 12,7 Prozent und einer Verschuldungsquote von weit über 100 Prozent vor der Staatspleite steht. Als nächster Kandidat wird das kleine Portugal gehandelt, mit einer „moderateren" Verschuldung von knapp 80 Prozent und einem Defizit von 9,3 Prozent. Als größter Brandherd gilt inzwischen aber das gegenüber Griechenland von der Wirtschaftleistung her viereinhalb Mal so große Spanien, dessen starkem Bauboom die Finanzkrise den Gar ausmachte. Der Haushalt lag hier 2009 mit 11,2 Prozent in der Kreide. Aber auch Irland, das bereits mit der Einleitung drastischer Sparprogramme bei EZB-Chef Jean-Claude Trichet punkten konnte, verfügte zuletzt noch über ein Defizit vergleichbar mit dem griechischen. Inwieweit es zu den dringend notwendigen Reformen in den betroffenen Ländern, zu denen auch noch Italien mit einer Gesamtverschuldung von weit mehr als 100 Prozent des BIP gerechnet wird, kommt, bleibt ungeachtet der harten Forderungen der EU im Falle Griechenlands abzuwarten.

Doch wo es Verlierer gibt, zu denen hoffentlich nicht irgendwann die ganze EU-Zone mit allen Konsequenzen gehören wird, muss es auch mögliche Nutznießer geben, zumindest wenn sich „der Karren noch aus dem Dreck" fahren lässt. Dazu könnten Anleger gehören, die dem Niedrigzinsniveau hierzulande abschwören und sich deutlich höher rentierliche Staatstitel besonders hoch verschuldeter Länder ins Depot holen. Um deren Ausfallrisiko zu senken hat Vontobel gerade einen sogenannten „Böse-Buben-Fünfer" gepackt, der zu gleichen Teilen fünf- bis sechsjährige Staatsanleihen der angesprochenen Länder Spanien, Griechenland, und Irland, sowie von Polen und Litauen enthält, was dem Anleger eine Rendite-Chance zum Laufzeitende im Januar 2015 von aktuell 4,03 Prozent p.a. ermöglichen soll. Die Risikoaufschläge der einzelnen Länder reichen dabei aktuell von rund einem Prozent für Spanien, über knapp zwei Prozent (Irland) und gut 3,5 Prozent (Polen und Litauen) bis hin zu Griechenland mit einer Prämie von über vier Prozent. Die BondSelect-Anleihe ist noch bis 3. März zeichenbar und verfügt über keinen Kapitalschutz zur Endfälligkeit. Das Papier verfolgt dabei einen Total-Return-Ansatz, bei dem die ausgeschütteten Kupons den Anteil der jeweiligen Staatsanleihe im Portfolio erhöhen. Nach dem Laufzeitende der erstfälligen spanischen Anleihe erfolgt die Rückzahlung, deren Höhe sich aus dem Mittelwert aller Staatsanleihekurse zuzüglich der aufgelaufenen und noch nicht berücksichtigten Zinsen ergibt. Sollte also z.B. ein Land ganz oder teilweise ausfallen, reduziert das den Endwert des Baskets entsprechend.

Der BörseGo Tipp:
Die BondSelect-Anleihe eignet sich für den eher chancenorientierten Investor, der sich dem Ausfallrisiko einzelner Staaten durchaus bewusst ist, zur Depotbeimischung. DieDiversifikation über die fünf Staats-Papiere führt dabei zwar zu einem gewissen Risikoausgleich, schützt allerdings nicht ganz vor möglichen Verlusten. Durch die Konstruktion über den Emittenten als Garantiegeber trägt der Anleger hier quasi ein doppeltes Bonitätsrisiko.

BondSelect-Anleihe

Emittent/WKN:

Vontobel / VT0FBB

Laufzeit:

23.01.2015

Preis: (in Zeichnung: 10.02 – 03.03.2010)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 0,50 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage auf unseren beiden Internet-Portalen http://www.godmode-trader.de/Zertifikate und http://www.boerse-go.de/ beteiligen würden.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten