Kommentar
08:25 Uhr, 12.01.2023

Neuer Kaufrausch nach Inflationsbericht heute?

Nach dem letzten Inflationsbericht schloss der Markt 5% höher. Können sich Anleger auf eine Wiederholung freuen?

Der Inflationsbericht für November, der am 10. Dezember veröffentlicht wurde, löste ein Kursfeuerwerk aus. Die Kurse in den USA stiegen um 5 % und mehr. Der Hauptgrund für die Rally war eine positive Überraschung. Anleger hatten mit einer Inflationsrate von 7,3 % gerechnet. Tatsächlich waren es am Ende nur 7,1 %.

Es war der zweite Monat in Folge, in dem die Inflation tiefer als erwartet ausfiel. Anfang November hatte ich darüber berichtet, dass die Inflation stärker fallen dürfte als von vielen erwartet. Bisher ging die Rechnung auf, doch ob die positive Überraschung ein drittes Mal in Folge gelingt, ist fraglich.

Werden Anleger überrascht, weil der Trend stärker ist als gedacht, werden die Erwartungen früher oder später angepasst. Für Dezember wird noch mit einer Inflationsrate von 6,5-6,6 % gerechnet, nachdem sie im November bei 7,1 % stand (Grafik 1). Ein Rückgang um 0,5-0,6 Prozentpunkte ist stattlich. Die Erwartungen wurden inzwischen an den neuen Trend angepasst.


Damit es tatsächlich zu einer positiven Überraschung kommt, sollte die Inflation wohl auf 6,3 % oder 6,1 % fallen. Das ist eine hohe Hürde. Seit dem Inflationshoch im Juni bekamen die Daten Unterstützung vom Ölpreis. Dieser fiel tendenziell, sodass sie monatliche Veränderungsrate der Preise positiv (nach unten) beeinflusst wurde. In den vergangenen Wochen ging es mit dem Ölpreis seitwärts.

Ein Kursfeuerwerk am Donnerstag ist alles andere als garantiert. Es geht nicht darum, ob die Inflation weiter gesunken ist. Das ist fast sicher. Es geht vielmehr darum, ob die Erwartungen übertroffen werden. Daran habe ich meine Zweifel. Handeln werde ich das Ereignis der Woche, wahrscheinlich sogar des ganzen Monats Januar, nicht.

Wenn auch unwahrscheinlich, eine negative Überraschung lässt sich nicht ausschließen. Ob von 1974 bis 1976 oder von 1980 bis 1983, selbst in jedem noch so starken Abwärtstrend stagniert oder kehrt sich der Rückgang auch einmal um (Grafik 2).

Persönlich halte ich den mittelfristigen Ausblick ohnehin für spannender. Jeder Inflationsimpuls, der die Teuerungsrate auf mindestens 8 % führte, tendierte früher oder später zu einer zweiten Inflationswelle (Grafik 3). Niemand sollte überrascht sein, wenn die Inflation noch viele Monate zurückgeht.

Wichtig ist, was danach geschieht. Diesbezüglich gibt es keine belastbaren Prognosen. Wir wissen nur, dass die Fed vor einer zweiten Welle sehr viel Respekt, ja sogar Angst hat. Der Leitzins wird weiter erhöht, was auch immer am Donnerstag veröffentlicht wird. Und der Leitzins wird auf hohem Niveau verharren, unabhängig davon, dass die Inflationsrate noch über viele Monate fallen wird.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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