Nach S&P-Urteil: Dem Rettungsschirm EFSF wird die Schlagkraft entzogen
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Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat ihre Ankündigung, europäische Staaten herabzustufen, am späten Freitagnachmittag wahrgemacht und könnte damit die Eurozone vor neue Probleme stellen. Andrew Wells, Global Chief Investment Officer für Fixed Income, bei der Vermögensgesellschaft Fidelity Investments kommentiert die Herabstufungen von Frankreich und der anderen Länder durch die amerikanische Ratingagentur:
„Deutschland hat die Herabstufungswelle von S&P eindeutig am Besten überstanden - es ist das letzte Land der Eurozone mit AAA-Rating und stabilem Ausblick. Das wird dazu führen, dass noch mehr Geld in den „sicheren Hafen“ deutsche Staatsanleihen fließt. Als die Gerüchte über mögliche Herabstufungen aufkamen, sind die Zinsen für 10jährige Bundesanleihen am Freitag auf 1,75 Prozent gefallen. Da S&P den Marktzugang und Finanzierungsprobleme als Gründe angegeben hat, handelt es sich hier um eine pro-zyklische Herabstufung, die die aktuelle Entwicklung pro Deutschland und gegen die anderen Länder unterstützt. Die Herabstufung Frankreichs war erwartet worden und es ist bei weitem nicht so schlimm, wie es eine umfassendere Herabstufung von AAA-Ländern inklusive Deutschland gewesen wäre.
Italien und Portugal wurden gleich um zwei Stufen heruntergestuft, was dazu führt, dass Italien nun das gleiche Rating hat wie Irland. Damit ist S&P die erste Ratingagentur, die Italien ein BBB-Rating verpasst hat. Durch die weitere Herabstufung von Portugal ist das Land auf der iberischen Halbinsel nun auch bei S&P auf Junkbond-Status gesunken. Der negative Ausblick für Finnland kam relativ überraschend, weil das Land eigentlich bessere Fundamentaldaten aufweist als Deutschland. Positive Signale gab es dagegen für Belgien und Irland, die nicht herabgestuft wurden – das spricht für Vertrauen in ihre fiskalpolitischen Reformen. Die Slowakei kann auch Hoffnung schöpfen, das Land wurde zwar herabgestuft, der Ausblick ist aber stabil geblieben.
Die Aufmerksamkeit der Märkte wird sich nun voraussichtlich sehr schnell auf die supranationalen Einrichtungen und Rettungsmechanismen der EU richten. Vor allem auf den EFSF, da die Herabstufungen die französischen und österreichischen Garantien für den Rettungsfonds untergraben und somit seine Schlagkraft reduzieren. Zudem könnte die Herabstufung Frankreichs dessen Beziehungen zu Deutschland und Großbritannien beeinflussen, da die Grande Nation nun ein schlechteres Rating besitzt als die beiden anderen europäischen Schwergewichte."
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