Nach Mega-Rally bei Tesla warten Investoren auf Fed- und EZB-Sitzung, sowie die Quartalszahlen von Apple, Amazon, Alphabet und Advanced Micro Devices
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Ob die Party an den Märkten weitergeht, dürfte vor allem von der Fed-Sitzung am Mittwochabend, sowie den Ergebnissen der US-Schwergewichte abhängen.
Fed-Chef Jay Powell dürfte ziemlich mieser Stimmung sein: In den vergangenen Wochen haben er und seine Kollegen wiederholt versucht, die US-Zinsen nach oben zu reden und so die Finanzbedingungen zu verschärfen, was die Konjunktur und damit die Inflation hätte dämpfen sollen. Allerdings völlig erfolglos.
Stattdessen sind S&P 500 (4.017,77 -1,30 %) und Nasdaq Composite (11.393,81 -1,96 %) gegenüber Jahresanfang nach oben geschossen, die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um 33 Basispunkte (0,33 Prozentpunkte) eingebrochen, während der Dollar deutlich gesunken ist. Die Folge: die Finanzbedingungen sind so locker wie im Juni – obwohl die Fed seit damals den Leitzins um herbe 275 Basispunkte auf zuletzt 4,25 bis 4,5 Prozent angehoben hat! Im Gegenzug läuft die Börsenparty auf vollen Touren, wenngleich es am Montag zu Gewinnmitnahmen bei S&P500 und Nasdaq und gerade den Technologiewerten Tesla Inc. (166,66 $ -6,32 %), Apple Inc. (143,00 $ -2,01 %), Amazon.com Inc. (100,55 $ -1,65 %), NVIDIA Corp. (191,62 $ -5,91 %), Microsoft Corp. (242,71 $ -2,20 %)und Meta Platforms Inc (147,06 $ -3,08 %) gekommen ist.
Zur Erinnerung: Seit dem Tief am 3. Januar bei 108 Dollar ist die Tesla-Aktie bis zum Hoch am 27. Januar um horrende 65 Prozent nach oben geschossen. Trotz der jüngsten Gewinnmitnahmen liegt der Börsenwert damit bei astronomischen 526,3 Mrd. Dollar!
Für Aufsehen haben die Nachrichten von Ford Motor Co. (12,8900 $ -2,86 %)gesorgt. Der Autobauer senkt – wohl als Reaktion auf die drastischen Preissenkungen von Tesla - die Preise für seine elektrischen Mustang Mach-E deutlich und zeigt das Ausmaß ganz offen in seiner Pressemeldung. Während es bei den preiswerteren Fahrzeugen ab 600 Dollar abwärts geht, werden die teuren um bis zu 5.900 Dollar günstiger. Vor dem Hintergrund sollte es niemanden überraschen, dass es zu ein paar Gewinnmitnahmen bei Mercedes-Benz AG (67,46 € -0,38 %) und BMW AG (91,97 € 0,54 %)kommt. Ich bin mal gespannt, wann die deutschen Autobauer, die Premiumhersteller, ebenso wie Volkswagen AG Vz. (126,14 € -0,10 %), ihrerseits mit Preissenkungen nachziehen.
Fed-Sitzung ganz oben auf der Agenda
Aber zurück zu Powell und zur Fed-Sitzung am morgigen Mittwochabend. Für viele Investoren ist es ausgemachte Sache, dass die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,5 bis 4,75 Prozent anhebt. Spannend wird nur, wie falkenhaft Powell diesmal bei der Pressekonferenz auftritt und ob er – wie vom Markt erwartet – für die nächste Sitzung am 22. März eine weitere Erhöhung um 25 Basispunkte signalisiert.
Falls Powell nicht falkenhaft auftreten sollte, also statt von weiteren Zinserhöhungen von einer baldigen „Zinspause“ reden sollte, könnte die Party an den Aktienmärkten noch mehr Fahrt aufnehmen. Dabei ist der S&P500 mit einem KGV von herben 17,7 meiner Meinung nach weiterhin sehr hoch bewertet – und das in einem Umfeld, in dem eine US-Rezession schnell heraufziehen dürfte und gleichzeitig das Risiko für eine weltweite Rezession zügig zunimmt.
Sitzung der EZB und der englischen Notenbank stark im Fokus
Am Donnerstag werden die Augen der Investoren dann auf die englische Notenbank und die EZB gerichtet sein. Investoren erwarten, dass erstere den Leitzins um 50 Basispunkte auf 4,0 Prozent anheben wird.
Die EZB soll ihrerseits den Leitzins ebenfalls um 50 Basispunkte auf 3,0 Prozent anheben. Falls sich EZB-Chefin Christine Lagarde an ihre Aussagen von der Dezember-Sitzung noch erinnern kann, sollte Lagarde zudem eine Erhöhung um weitere 50 Basispunkte für die Sitzung am 16. März signalisieren.
Sollte Lagarde das tatsächlich tun, könnte das für einen deutlichen Zinsanstieg bei Bundesanleihen und anderen Anleihen aus der Euro-Zone, wie bei italienischen sorgen, und damit für einen zumindest kleinen Kurssprung nach oben beim Euro. Während ein sinkender Dollar die US-Aktienmärkte beflügeln dürfte, könnte die Angst vor einem weiteren deutlichen Zinsanstieg in der Euro-Zone und einer weiteren Erholung des Euro den DAX zumindest etwas bremsen.
Außerdem gibt es noch eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten in dieser Woche, gerade aus den USA, die ebenfalls für deutliche Ausschläge an den Börsen sorgen könnten (dazu gleich mehr).
Apple bestimmt die Richtung am Gesamtmarkt
Neben der Fed-Sitzung dürften zudem vor allem die Quartalszahlen und der Ausblick von Apple Inc. (143,00 $ -2,01 %)für Bewegung an den Märkten sorgen. Der iPhone-Hersteller präsentiert die Ergebnisse am Donnerstagabend nach Börsenschluss in den USA. Analysten sagen für das abgelaufene Quartal einen Umsatzrückgang um 1,9 Prozent auf 121,58 Mrd. Dollar vorher. Das dürfte nicht zuletzt an den Produktionsschwierigkeiten aufgrund der Corona-Maßnahmen in China liegen. Zudem soll der Gewinn je Aktie um 7,6 Prozent auf 1,94 Dollar sinken.
Sollte Apple-Chef Tim Cook auf der Analystenkonferenz signalisieren, dass die hohe Inflation und die schwache Weltwirtschaft viele Verbraucher weltweit zusehends belasten, und sie sich daher mit dem Kauf teurer Apple-Produkte, wie iPhones, oder Mac-Rechnern zurückhalten, dürfte das nicht nur einen Kursrutsch bei der Aktie, sondern am Gesamtmarkt auslösen. Die Bullen können daher nur hoffen, dass Cook tatsächlich bullisch ist.
Inflationsdaten für Deutschland, BIP für die Euro-Zone und US-Arbeitskostenindex im Fokus
Am Dienstag werden um 11 Uhr die Daten zur Konjunkturentwicklung der Euro-Zone vorgelegt. Laut den Schätzungen der Volkswirte soll die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal auf dem Niveau das Vorquartals stagniert haben, nach einem Plus von 0,3 Prozent für das dritte Quartal.
Um 14 Uhr werden die Inflationsdaten für Deutschland veröffentlicht. Nach dem Wegfall einiger Sondereffekte sollen die Verbraucherpreise im Januar um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Im Jahresvergleich soll die Inflationsrate von 8,6 auf 9,2 Prozent klettern. Sollten die Daten besser als erwartet ausfallen, könnte das zu einem Einbruch bei den Zinsen für Bundesanleihen führen, und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen mit nach unten ziehen, was S&P500, Nasdaq und DAX beflügeln dürfte.
Um 14.30 Uhr kommt aus den USA der sogenannte Lohnkostenindex. Demnach sollen die Lohnkosten im vierten Quartal um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen sein. Der Index umfasst neben Löhnen und Gehältern auch sonstige Zuschläge und ist damit der umfassendste Indikator für die Entwicklung der Personalkosten. Besser als erwartete Daten sollten zu einem Zinsrutsch und damit für Auftrieb an den Aktienmärkten sorgen.
Um 15 Uhr wird der Case-Shiller-Hauspreisindex veröffentlicht. Demnach sollen die Häuserpreise in den 20 größten Städten der USA im November um „nur“ 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 8,6 Prozent für Oktober.
Um 16 Uhr legt das Conference Board die Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen vor. Volkswirte sagen einen leichten Anstieg auf 109,0 Punkte vorher. Oder hat die jüngste Rally bei S&P500 und Nasdaq die Investoren noch bullischer gemacht, und auch die Stimmung bei den US-Konsumenten stärker verbessert als erwartet?
Nach Börsenschluss in den USA legt Advanced Micro Devices Inc. (72,45 $ -3,91 %) die Quartalszahlen vor. Nach der jüngsten Rally sollte der Ausblick des weltweit zweitgrößten Herstellers von Mikroprozessoren besser nicht zu schwach sein, ansonsten könnte es zu deutlichen Gewinnmitnahmen kommen. Die schwachen Zahlen von Intel Corp. (27,95 $ -0,75 %)und der noch schwächere Ausblick lassen allerdings nichts Gutes erwarten.
Inflationsdaten für die Euro-Zone, ADP und US-Einkaufsmanagerindex im Blick
Am Mittwoch veröffentlicht S&P Global den endgültigen Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Eurozone. Mit 47 Punkten soll der vorläufige Index bestätigt werden, womit er weiterhin ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in dem Sektor signalisieren würde.
Um 10 Uhr folgt der endgültige Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die Industrie der Eurozone. Dabei soll der vorläufige Wert von 48,8 Punkten bestätigt werden, womit der Rückgang der Wirtschaftsleistung nicht so groß wäre wie in Deutschland.
Um 11 Uhr werden die Inflationsdaten für die Eurozone veröffentlicht. Die Verbraucherpreise solle im Januar um 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, nach 9,2 Prozent für Dezember. Damit wäre die Inflation weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Gleichzeitig soll die Kernrate, also bereinigt um Nahrungsmittel und Energie, von 5,2 Prozent für Dezember auf 5,1 Prozent für Januar zurückgehen. Das zeigt, dass es weiterhin einen breitangelegten Aufwärtsdruck bei den Preisen in der Euro-Zone gibt.
Um 14.15 Uhr veröffentlicht ADP den US-Arbeitsmarktbericht. Im Januar soll die Privatwirtschaft 158.000 Jobs geschaffen haben, nach 235.000 für Dezember. Ich bin gespannt, wann viele der schwachen Konjunkturdaten, gerade vom Häusermarkt, und die zahlreichen Entlassungen, längst nicht mehr nur im Tech-Sektor, endlich auf die Arbeitsmarktdaten durchschlagen werden.
Um 16 Uhr gibt das Institute for Supply Management (ISM) den Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie bekannt. Er soll im Januar von 48,4 weiter leicht zurückgegangen sein auf 48,0 Punkte. Damit würde der Index signalisieren, dass die Wirtschaftsleistung in dem Sektor etwas stärker schrumpft als zuvor. Mich würde es nicht überraschen, wenn die Zahlen schlechter als erwartet ausfallen sollten. Von großer Bedeutung ist dabei – neben der Preiskomponente - vor allem die Komponente mit dem Auftragseingang aus dem Ausland. Er ist üblicherweise ein hervorragender Indikator für den Index insgesamt.
Ebenfalls um 16 Uhr wird der sogenannte JOLTS-Bericht veröffentlicht. Demnach soll im Dezember die Zahl der offenen Stellen auf 10,2 Mio. gesunken sein, nach 10,46 Mio. für November.
Außerdem werden um 16 Uhr die Daten zu den US-Bauausgaben bekanntgegeben. Für Dezember wird ein Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat vorhergesagt, nach einem Anstieg um 0,2 Prozent für November.
Um 16.30 Uhr werden die Daten zu den US-Öllagervorräten veröffentlicht.
Um 20 Uhr gibt die Fed die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt, um 20.30 Uhr sind alle Augen auf die Pressekonferenz mit Powell gerichtet.
Nach Börsenschluss in den USA legt Meta Platforms Inc (147,06 $ -3,08 %) die Quartalszahlen vor.
Sitzung der englischen Notenbank und der EZB im Fokus
Am Donnerstag gibt die englische Notenbank um 13 Uhr die Ergebnisse ihrer Sitzung bekannt.
Um 14.15 Uhr zieht die EZB nach, um 14.45 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit Lagarde.
Um 14.30 Uhr werden die Daten zu US-Produktivität und Lohnstückkosten veröffentlicht. Im vierten Quartal soll die Produktivität um annualisiert 2,4 Prozent gestiegen sein, nach 0,8 Prozent für das dritte Quartal. Zudem sollen die Lohnstückkosten im vierten Quartal um annualisiert 1,5 Prozent geklettert sein.
Um 16 Uhr folgen die Daten zu den US-Industrieaufträgen. Sie sollen im Dezember um 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach einem Rückgang um 1,8 Prozent für November.
Nach Börsenschluss in den USA legen Apple, Alphabet Inc. (Class C) (97,95 $ -2,74 %)und Amazon.com Inc. (100,55 $ -1,65 %)die Quartalsergebnisse vor. Könnte gerade Amazon – wie schon bei der Zahlenvorlage für das dritte Quartal - Investoren mit einem schwachen Ausblick enttäuschen und damit Sorgen vor einer schwachen Weltwirtschaft schüren?
US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf der Agenda
Am Freitag um 9.55 Uhr veröffentlicht S&P Global den endgültigen Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor Deutschlands für Januar. Der vorläufige Wert von 50,4 Punkten soll bestätigt werden, was ein minimales Wachstum in dem Sektor andeuten würde.
Um 10 Uhr folgt der Index für die Euro-Zone. Dabei werden 50,7 Punkte erwartet.
Um 11 Uhr folgen die Produzentenpreise für die Euro-Zone. Sie sollen im Dezember um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein. Im Jahresvergleich soll hingegen der Anstieg auf 22,6 Prozent zurückgehen, nach 27,1 Prozent für November.
Um 14.30 Uhr sind alle Augen auf den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht gerichtet. Im Januar sollen 185.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 223.000 für Dezember. Die Arbeitslosenquote soll leicht steigen von 3,5 auf 3,6 Prozent. Zudem sollen die Stundenlöhne im Dezember um „nur“ 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, nach 4,6 Prozent für Dezember.
Nach der Vorlage des Berichts gilt es vor allem die Entwicklung der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen anzuschauen. Sollten die Zinsen deutlich sinken, obwohl viele „Experten“ von Goldlöckchen-Zahlen sprechen, schätzt der Anleihenmarkt die Zahlen als schwach sein. Dann wird es spannend sein, die Reaktion von S&P500, Nasdaq, DAX, Euro und Gold zu beobachten.
Spiegelt sich die deutliche Abkühlung der Konjunktur der vergangenen Monate endlich am Arbeitsmarkt wider, was zu einem Zinsrutsch und damit zu einer weiteren Party am Aktienmarkt führen könnte? Oder sendet der Arbeitsmarktbericht deutliche Schwächesignale, was Rezessionssorgen schüren und damit die Aktienmärkte belasten könnte.
Um 16 Uhr schließt der Einkaufsmanagerindex von ISM für den US-Dienstleistungssektor den Datenreigen dieser Woche. Der Index soll im Januar stabil geblieben sein bei 49,6 Punkten. Die Zuversicht der Volkswirte kann ich mir allerdings nicht erklären.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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