Kommentar
17:14 Uhr, 27.11.2020

Negative Zinsen für alle!

Negativzinsen waren bisher wenigen Ländern vorbehalten. Das ändert sich gerade, selbst für Emerging Markets.

Wer Zinsen will, findet diese nicht in Europa, auch nicht in Japan oder Nordamerika. Man muss schon bei Emerging Markets suchen. Dort kann man teilweise noch Zinsen finden. Sie waren allerdings auch schon üppiger. In Brasilien sank der Leitzins zuletzt auf 2 %. Der Aufschlag für Anleihen ist jedoch höher. 10-jährige Staatsanleihen rentieren zu mehr als 5 %. 5 % sind für europäische Verhältnisse kaum vorstellbar. Eine so hohe Rendite konnte man in Deutschland zuletzt vor 20 Jahren sehen. Es ist auch kaum vorstellbar, wie sie hohe Zinsen überhaupt bedient werden sollen. Schon im Nullzinsumfeld fällt es so mancher Regierung schwer die Schulden im Griff zu behalten. Emerging Markets haben höheres Wirtschaftswachstum. Die Schuldenlast, relativ zur Wirtschaftsleistung, bleiben auch bei positiven Zinsen kontrollierbar. Natürlich hätten Regierung auch dort gerne negative Zinsen. Die Notenbanken können die Zinsen aber nicht einfach auf 0 % senken...

Viele Länder haben ein Handelsbilanzdefizit. Es fließt Geld ab. Ohne Zinsen, die ein Gegengewicht bilden und Kapital aus dem Ausland anziehen, würden die Währungen stark abwerten. Langfristig werten die meisten Emerging Markets Währungen ohnehin ab. Ohne einen Zinsaufschlag zu Industrieländern würde sich der Trend beschleunigen.

Deswegen müssen Regierungen aber nicht auf Negativzinsen verzichten. China hat gerade eine Anleihe mit negativem Zins platzieren können. Dahinter steht allerdings ein Trick. China hat die Anleihe nicht im eigenen Land ausgegeben, sondern international. Die Währung der Anleihe ist nicht Yuan, sondern Euro.

Es steht jedem Land offen, in einer beliebigen Währung Anleihen zu begeben. Das Land profitiert dann vom Zinsumfeld in diesem Währungsraum. Ist das Risiko des Landes sehr hoch, hilft natürlich auch das wenig. China wird allerdings als relativ sicher eingestuft. So gelang es eine Anleihe mit negativer Rendite zu platzieren.

Das ist insofern bemerkenswert, da Chinas gesamtwirtschaftliche Verschuldung in diesem Jahr wieder einen Sprung nach oben gemacht hat (Grafik 1). Der Kampf gegen die Überschuldung wurde ausgesetzt. Die Regierung hat das Problem der Schulden erkannt und das Kreditwachstum gebremst. Die Coronakrise machte einen Strich durch die Rechnung.


Immer wieder wurde spekuliert, dass Chinas Schuldenberg zum Problem werden könnte. Das ist in den vergangenen Jahren nicht geschehen und wird vermutlich auch so schnell nicht geschehen. Chinas Schuldenberg ist hoch, es befindet sich jedoch in guter Gesellschaft (Grafik 2). Viele Länder haben eine deutlich höhere Verschuldung.

Anleihen in Euro zu begeben und keine Zinsen zu zahlen bzw. sogar welche zu erhalten, ist auch ein Weg, das Schuldenproblem anzugehen. Das wirkt natürlich nur, wenn die heimische Währung gegenüber dem Euro nicht stark abwertet. China scheint diese Zuversicht zu haben.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Schimanski
    Schimanski

    Die Zentralbanken haben ein perpetuum mobile erschaffen, irgendwann loht es sich mangels Alternativen das gedruckte Geld "kostenlos" zu Hause zu lagern. Deswegen bekommen wir das Digitale Geld ;-) deswegen investieren, investieren, investieren egal in welchen Mist.

    05:41 Uhr, 28.11. 2020
  • musterdepot
    musterdepot

    woher kommt die statistik zur verschuldung zum BIP ?

    18:18 Uhr, 27.11. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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