Muzinich: Erwartungen an die anstehende Sitzung des US FOMC
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Obwohl die COVID-Delta-Variante in letzter Zeit einige Befürchtungen hervorgerufen hat, auch für die US-Wirtschaft, zeigt das makroökonomische Gesamtbild der Fed ein deutlich über dem Langfristpotenzial liegendes Wirtschaftswachstum, eine überraschende Aufwärtsentwicklung der Inflation und eine Verbesserung des Arbeitsmarktes. Die finanziellen Rahmenbedingungen in den USA sind nach wie vor recht günstig, da die Volatilität der US-Aktien durch rasch fallende Renditen kompensiert wurde. Die Primärmärkte sind gut versorgt und liquide, ebenso wie die Bilanzen der Banken.
Unserer Meinung nach war die Juni-Sitzung der FED die erste Ankündigung, dass der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee, FOMC) nun eine Reduzierung seines Programms zum Ankauf von Vermögenswerten in Höhe von 120 Mrd. US-Dollar pro Monat in Betracht ziehen wird. Man kann davon ausgehen, dass auf der Juli-Sitzung die Modalitäten eines solchen „Taperings“ diskutiert werden. Unserer Meinung nach wird der Vorsitzende Powell wahrscheinlich eine einfache, klare Botschaft bevorzugen, die sich auf die wichtigsten Zahlen konzentriert und eine proportionale Reduzierung von hypothekenbesicherten Wertpapieren und Treasuries vorsieht.
Wir gehen davon aus, dass das Tapering schrittweise erfolgen wird, um mögliche negative Auswirkungen auf das generelle Finanzumfeld zu begrenzen und dem Markt zu ermöglichen, sich weiterhin reibungslos an geringere Liquiditätsspritzen anzupassen. Der gesamte Prozess dürfte unserer Ansicht nach mehrere Quartale bis weit in das Jahr 2022 hinein andauern. Auch wenn die Ankündigung des Tapering-Beschlusses formal nicht vor der September-Sitzung oder dem Symposium in Jackson Hole Ende August öffentlich verkündet werden kann, ist sich der Markt bereits voll und ganz bewusst, dass es so kommen wird. Die Umsetzung des Taperings könnte Ende diesen Jahres oder im Januar 2022 beginnen. Der nächste Inflationsbericht könnte diese Entscheidung jedoch beeinflussen.
Das Augenmerk der Marktteilnehmer wurde bereits durch das FOMC-Protokoll vom Juni auf das Tapering gelenkt. Insofern erwarten wir keine zusätzliche Volatilität aus diesem Teil der FOMC-Diskussion in der Juli-Sitzung. Wie sich die Forward Guidance für die Zinsen entwickeln wird, ist hingegen ungewisser und hängt mit der Inflation zusammen. Die Fed wurde von der Höhe der Zahlen im letzten Quartal überrascht, jedoch nicht von den Faktoren, die zu dieser Überraschung geführt haben.
Wir glauben, dass die nächsten Inflationsberichte entscheidend sein werden, um den Transmissions-Effekt auf die wesentlichen Inflationsfaktoren, wie nicht-zyklische Komponenten, Wohnungsbau, Gesundheitswesen und die potenzielle Entwicklung der Löhne in einem sich verbessernden Arbeitsmarkt, zu bewerten. Daher erwarten wir bei der Juli-Sitzung des FOMC keine raschen Änderungen in Bezug auf die Forward Guidance für den Leitzins. Obwohl die Verbesserung am Arbeitsmarkt sichtbar und spürbar ist, ist man noch weit davon entfernt, das implizite Ziel der "Vollbeschäftigung" zu erreichen. Dieser Umstand sollte dazu beitragen, die Forward Guidance des FOMC gegenüber der Juni-Sitzung unverändert lassen.
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