Kommentar
11:10 Uhr, 09.11.2020

Nach der Wahl: Was können Anleger jetzt von der Börse erwarten?

Normalerweise werden Wahlen an der Urne entschieden. In den USA sind es die Gerichte. Das sagt viel über den Zustand der Demokratie aus, aber was sagt es für die Börse aus?

Die kurze Antwort: wenig. Das setzt allerdings voraus, dass es nicht zum Worst Case kommt. In diesem Fall würde die Wahl vom obersten Gericht entgegen des eigentlichen Wahlergebnisses zugunsten von Trump entschieden. In diesem Fall wäre die Wahl tatsächlich gestohlen und würde die USA in eine tiefe Krise stürzen, die jahrelang anhält. Auch für die Börse wäre das ein Desaster. Die Wahrscheinlichkeit, dass es soweit kommt, ist gering. Klagen vor Gericht hin oder her, am Ende wird der normale Prozess stattfinden und der gewählte Präsident auch tatsächlich Präsident sein. Das wird Biden sein. Demokraten haben den Ruf für die Börse schlechter zu sein als Republikaner. Das ist nicht der Fall. Es kommt aber auf den Zeithorizont an, den man betrachtet. In den ersten Monaten verlieren Aktien unter einem demokratischen Präsidenten. Über die Amtszeit hinweg baut sich dann ein Plus auf, das bis zum Ende des vierten Amtsjahres immer größer wird. Neben dem Präsidenten entscheidet sich auch, wie der Kongress zusammengesetzt ist. Die Demokraten werden im Repräsentantenhaus die Mehrheit behalten. Um im Kongress insgesamt eine Mehrheit zu haben, braucht es aber auch den Senat. Hier halten bisher die Republikaner die Mehrheit.


Mit geringer Wahrscheinlichkeit können die Demokraten zukünftig die gleiche Anzahl an Senatoren stellen und so den Kongress gewinnen. Wahrscheinlicher ist, dass Republikaner den Senat weiterhin dominieren werden. In diesem Fall haben die USA einen demokratischen Präsidenten, aber einen geteilten Kongress.

In dieser Zusammensetzung sind die Renditen für Anleger am höchsten (schwarzer Balken in Grafik 2). Auch der zweite Fall, ein demokratischer Kongress und Präsident sind für Anleger gut (gestreifter Balken). Generell müssen sich Anleger langfristig keine Sorgen machen.


Ohne eine Mehrheit im Kongress werden Steuererhöhungen nur schwer durchsetzbar sein. Vor allem bei diesem Punkt können Anleger aufatmen. Der Staat ist zwar seit Jahren defizitär und kann ohne Notenpresse nicht überleben – es bräuchte also eine Rückabwicklung der Steuersenkung unter Trump – doch jeder Prozentpunkt an höheren Steuern ist für Unternehmensgewinne schmerzhaft.

Kurzfristig sind niedrigere Steuern für Aktien gut. Langfristig könnten die enormen Haushaltsdefizite zu radikaleren Veränderungen bei den Steuern führen. Vor den nächsten Wahlen muss man sich darüber jedoch keine Gedanken machen.

Anleger sind gut beraten, wenn sie durch etwaige Volatilität in den kommenden Wochen hindurchblicken und sich von der teils dramatischen Berichterstattung nicht beeinflussen lassen. Was für die Börse langfristig zählt, ist das Ergebnis, nicht der Weg dorthin. Zumindest am Montag sehen das Anleger ähnlich. Die Börse freut sich über einen klaren Wahlsieger. Im Idealfall bleibt das vorerst so, sprich, die Kurse steigen weiter.

Clemens Schmale


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  • wonder
    wonder

    Kleiner Tipp: das Adverb "entgegen" verlangt den Dativ, genauso wie "entsprechend".

    15:04 Uhr, 09.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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