Kommentar
12:50 Uhr, 31.08.2020

Neue Inflationspolitik führt paradoxerweise zu höheren Zinsen

Die US-Notenbank hat ihre Inflationspolitik geändert. Die überraschende Folge: der Markt sieht höhere Zinsen.

Höhere Zinsen stehen einer höheren Inflationsrate entgegen. Daher ist die Markterwartung höherer Zinsen überraschend. Die Notenbank will ja genau das Gegenteil erreichen. Die Inflation soll steigen. Im Gegensatz zu früher würde ein Anstieg der Inflation auch nicht sofort zu einer Anhebung der Zinsen führen. Inflation muss zukünftig nicht mehr sofort bekämpft werden.

Stattdessen darf die Inflation auch längere Zeit über der Zielmarke von 2 % verharren. Die Teuerung soll ja im langfristigen Mittel 2 % betragen. Ein Überschießen für längere Zeit ist da erlaubt. Das geht natürlich nicht, wenn die Zinsen beim ersten Anzeichen von Inflation steigen.

Dennoch erwarten Anleger mittelfristig höhere Zinsen als vor dem Entscheid, der in Jackson Hole bekanntgegeben wurde. Die Fed Funds Futures zeigten vor dem Entscheid die Möglichkeit negativer Zinsen an. Zugegeben, Anleger erwarteten nicht gleich einen Zinssatz von -1 %.

Vielmehr erwarteten Anleger einen Schritt vergleichbar zu dem, den Japans Notenbank wagte. Die japanische Notenbank senkte den Einlagensatz auf -0,1 %. Das war der große Ausflug in den Negativzinsbereich. Er war alles andere als spektakulär und lässt sich eher als symbolisch bezeichnen.

Ein solches Symbol erwarteten Anleger auch von der Fed. Die Notenbank machte Anleger nun aber einen Strich durch die Rechnung. Inzwischen sind die Fed Funds Futures wieder gestiegen uns liegen über die gesamte Kurve im positiven Bereich (siehe Grafik).


Negative Zinsen wird es nach Ansicht von Marktteilnehmern nun nicht mehr geben. Die Zinserwartung ist unter der neuen Inflationspolitik höher als zuvor. Wie kann das sein? Inflation wird doch durch niedrigere Zinsen begünstigt.

Der Grund ist überraschend einfach. Die Notenbank befand sich lange Zeit im einen Prüfungsprozess ihrer Geldpolitik. Das Ergebnis war bis zur vergangenen Woche offen. Die Überprüfung hätte auch zu dem Ergebnis führen können, dass negative Zinsen ein anwendbares Instrument darstellen.

Solange dies eine Möglichkeit war, haben Anleger das eingepreist. Nun ist die Katze aus dem Sack und es ist klar, dass es keine negativen Zinsen geben wird. Damit ist die Möglichkeit vom Tisch und die Zinserwartungen liegen damit höher. Man kann ja nicht negative Zinsen erwarten, wenn diese kategorisch ausgeschlossen werden.

Der Schritt hat nicht nur bei den Fed Funds Futures zu einer Anpassung geführt. Auch die Renditen für Staatsanleihen stiegen kurzfristig an. Das kann man auf zwei Arten interpretieren. Anleger erwarten entweder höhere Inflation und damit auch höhere Zinsen oder (was ich für wahrscheinlicher halte) die Rendite stieg, weil die Zinsen eben definitiv nicht weiter gesenkt werden. So oder so, die neue Inflationspolitik führt nicht zu niedrigeren Zinsen.

Clemens Schmale


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  • mkronen
    mkronen

    Zins Cap ist da und bleibt: Inflation -> Trend zu negativen Realzinsen verstärkt sich.

    14:08 Uhr, 31.08. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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