Multi-Asset-Strategien für Schwellenländer sind gefragt
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. In den Schwellenländern verringert sich die Wachstumsdynamik, in vielen Industriestaaten gibt es bestenfalls Mini-Wachstum. Keine guten Zeiten für Anleger, sollte man meinen. Doch auch wenn sich die Abwärtsrisiken für die Weltkonjunktur verstärkt haben, lassen sich mit der richtigen Strategie auch konjunkturelle Schwankungen abfedern. In diesem Kontext rücken Schwellenländerinvestments in den Fokus der Anleger. Stefan Lecher, Head Strategist bei UBS Global Asset Management, erläutert im Themendienst, warum gerade Multi-Asset-Strategien in den Emerging Markets erfolgreich sein können.
Herr Lecher, beunruhigt Sie die jüngste Prognose des IWF nicht?
Lecher: Die Warnung des IWF vor einer konjunkturellen Abschwächung stimmt nachdenklich, beunruhigt mich aber nicht. Denn zum Konjunkturzyklus zählen neben Aufschwung und Boom auch Abschwung und Rezession. Die Börsenkurse spiegeln dieses Auf und Ab. Die spannendere Frage ist, wie ich als Investor auf diese Entwicklung reagiere. Zum einen muss mein Timing, also der Zeitpunkt des Ein- und Ausstiegs, gut gewählt sein, zum anderen muss ich überlegen, ob und welche Aktien aktuell das richtige Anlageinstrument sind. Vielleicht lohnt es eher, Rohstoffe oder Anleihen zu kaufen? Eine geeignete Multi-Asset-Anlagestrategie sollte alle Phasen des Konjunkturzyklus‘ jederzeit mit unterschiedlicher Gewichtung und Aufteilung der Asset-Klassen berücksichtigen. Dies setzen wir mit unserer All-Rounder-Strategie um.
Sie investieren als Multi-Asset-Investor verstärkt in den Schwellenländern – wie sind Sie dort aufgestellt?
Lecher: Die schlechten Nachrichten aus Europa haben natürlich auch Einfluss auf die Aktienmärkte der Schwellenländer. Insgesamt liegt der Aktienanteil in unserem EM-Multi-Asset-Fonds bei 46 Prozent, wobei wir uns im Aktienbereich stark auf Asien ausrichten. Aufgrund der Marktunsicherheiten haben wir einen Teil der Aktien durch Call-Optionen ersetzt, um die Risiken bei fallenden Märkten zu reduzieren. Die übrige Asset-Allokation entfällt mit 40 Prozent auf Anleihen, mit 5 Prozent auf Bargeld und mit 9 Prozent auf Rohstoffe. Im Bereich Währungen haben wir die größten Positionen im Chinesischen Renminbi, im Brasilianischen Real und im Koreanischen Wong.
Wie steuern Sie die Risiken bei Ihren Schwellenländer-Investments?
Lecher: Vor ein paar Jahren galten Schwellenländer-Investments fast noch als esoterisch. Das hat sich grundlegend gewandelt: Die Emerging Markets sind längst erwachsen geworden; die Risikowahrnehmung ist eine völlig andere. Heute treten Großkunden an uns heran und möchten bewusst über alle Anlageklassen hinweg in den Emerging Markets investieren. Dennoch bleiben Risiken. So ist das Gesamtrisiko eines EM-Multi-Asset-Fonds mit 12 bis 14 Prozent höher als bei einem vergleichbaren Fonds, der in Industriestaaten anlegt. Zur Risikosteuerung nutzen wir das Overlay-Prinzip, bei dem wir die Risiken von Währungen und Wertpapieren einzeln betrachten. So kann eine brasilianische Aktie sehr lukrativ sein, aber der Kurs des brasilianischen Reals nicht. In diesem Fall legen wir zum Beispiel eine Gegenposition in anderen Währungen an. Reine Risikominimierung sollte nicht das Ziel sein, sondern vielmehr ein bewusster Umgang mit dem Anlagerisiko über sämtliche Anlageklassen wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Rohstoffe und Währungen hinweg. Denn nur wer Risiken eingeht, kann auch Erträge erzielen.
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