Analyse
12:00 Uhr, 30.09.2025

IREN, NEBIUS, COREWEAVE & Co. – Das bereitet mir große Sorgen

Ehemalige Krypto-Miner entdecken ihr Hardware-Know-how & ihre billigen Stromverträge nun als Trumpf für das KI-Geschäft. Daraus ist ein neuer Trend entstanden: GPU-as-a-Service. Anbieter, die Rechenleistung auf GPU-Clustern „in der Cloud“ bereitstellen. Muss man sich Sorgen machen? Ist das die wahre KI-Blase?

Erwähnte Instrumente

  • IREN Ltd.
    ISIN: AU0000185993Kopiert
    Kursstand: 45,930 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Nebius Group N.V.
    ISIN: NL0009805522Kopiert
    Kursstand: 110,220 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • IREN Ltd. - WKN: A3C7R6 - ISIN: AU0000185993 - Kurs: 45,930 $ (Nasdaq)
  • Nebius Group N.V. - WKN: A1JGSL - ISIN: NL0009805522 - Kurs: 110,220 $ (Nasdaq)
  • CoreWeave Inc. - WKN: A413X6 - ISIN: US21873S1087 - Kurs: 122,520 $ (Nasdaq)
  • NVIDIA Corp. - WKN: 918422 - ISIN: US67066G1040 - Kurs: 181,877 $ (Nasdaq)
  • HIVE Digital Technologies Ltd. - WKN: A3EH8Z - ISIN: CA4339211035 - Kurs: 3,850 $ (Nasdaq)
  • Cipher Mining - WKN: A3CYXH - ISIN: US17253J1060 - Kurs: 12,650 $ (Nasdaq)

GPU-as-a-Service: Vom Krypto-Schürfer zum KI-Infrastruktur-Champion?

Noch vor wenigen Jahren galten Bitcoin-Miner als Synonym für Energieverschwendung und spekulative Geschäftsmodelle. Heute feiern dieselben Unternehmen ein Comeback. Nicht mehr mit ASICs für Krypto, sondern mit Hochleistungs-GPUs für Künstliche Intelligenz. Ehemalige Bitcoin- und Ethereum-Miner entdecken ihr Hardware-Know-how und ihre billigen Stromverträge nun als Trumpf für das KI-Geschäft. Daraus ist ein neuer Trend entstanden: GPU-as-a-Service. Spezialisierte Anbieter, die Rechenleistung auf GPU-Clustern „in der Cloud“ bereitstellen.

Tech-Giganten wie Microsoft und Google können den wachsenden Bedarf kaum mehr allein decken und wenden sich an Drittanbieter, um zusätzliche GPU-Kapazitäten zu sichern

Namen wie Nebius, CoreWeave, Iris Energy (IREN), Cipher Mining oder Hive Digital dominieren die Schlagzeilen, teils als neue Hoffnungsträger, teils als Zockerwerte. Doch wie solide ist das, und wo lauern die versteckten Risiken?

Die neuen „Neo-Clouds“: Nebius & CoreWeave

Zu den Vorreitern der neuen „AI-Neocloud“-Providern zählen Nebius und CoreWeave. Diese Unternehmen konzentrieren sich fast ausschließlich auf GPU-gestützte Cloud-Services für KI und High Performance Computing und treten damit ergänzend (aber auch in Konkurrenz) zu traditionellen Hyperscalern wie AWS oder Azure auf.

Nebius entstand 2023 aus dem Yandex-Cloudgeschäft und positioniert sich als „AI-native Cloud“. Q2 2025 war ein Statement: Umsatz 105 Mio. USD, +625 % YoY, Annual Run Rate (ARR) 430 Mio. USD. Das Kerngeschäft (KI-Cloud-Services) war auf bereinigter EBITDA-Basis bereits profitabel, und der CEO hob die Jahresprognose für den Run-Rate-Umsatz auf $900 Mio. bis $1,1 Mrd. an. Dank eines 5-Jahres-Vertrags über 17,4 Mrd. USD (bei höherem Bedarf bis zu 19,4 Mrd. USD) mit Microsoft ist das Unternehmen auf einen Schlag vom Nischenplayer zum ernsthaften Hyperscaler-Zulieferer aufgestiegen. CEO Volozh kündigte an, bis Ende 2026 über 1 GW Rechenzentrumsleistung ans Netz zu bringen.

CoreWeave ist die US-Antwort: Aus einem Ethereum-Miner 2017 hervorgegangen, heute enger Partner von OpenAI und Microsoft. 1,2 Mrd. USD Umsatz im Q2 2025, +207 % YoY. Mit 74 % Bruttomarge wirken die Zahlen wie ein Traum, doch dahinter stehen extreme Capex: knapp 3 Mrd. USD in einem Quartal. Netto bleibt ein Verlust von -291 Mio. USD. Zuletzt wurde bekannt, dass der OpenAI Deal nochmal ausgeweitet wurde.

Ex-Miner im KI-Goldrausch: IREN, Cipher & Hive

Iris Energy aus Australien ist ein Paradebeispiel für den Pivot. IREN betreibt große, mit Ökostrom versorgte Rechenzentren für Bitcoin-Mining in Kanada, den USA und Asien. Anfang 2024 kündigte das Unternehmen eine strategische Neuausrichtung an und rebrandete offiziell zu „IREN“ (identisch zum Ticker), um die Erweiterung ins KI-Geschäft zu betonen. Konkret baut Iris Energy nun eine Cloud-Services-Sparte mit GPUs auf. Bis Q1 2026 sollen etwa 23.300 NVIDIA-GPUs installiert und voll in Betrieb sein. Insgesamt hat das Management über 1,4 GW an Entwicklungsprojekten für KI-Infrastruktur in der Pipeline, darunter ein Megastandort (1,4 GW) ab April 2026. Allerdings sind solche Vorschusslorbeeren nicht ohne Risiko. So hat IREN bislang noch keinen milliardenschweren KI-Großkundenvertrag gemeldet, sondern investiert vorab auf eigene Rechnung. Die KI-Sparte steckt also noch in den Startlöchern. Nennenswerte Cloud-Umsätze werden erst ab Inbetriebnahme der GPU-Rechenzentren (ab Ende 2025) erwartet. Investoren haben die Story dennoch vorweggenommen. IREN muss also erst noch beweisen, dass es für seine neue GPU-Flotte genügend zahlende KI-Kunden findet, um die ambitionierten Expansionskosten zu rechtfertigen.

Cipher Mining, ein ebenfalls auf Bitcoin spezialisiertes US-Unternehmen, schloss einen 10-Jahres-Vertrag mit dem KI-Cloud-Startup Fluidstack ab. Das Vertragsvolumen liegt bei ca. $3 Mrd. über 10 Jahre und kann bei zwei optionalen Verlängerungen auf bis zu $7 Mrd. anwachsen. Für ein Kursfeuerwerk sorgte, dass Google indirekt an diesem Deal beteiligt ist: Google garantiert $1,4 Mrd. der Zahlungsverpflichtungen von Fluidstack, damit Cipher günstige Projektfinanzierungen erhält, und erhält im Gegenzug Warrants auf ~5,4% Cipher-Equity. De facto sichert sich Google damit künftige KI-Kapazitäten über einen Drittanbieter. Ein ähnlicher Schachzug wie Microsofts Deals mit Nebius und CoreWeave, nur strukturiert über einen Cloud-Vermittler (Fluidstack) und einen Miner als Betreiber. Laut Cipher peilt das Projekt 80-85% operativen Gewinnmargen an, offenbar übernimmt Fluidstack (bzw. dessen Endkunden wie Google) sämtliche laufenden Kosten plus Aufschlag. Um die Investitionen zu stemmen, plant Cipher eine $800 Mio. 0%-Wandelanleihe bis 2031 zu platzieren.

Auch Hive Digital, einst einer der größten Ethereum-Miner (habe ich 2020/21 damals auch gehandelt), mischt im kleinen Maßstab mit. Nach Ethereums Umstieg auf Proof-of-Stake (2022) nutzte Hive seine GPU-Farmen schrittweise für High Performance Computing-Aufgaben. Im April-Juni 2025 erzielte Hive rund $4,8 Mio. Umsatz aus KI/HPC-Services. Noch bescheiden gegenüber $45 Mio. Gesamtumsatz (hauptsächlich Bitcoin-Mining), aber es zeigt erste zahlende Kundschaft. Hive strebt langfristig $100 Mio. Jahresumsatz aus dem HPC-Geschäft an. Andere Miner wie Marathon Digital, Riot Platforms und einige weitere Big Player bleiben hingegen fokussiert auf reines Krypto-Mining, da deren Infrastruktur vor allem aus ASICs besteht, die für KI nicht geeignet sind. Insgesamt ist aber ein strategischer Schwenk zahlreicher Mining-Firmen erkennbar: Weg vom Bitcoin, hin zu einem hybriden Rechenzentrums-Modell, das sowohl Blockchain als auch KI umfasst.

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✅ Rückenwind für eine neue Infrastrukturklasse

Analysten schätzen, dass das Volumen für AI-Cloud-Services in den kommenden Jahren jährlich um hohe zweistellige Prozentsätze zulegt. Hyperscaler (AWS, Azure, GCP) kommen mit dem Bereitstellen von GPUs kaum hinterher. Microsoft sprach offen von einem „Mangel an physischer KI-Cloud-Infrastruktur aufgrund sprunghafter Kundenbedürfnisse“ und greift deshalb zu externen Lösungen. Diese Lücken spielen spezialisierten Drittanbietern in die Karten. Sie können quasi als Turbo-Zulieferer agieren, ohne die Legacy-Last großer Cloud-Ökosysteme tragen zu müssen.

Besonders die ehemaligen Miner verfügen über Standorte mit Netzanschluss, Bauland und Stromversorgung, die sofort in Rechenzentren umgewandelt werden können. Viele solcher Mining-Farmen liegen in Regionen mit günstiger Energie (Texas, North Dakota, Kanada, Island etc.), ideal für stromintensive KI-Rechner. Diese Agilität ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber traditionellen Rechenzentrumsprojekten, die oft Jahre bis zur Fertigstellung brauchen.

Die Zahlungsbereitschaft für KI-Training und ‑Inference ist derzeit sehr hoch. Unternehmen zahlen Tausende Dollar pro GPU pro Monat, um komplexe Modelle zu trainieren. Daher können Anbieter hohe Preise und hohe Auslastung erzielen. Zwar werden diese Margen mit steigendem Wettbewerb sinken, aber kurzfristig generiert das KI-Geschäft deutlich höhere Renditen als klassisches Cloud-Hosting oder Bitcoin-Mining. Zum Vergleich: Bei Bitcoin-Mining liegen operative Margen typischerweise um 30-50 %, während Hive für HPC-Services etwa 55 % Gewinnmargen berichtet.

Sowohl Nebius als auch CoreWeave gelten als NVIDIA-nah. Berichten zufolge hat NVIDIA in beide investiert oder liefert bevorzugt Hardware-Kontingente. NVIDIA profitiert davon, wenn möglichst viele Anbieter ihre neueste GPU-Generation einsetzen, und hilft so mit, ein Ökosystem alternativer KI-Clouds aufzubauen. Diese Kooperationen können für die Firmen günstigere Hardware-Preise oder frühzeitigen Zugang zu GPUs bedeuten. Und für Nvidia bedeutet das mehr Verhandlungsmacht, da sie deutlich weniger von den Hyperscalern als Abnehmern abhängig sind. Nvidia wünscht sich diesen Wettbewerb.

❌ Aber das sind die Risiken

Der Aufbau von GPU-Rechenzentren verschlingt Milliarden. Viele Akteure finanzieren dies über Schulden oder Verwässerung. Verschuldungsgrad und Verwässerungsrisiko sind daher hoch. Falls die erwarteten Cashflows ausbleiben oder sich verzögern, drohen finanzielle Engpässe.

Aktuell schreiben die meisten KI-Infra-Provider noch Verluste (Nebius und CoreWeave jeweils dreistellige Millionen im Jahr). Das ist in der Aufbauphase normal, birgt aber das Risiko, dass Gewinne erst sehr spät oder gar nicht kommen, sollte z.B. die Auslastung hinter den Annahmen zurückbleiben. Der riskante Wettlauf zwischen allen Playern verlangt, immer neue Kapazitäten vorzuhalten. Das erhöht die Kosten linear, während die Einnahmen oft in Stufen (mit Vertragsbeginn) kommen. Gelingt es nicht, kontinuierlich neue Kunden zu akquirieren, könnten teure GPU-Farmen zeitweise ungenutzt bleiben und zur Last werden.

Zumal die aktuelle Gunst der Stunde (dass Hyperscaler Hilfe brauchen) temporär sein könnte. Sowohl Amazon als auch Microsoft und Google investieren parallel zig Milliarden in den Ausbau ihrer eigenen GPU-Rechenzentren (inkl. teils eigener KI-Chips). In 2-3 Jahren könnte das Angebot an KI-Compute wieder das Niveau der Nachfrage erreichen. Dann käme es sehr wahrscheinlich zu Preisdruck für Drittanbieter.

Zudem entstehen ständig neue Wettbewerber: z.B. fördert NVIDIA Startups wie nScale in Europa; auch große Colocation-Rechenzentrumsbetreiber (Digital Realty, Equinix) liebäugeln mit GPU-Hosting. Das Szenario ähnelt etwas dem Cloud-Markt vor 10 Jahren. Anfangs konnten Nischenanbieter gut mitverdienen, aber über die Zeit konsolidierte sich vieles bei den Hyperscalern. Ich würde es also nicht riskieren über längere Zeit auf CoreWeave, Nebius, IREN und Co. zu setzen. Die neuen Provider müssen sich daher stets bemühen, breitere Kundengruppen zu erschließen (Startups, Forschung, Enterprise), um nicht völlig von einigen Großaufträgen abhängig zu sein.

Im Vergleich zwischen Neoclouds und Ex-Minern wird der Software-Stack massiv unterschätzt. Nur wer Developer-Tools, APIs und Services anbietet (Nebius, CoreWeave), baut echten Burggraben. Miner-Pivots bleiben sonst reine Colocation-Anbieter und damit austauschbar. Positiv hingegen ist, dass sie sich grüne, günstige Energie gesichert haben, was sie strukturell besser aufgestellt macht als Anbieter mit teurem Netzstrom.

Letztlich gibt es auch das technologische Risiko. Bisher bilden NVIDIAs GPUs das Rückgrat dieser Infrastruktur. Alle haben sich damit eingedeckt. Aber was wenn es plötzlich neue Technologietrends gibt? Und alle Aktien der genannten Firmen sind bereits stark gelaufen und weisen teils sehr hohe Bewertungen auf, die zukünftiges Wachstum vorwegnehmen.

Reminder: EBITDA-Trickserei

1. Abschreibungsillusion bei GPUs: Nebius meldete im Q2 2025 ein adjusted EBITDA von -21 Mio. USD und betonte, dass die Core-Plattform „EBITDA-positiv“ sei. In Wahrheit wurden allein 75 Mio. USD Abschreibungen für GPU-Hardware aus der Rechnung herausgerechnet. Da GPUs jedoch einen extrem schnellen Wertverfall haben (neue Generationen jedes Jahr), sind diese Abschreibungen keineswegs „irrelevant“, sondern ein realer Teil des Business. EBITDA blendet genau diesen zentralen Kostenblock aus.

2. Stock-Based Compensation (SBC) als Schönfärber: Im gleichen Quartal kamen bei Nebius zusätzlich 14,7 Mio. USD SBC hinzu, die ebenfalls bereinigt wurden. In Summe bedeutet das: Das „nur -21 Mio. USD EBITDA“ wäre realistisch betrachtet ein Verlust von rund -110 Mio. USD, bei 105 Mio. USD Umsatz.

3. Bilanzielle Hebel durch lange Nutzungsdauer: CoreWeave, Nebius & Co. aktivieren GPU-Käufe als Assets und schreiben sie über Jahre ab. Je länger die Abschreibungsdauer gewählt wird (z. B. 4 statt 2 Jahre), desto niedriger der Aufwand pro Jahr und desto besser sieht das EBIT/EBITDA aus. Angesichts der kurzen Produktzyklen von NVIDIA (jährlich neue Generationen) ist das fragwürdig.

4. Einmaleffekte als Gewinn-Booster: Nebius wies im Q2 sogar ein positives Nettoergebnis aus. Allerdings nur durch einen Sondereffekt aus der Neubewertung von Beteiligungen (597 Mio. USD). Operativ lag der Verlust weiterhin bei über -110 Mio. USD. Solche Einmaleffekte können das Bild kurzfristig massiv verzerren.

5. EBITDA ist kein Cashflow-Maß: Der CFO selbst warnte, dass das Geschäft 2025 klar „Cashflow-negativ“ bleibt. EBITDA blendet sowohl den massiven Capex-Bedarf (510 Mio. USD in Q2) als auch die Finanzierungskosten aus. Gerade bei hochverschuldeten Expansionsmodellen kann das für Investoren brandgefährlich sein: Es entsteht der Eindruck einer stabilen Profitabilität, obwohl das Unternehmen weiterhin massiv Geld verbrennt.

👉 EBITDA ist in diesem Sektor ein besonders schwacher Indikator für wahre Profitabilität. Wer langfristig investiert, sollte sich nicht von „EBITDA-positiv“-Meldungen blenden lassen. GPUs altern schneller als jede Bilanzierungslogik, und das EBITDA sagt dazu schlicht nichts.

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Hast Du schon darüber nachgedacht?

1. GPU-Kontingente sind das wahre Gold – und nicht jeder bekommt sie.

NVIDIA steuert die Lieferungen strategisch und bevorzugt enge Partner. Nebius und CoreWeave gelten als „Preferred Customers“ mit Priorität für die Chips. Viele Mining-Pivots haben zwar Standorte und Strom, aber ohne garantierte GPU-Zuteilungen bleibt das Geschäftsmodell Theorie. Wer hier hinten ansteht, könnte trotz Milliarden an Infrastrukturinvestitionen nicht skalieren können.

2. Verträge sind zweischneidig. Hohe Sichtbarkeit, aber auch Klumpenrisiko.

Die Mega-Deals (Microsoft bei Nebius, Fluidstack/Google bei Cipher, OpenAI bei CoreWeave) geben kurzfristig Umsatzsicherheit. Aber: Solche Abhängigkeiten können gefährlich werden. Wenn Microsoft in drei Jahren eigene Kapazitäten hochfährt, steht Nebius mit Überkapazitäten da.

3. Die Stromfrage entscheidet über Margen. Nicht nur die GPUs.

Rechenzentren im KI-Zeitalter verschlingen Terawattstunden. Wer langfristig günstige und grüne Stromquellen gesichert hat, hat einen entscheidenden Vorteil. IREN wirbt mit Wind- und Solarstrom, Hive mit Wasserkraft. CoreWeave und Nebius hingegen müssen in teureren Märkten (New Jersey, Amsterdam) Strom sichern. Ihre Bruttomargen sind hoch, könnten aber durch steigende Energiepreise und Regulierung schneller erodieren als bei „Minern“.

4. Software-Stack und Kundenfreundlichkeit sind der unterschätzte Burggraben.

Nicht die blanke GPU-Zahl macht den Unterschied, sondern die Fähigkeit, sie effizient und einfach nutzbar zu machen. Nebius baut eine eigene Cloud-Plattform mit Developer-Tools; CoreWeave bietet API-Integrationen für Startups. Miner-Pivots wie Cipher oder IREN haben meist nur Colocation-Modelle - hier ist der Wertschöpfungsanteil niedriger. Auf lange Sicht könnte genau das über Relevanz oder Austauschbarkeit entscheiden.

5. Finanzierungsstrukturen können das Zünglein an der Waage sein.

Viele dieser Firmen laufen auf hohem Leverage: Wandelanleihen, Projektfinanzierungen, Equity-Raises. Solange die KI-Euphorie anhält, lassen sich Milliarden locker einsammeln. Sollte sich der Markt aber abkühlen, droht eine Refinanzierungsfalle

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Fazit

Aus strategischer Sicht erscheinen Nebius und CoreWeave noch am solidesten aufgestellt. Sie haben First-Mover-Vorteile, große Aufträge und technologischen Vorsprung. Nebius etwa kombinierte in kurzer Zeit Yandex-Know-how mit westlichem Kapital und hat mit Microsoft einen Ankerkunden, der weitere anziehen dürfte.

CoreWeave fokussiert neben KI-Training nun stark auf KI-Inferenz (Monetarisierung der Modelle) und diversifiziert seinen Kundenmix. Beide könnten auch Übernahmeziele sein für größere Cloud-Anbieter, die schnell Expertise zukaufen wollen.

Die Mining-Pivots sind hingegen High Risk/High Reward. Cipher hat mit dem Google-unterstützten Deal einen Fuß in der Tür. Hier wird spannend sein, ob sie diesen ausbauen können (z.B. Erweiterung auf 500 MW, oder Deals mit anderen Hyperscalern). Iris Energy hat das Potenzial, aufgrund seiner enormen Stromressourcen und grünen Energie langfristig einen oder zwei Großkunden zu gewinnen, momentan bleibt es aber bei der Vision.

In Summe ist GPU-as-a-Service kein Selbstläufer! Die Wahl eines Investments in diesem Bereich hängt stark vom eigenen Überzeugungsgrad bezüglich des KI-Infrastruktur-Superzyklus ab. Wer glaubt, dass wir erst am Anfang eines jahrelangen KI-Goldrauschs stehen, in dem Compute der limitierende Faktor bleibt, der findet in Nebius, CoreWeave & Co. spannende Kandidaten, mit aber genauso enormen Risiken.

Wer hingegen skeptischer ist und eher kurzfristige Engpässe ausnutzen will, könnte auf Firmen setzen, die bereits jetzt Kasse machen - und zwar Nvidia.

Wichtig ist in jedem Fall, die Nachrichtenlage eng zu verfolgen.

Ohne Zweifel sind die Top-Player strategisch gut positioniert, um vom anhaltenden KI-Trend überproportional zu profitieren, zumindest solange die allgemeine KI-Nachfrage das Angebot übersteigt. Die Geschichte lehrt aber, dass in Boomphasen oft viele Mitstreiter angelockt werden und früher oder später eine Konsolidierung einsetzt.

Für den KI-Sektor insgesamt ist dieser Trend zweischneidig: Kurzfristig treibt er die Innovation, da mehr Rechenpower schneller verfügbar wird, was die Entwicklung besserer KI-Modelle beflügelt. Längerfristig muss sich zeigen, ob das „GPU-Cloud“ Modell neben den Hyperscalern dauerhaft Bestand hat oder ob es eine Übergangserscheinung ist, bis die Großen selbst aufholen.


Viel Erfolg wünscht Euch Valentin

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