Kommentar
08:30 Uhr, 27.10.2014

Nach dem Test: Soviel BIP-Rückgang vertragen die deutschen Banken

In Deutschland ist nur eine einzige Bank durch den Stresstest gefallen. Letztlich ist das aber immer noch eine zu viel.

Im Eurozonendurchschnitt schneiden die heimischen Banken gut. Es gibt allerdings auch Länder, in denen überhaupt keine Bank durch den Test fällt. Dazu gehören Estland, Finnland, Frankreich, Luxembourg, Litauen, Lettland, Malta, Holland, die Slowakei und Spanien. Vor allem das gute Abschneiden Spaniens ist eine positive Überraschung.

In Deutschland sind die meisten Banken komfortabel mit Kapital ausgestattet. Die Münchener Hypothekenbank fällt allerdings durch. Mit aktuell 6% Kernkapital als Ausgangspunkt 2014 würde sie nach 3 Jahren weiterer Krise mit nur noch 2,9% dastehen. Das ist deutlich unter den geforderten 5,5%. Bei einigen anderen Banken wird es unter dem Stressszenario eng, auch wenn sie den Test bestanden haben. Die DZ Bank käme auf 6% Kernkapitalquote und die HSH Nordbank auf 6,1%. Alle anderen Banken erreichen eine Quote von mindestens 6,5%.

Nach-dem-Test-Soviel-BIP-Rückgang-vertragen-die-deutschen-Banken-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

Im Vorfeld des Tests wurde darüber gestritten, ob man den Ergebnissen trauen kann bzw. ob das Stressszenario auch stressig genug ist. Darüber kann man auch tatsächlich streiten und viele werden das in den kommenden Tagen sicherlich tun. Im Ernstfall kann es immer anders kommen als man denkt. Das von der EZB gewählte Szenario ist aber durchaus kein Wohlfühlszenario. Im Vergleich zu früheren Tests wurde die Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs von zwei auf drei Jahre ausgedehnt.

Nach-dem-Test-Soviel-BIP-Rückgang-vertragen-die-deutschen-Banken-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Das negative Wachstum liegt mit 2% im ersten Jahr in etwa auf dem Niveau der vorherigen Tests. Das Wachstum im zweiten Jahr ist mit -3,2% allerdings deutlich negativer als in den Tests zuvor. Über zwei Jahre schrumpft dem Szenario nach die europäische Wirtschaft um über 5%, in drei Jahren ca. 7%. Das ist bis auf Griechenland ein schwererer Rückgang der Wirtschaftsleistung als wir in den vergangenen Jahren tatsächlich gesehen haben. Insofern muss man der EZB schon zugestehen, dass es sich um keinen Schönwettertest handelt. Wenn die Eurozone nicht gleich in die nächste noch größere Depression fällt, dann sind die meisten Banken wirklich gut gerüstet.

Einschränkend muss man natürlich sagen, dass es auch darauf ankommt, wie die EZB den Rückgang der Wirtschaftsleistung in den Bankbilanzen umsetzt. Man kann ja einen Einbruch von 7% annehmen, die Auswirkungen aber nicht zu negativ sehen. Bedenkt man, dass je nach Bank das Kernkapital durch das Szenario um wenige Prozent bis hin zu fast einem kompletten Aufbrauch des Kapitals reicht, dann kann man hier auch nicht unbedingt Schönwetter unterstellen.

Kritisieren kann man an dem Stresstest viel. Er ist aber – wie es einige befürchteten – definitiv keine Farce.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    ​Die entscheidenden Fragen hierbei sind: Von welchen Kreditausfällen geht die EZB in dem dargestellten Szenario aus und wir verwertbar sind die Sicherheiten, die die Banken haben, um die Kreditausfälle zu kompensieren?

    08:59 Uhr, 27.10. 2014

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten