Kommentar
10:54 Uhr, 03.06.2022

Nein, die Globalisierung ist nicht tot

Überall liest und hört man vom angeblichen Ende der Globalisierung. Die Daten zeigen aber etwas ganz anderes.

Sucht man bei Google nach "Ende der Globalisierung", so findet man mehr als 300.000 Treffer. Nach der Corona-Krise war das angebliche "Ende der Globalisierung" fast schon ein geflügeltes Wort. Und auch wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kürzlich auf dem Weltwirtschaftsforum davon sprach, dass es nicht um ein Ende der Globalisierung gehe, sondern nur um eine Neuausrichtung, so schrillen in der stark vom Außenhandel abhängigen deutschen Wirtschaft doch die Alarmglocken.

Ein Blick auf die nackten Daten zeigt allerdings, dass keine Rede sein kann von einem Ende der Globalisierung. Obwohl in den vergangenen Jahren erst zahlreiche Handelskonflikte, dann die Corona-Krise und jetzt auch noch der Ukraine-Krieg mit umfangreichen Russland-Sanktionen zu großen Herausforderungen für den weltweiten Handel geführt haben, brummt die Globalisierung wie eh und je.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der deutschen Exporte seit dem Jahr 1950. Wie deutlich zu erkennen ist, führten etwa die Finanzkrise im Jahr 2008 und dann der Corona-Crash im Jahr 2020 zu einem starken Einbruch der Exporte. Anschließend kam es aber jeweils wieder zu einer schnellen Erholung.

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In der Grafik sind die nominalen (also nicht inflationsbereinigten) Daten dargestellt. Ein großer Teil der Erholung seit dem Corona-Crash ist in der Tat auf die steigenden Preise zurückzuführen. Allerdings haben die Exporte auch inflationsbereinigt inzwischen wieder ungefähr das Niveau von vor der Corona-Pandemie erreicht.

Ein noch eindrucksvolleres Bild zeigen die deutschen Importe, jedenfalls bei nominaler Betrachtung. Die Einfuhren sind seit dem Corona-Crash geradezu explodiert.

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Auch hier spielt in den vergangenen Monaten die Teuerung natürlich die entscheidende Rolle: Während die nominalen Importe im April 2022 um 25,2 % höher lagen als im Vorjahresmonat, legten die Einfuhrpreise sogar um 31,7 % zu. Real (also inflationsbereinigt) ergibt sich im April also ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Allerdings liegen auch die Einfuhren inzwischen inflationsbereinigt wieder ungefähr auf dem Niveau von vor Beginn der Corona-Pandemie, sodass von einem Ende der Globalisierung keine Rede sein kann.

Fazit: Die Globalisierung ist nicht am Ende und das ist auch gut so. Internationale Arbeitsteilung und der weltweite Handel werden auch in Zukunft bei langfristiger Betrachtung weiter zunehmen. Die technische Entwicklung hat dazu geführt, dass jeder Punkt auf der Erde innerhalb von Stunden erreichbar ist und die Menschheit weltweit zusammenwächst. Dieser langfristige technische wie auch geschichtliche Fortschritt lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Wirtschaftskrisen, Pandemien, Kriege und Sanktionen können die Globalisierung nur zeitweise aufhalten. Am langfristigen Trend ändert sich dadurch aber nichts.


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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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