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09:35 Uhr, 30.12.2011

Negativ-Renditen: Investoren schenken Dänemark Geld für Sicherheit

Kopenhagen (BoerseGo.de) – Die Euro-Krise treibt ungewöhnliche Blüten. Während das hochverschuldete Italien für seine Staatsanleihen horrende Zinsen hinblättern darf, stellt sich die Situation im kleinen Dänemark genau entgegengesetzt dar: Investoren sind derzeit bereit, Kopenhagen de facto eine Prämie zu überweisen, damit sie dem Staat Geld leihen dürfen.

Die paradoxe Situation in Finanz-Europa wurde am Donnerstag ersichtlich. Für Investitionen in Zehnjahrespapiere forderten Investoren von Italien eine durchschnittliche Rendite von 6,98 Prozent. Die dänische Zentralbank platzierte gestern Staatsanleihen mit drei-, sechs- und neunmonatigen Laufzeiten im Volumen von 2,32 Milliarden dänische Kronen (310 Millionen Euro). Bei zwei dieser drei Emissionen betrug die Rendite für die Investoren weniger als null Prozent - der Staat muss also weniger Geld zurückzahlen, als ihm geliehen worden ist. Konkret lagen die Zinsen bei den dreimonatigen Papieren bei minus 0,21 Prozent, bei Anleihen mit sechsmonatiger Laufzeit bei minus 0,07 Prozent. Bei einem "negativen Zins" zahlen Anleger faktisch eine Prämie, damit sie ihr Geld in Sicherheit wiegen dürfen.

Auch Kopenhagen fand die Donnerstag-Auktion verblüffend. "Es war die erste Auktion mit negativen Zinsen, die wir bisher hatten", sagte der für das Schuldenmanagement in der Zentralbank zuständige Ove Jensen. Die Anleger schauten auf Qualität, Zinsen seien nicht so wichtig. "Wichtig ist, dass man sein Geld zurückbekommt", sagte Jensen. Immerhin bekommen die Investoren zumindest für die neunmonatigen Anleihen eine Mini-Rendite von 0,03 Prozent.

Noch im Sommer stand auch das nordeuropäische Land im Fokus der Kapitalmärkte, als den Banken des Landes Refinanzierungsprobleme nachgesagt wurden. Die Kosten für Kreditausfallversicherungen auf dänische Staatsanleihen explodierten.

Derzeit ist das Misstrauen an den Finanzmärkten enorm hoch, was insbesondere Schuldenländer wie Italien und Spanien zu spüren bekommen. Von dieser Unsicherheit profitiert aber außer Dänemark auch Deutschland, das ebenfalls Solidität ausstrahlt. Seit Monaten liegen die Renditen für Bundesanleihen deutlich unter der Inflationsrate von aktuell 2,2 Prozent.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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