Nachhall des Russland-Ukraine-Konflikts
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Russland - Ukraine: auf das Beste hoffen
Wenn Spieler mit dem Rücken zur Wand stehen, werden ihre Wetten immer riskanter. Das Militär nennt es vertikale Eskalation, wenn eine Partei durch immer aggressivere Schritte einen Ausweg sucht. Russland steht mit dem Rücken zur Wand und ist mit schweren Sanktionen und vorerst sehr begrenzter Unterstützung aus China konfrontiert. Da Importe nach Russland teurer und schwerer zu finden sind, wird sich mit der Zeit wahrscheinlich die Unzufriedenheit in der Bevölkerung ausbreiten und die Regierung zwingen, ein neues Narrativ zu finden. Die US-Regierung hält den Einsatz nicht konventioneller Waffen für möglich, während der Markt auf das Beste hofft, nämlich den Beginn ernsthafter Verhandlungen. Im Wesentlichen glaubt der Markt, dass Russland nachgeben und in der Ukraine einen Kompromiss finden wird. Je länger Russland wartet, desto stärker wirken sich die Sanktionen aus, einschließlich sehr hoher Zinssätze, was darauf hindeutet, dass der Markt wahrscheinlich zu Recht vorsichtig optimistisch ist. Tatsächlich kündigte Russland ein begrenzteres Ziel an, die Donbass-Region zu „befreien“. Die Frage ist nun, ob Russland den Neutralitätsanspruch der Ukraine akzeptieren wird.
Eurozone: Stabilisierung festverzinslicher Wertpapiere
Die europäische Wirtschaft soll in diesem Jahr um 3,3 % und im nächsten um 2,5 % wachsen. Das Risiko besteht darin, dass die Haushalte in den kommenden Wochen Überreaktionen auf Kriegsnachrichten und deutlich höhere Ölpreise zeigen. Einiges davon zeigt sich beispielsweise bereits im Einbruch der deutschen Wachstumserwartung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Dieser Schock dürfte dann aber abklingen, ebenso wie die Sorge über höhere Zinsen in der Peripherie.
Die EZB ist mit dem steigenden Risiko einer Lohninflation konfrontiert, da Haushalte, die sehr abhängig von laufenden Lohnzahlungen sind, den Arbeitsplatz wechseln oder höhere Bezüge verlangen. Das bedeutet, dass der Markt mit einem schnelleren Tempo der Zinserhöhungen rechnet, wenn das Asset Purchase Programme (APP) der EZB (ein erweitertes Programm zum Ankauf von Vermögenswerten) ab Q3 endet. Beachtenswert ist, dass dies ein heikles Unterfangen für die EZB ist, da die Eurozone auch einen Angebotsschock durch erhöhte Energiepreise und den Verlust des Zugangs zum russischen Markt erleidet. Umgekehrt sollten die US-Nachfrage und schließlich die chinesische Nachfrage robust sein. In einem vorsichtigeren Risikoumfeld stehen die Chancen gut, dass europäische festverzinsliche Wertpapiere durch ein zunehmendes Angebot von High Yield-Titeln aus der europäischen Peripherie ergänzt werden. Gleichzeitig sind europäische Aktien attraktiv bewertet.
USA: Überhitzung
In den Vereinigten Staaten besteht die Sorge, dass die Fed zu lange in der Geldpolitik der Lage hinterherhinkt, was sie zu einer übermäßigen Straffung zwingen und das Risiko einer Rezession heraufbeschwören könnte. Die Geschichte deutet darauf hin, dass dies tendenziell der Fall ist, da die Dynamik eines ungewöhnlich heißen Arbeitsmarktes schwer vorherzusagen ist. Der Unterschied besteht diesmal darin, dass uns die Zwischenwahlen bevorstehen, bei denen die Inflation ein wichtiges Thema ist. Dies bedeutet, dass die Fed wahrscheinlich noch eine Weile versuchen wird, in der Geldpolitik vorne zu bleiben, und dies möglicherweise mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen fortsetzen wird. Das deutet darauf hin, dass der finale Zinssatz steigen sollte; aber vieles ist bereits eingepreist. Dies impliziert reichlich Chancen bei festverzinslichen Wertpapieren und eine gewisse Vorsicht bei Aktien (z.B. Wachstumsstil), wo die Bewertungen hoch bleiben. Aktien gehen im Gegensatz zu festverzinslichen Wertpapieren von einem langen und reibungslosen Wachstumspfad aus.
Was heißt das für Anleger?
Europäische Anleihen und Aktien, insbesondere ESG, bieten weiterhin viele Möglichkeiten. In den Vereinigten Staaten bieten festverzinsliche Wertpapiere inzwischen ein breites Spektrum an Gelegenheiten. Auch Multi Asset Fonds sind interessant. Sie haben die Fähigkeit, sich schnell anzupassen. Insbesondere, da sie Unternehmen selektieren, die als attraktiv bewertet sind und die Qualitäten eines stabilen Cashflows bieten. Zudem haben solche Unternehmen in der Regel Preissetzungsmacht – was ihnen hilft, die Inflation weiterzugeben.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.