Kommentar
09:22 Uhr, 02.07.2019

Nach dem "Waffenstillstand": Wieso können Aktien ihre Gewinne nicht halten?

Nach dem G20-Gipfel ist klar: die USA und China verhandeln wieder. Das half Aktien zu Wochenbeginn, doch noch bevor der erste Handelstag vorbei ist, bröckeln die Gewinne wieder. Wieso?

Eine wirklich große Überraschung war es nicht, dass China und die USA nach dem Treffen von Xi und Trump wieder miteinander sprechen würden. Bereits kurz vor dem Treffen ließ Finanzminister Mnuchin verlauten, man haben sich bereits zu 90 % geeinigt. Trotzdem war es eine Erleichterung. Man weiß ja nie, was am Ende bei diesen Treffen herauskommt.

Das vorletzte Treffen zwischen Trump und Kim Jong war so ein Überraschungspaket. Der Gipfel wurde vorzeitig beendet, ohne Ergebnisse. Trump kann von Verhandlungen also durchaus zurücktreten. Das hat er bereits bewiesen.

Dieses Mal geschah das nicht. Auch wenn es erwartet wurde, ein bisschen Unsicherheit blieb doch. So war es nicht verwunderlich, dass Aktienmärkte weltweit positiv reagierten. Der Dax erreichte ein neues Jahreshoch und während des Handelstages konnte der S&P 500 ein neues Allzeithoch generieren. Schon am Abend war davon nicht mehr viel übrig.

Anleger haben schnell umgeschaltet. Erst kauften sie wie wild, dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Das macht durchaus Sinn. Das Ergebnis des Treffens war ja nun nicht so wegweisend, dass man den ganzen Markt gleich neu preisen muss. Effektiv hat sich wenig verändert. Es wird nicht schlimmer, aber auch nicht besser.

Das stimmt natürlich nicht ganz. China konnte den USA ein Zugeständnis abringen. Huawei wird vorerst weniger strikt sanktioniert als zuletzt. Was die USA im Gegenzug bekommen haben, ist nicht ganz klar. Da China nun aber den USA wieder mehr Landwirtschaftsprodukte abkaufen will, dürfte der Kuhhandel wohl an dieser Stelle stattgefunden haben. Ländliche Regionen sind wichtige Wähler für Trump.

Die Freude an der Börse ist erst einmal begrenzt. Die positive Nachricht wurde am Nachmittag gleich durch eine schlechte Neuigkeit besudelt. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist weiter im Sinkflug. Die Wirtschaft kühlt sich in den USA weiter ab.

Das führt mich zu einem meiner Lieblingscharts, der den Einkaufsmanagerindex der S&P 500 Performance gegenüberstellt. Derzeit divergieren die beiden. In der Vergangenheit löste sich das Ganze zugunsten des Einkaufsmanagerindex auf. Mit etwas Fantasie kann man sogar eine ähnliche Situation wie 2007 erkennen. Der Einkaufsmanagerindex fiel, die Börse legte noch ein letztes Mal kräftig zu.

Das Treffen war gut, das Ergebnis auch. Es ändert aber wenig am vorherrschenden wirtschaftlichen Trend. Dieser ist abwärts gerichtet. Jede Freude, die aufkommt, muss relativ schnell wieder getrübt werden. Ob deswegen in den kommenden Tagen abverkauft wird, muss man abwarten. Einen Befreiungsschlag erwarte ich für die Börse jedenfalls nicht.

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14 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    Die Kurse beweisen noch mal was für Schrott alle Börsenkommentatoren schreiben die für mich schon längst Kontraindikatoren sind.
    Wer von ihnen hat in den letzten Jahren und Monaten einen Börsensturz nicht vorhergesagt?

    Herr Schmale mit seinen linksideologischen Begründungen ist der beste Kontraindikator überhaupt.

    10:54 Uhr, 03.07. 2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Je größer die Zeiteinheiten, desto mehr verwässern die Dividenden das Gesamtbild. Auf kurzer Zeitebene ist die Dax Perf Analyse daher nicht grundsätzlich falsch. Daher kommt es auch so häufig zu Überraschungen. Realität und Zusammengewürfelter Index treffen aufeinander.

    16:05 Uhr, 02.07. 2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Ich verwende doch einen Indize um mir ein Bild vom Gesamtmarkt zu machen. Woher soll ich den wissen ob die Kurse unter oder überbewertet sind, wenn irgendwelche Summen, die nichts mit dem Kursstand zutun haben dazurechnet? Noch einmal: Würden die Dividenden reinvestiert werden, waren die Kursverläufe identisch. Ich kann also nur für mich persönlich ableiten ob die Summe aller Kurse + Summe aller Dividenden positiv ist.

    14:02 Uhr, 02.07. 2019
  • Market Impact
    Market Impact

    Also ich rechne die Dividenden dazu , ich bekomme sie ja auch. Und reinvestiert wird bei mir auch.

    12:58 Uhr, 02.07. 2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Jedoch nur, wenn sie automatisch reinvestiert werden, was offensichtlich nicht der Fall ist, sonst wären beide Indizes deckungsgleich. Staatsfunk, da man sich eben die Welt schöner malt als sie ist. Die Realität: Alle Kurse im DAX haben kein neues Jahreshoch erreicht. Nur eben mit Dividenden.

    Eine Analyse des Perfomance-Dax hat nur Sinn für Personen, welche einen ETF auf den gesamten Dax kaufen und liegen lassen. Und auch nur ob Kursverluste und Gewinne in einem Misch-Masch positiv oder negativ sind.

    Geht es ums trading geht die Aussagekraft gegen 0. Gerade bei größeren Zeiteinheiten. Realität der Kurse und Wunschvorstellung (alle Marktteilnehmer reinvestieren ihre Dividiende) driften auseinander.

    Daher liegt ihr auch so häufig daneben, da Niemand Dividenden traden kann.

    11:55 Uhr, 02.07. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Ich weiß das dies sich auf den Performanceindex bezieht. Die Aussagekraft ist jedoch gleich 0. Angenommen die Dividende liegt bei 5% und die Kurse aller Dax Konzerene verlieren kontinuierlich 5%.

    Der Performanceindex würde eine Seitwartsbewegung anzeigen. In Wirklichkeit ist das Schiff am sinken.

    So auch aktuell. Nackenlinie im Performance Dax überwunden. Im Kurs Dax nicht. Das nennt man Realitätsverweigerung.

    Ist ja ok, wenn man im Staatsfunk den tollen schöngerechneten Daxpunktestand bejubelt, aber doch nicht von Profis, die überwiegend traden.

    11:15 Uhr, 02.07. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    "Der Dax erreichte ein neues Jahreshoch"

    Diese Aussage ist nach wie vor falsch. Zusammen mit Dividenden ja. Die Kurse Nein.

    10:42 Uhr, 02.07. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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