Multi-Asset-Strategien der nächsten Generation lösen klassische Allokation ab
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- SMIKursstand: 8.835,79 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Zürich (GodmodeTrader.de) - Für ein ausgewogenes, diversifiziertes Portfolio ist die richtige Zusammensetzung aus Aktien und Anleihen entscheidend. Viele Anleger wenden dabei das sogenannte 60/40-Modell an: Eine Gewichtung, bei der 60 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Anleihen investiert wird, wie Larry Hatheway, Chefökonom und Head of Investment Solutions bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
„Obwohl sich dieser Standardansatz für die Asset-Allokation nicht als Patentrezept für jede Marktsituation eignet, hat er den Anlegern bisher gute Dienste erwiesen“, so Hatheway. „Aber es ist an der Zeit, dieses Konzept zu überdenken, denn die 60/40-Regel erfüllt ihren Zweck im heutigen Marktumfeld nicht mehr.“
Der traditionelle Ansatz gehe davon aus, dass Aktien und Anleihen nur schwach korrelierten. In den letzten 40 Jahren sei dies jedoch überwiegend nicht der Fall gewesen. So zeigten seit Beginn der 1980er Jahre sowohl die Aktien- als auch die Anleihekurse einen grundlegenden Aufwärtstrend. „Das Ergebnis dieser Entwicklung kam dem 60/40-Ansatz dennoch zugute“, sagt Hatheway. „Die mangelnde Diversifikation sei durch die soliden Kursgewinne kompensiert worden.“ So hätten zum Beispiel nach der Finanzkrise Aktien und Anleihen kräftig zugelegt, da die extrem niedrigen Bewertungen und der Wiederanstieg der Rentabilität die Aktienrenditen beflügelten, während die Geldpolitik der Zentralbanken die Gewinne der Anleiheanlagen steigen ließ.
„An den Wendepunkten des Konjunkturzyklus sinkt die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen jedoch in der Regel in den negativen Bereich“, sagt Hatheway. „In frühen Erholungsphasen nach einer Rezession oder in Volkswirtschaften, die eine Deflation überwinden, erzielen Aktien Kursgewinne, während die Anleiheerträge nachgeben. Auch vor einer drohenden Rezession treten negative Korrelationen auf, da Staatsanleihen dann Gewinne verbuchen, während die Aktienkurse sinken.“ Die 60/40-Regel biete für negative Korrelationen zwar mit der taktischen Asset-Allokation eine Lösung. Diese solle die Wendepunkte von Zyklen antizipieren. Bei richtiger Handhabung sei es mit einem flexiblen 60/40-Ansatz auch möglich, durch das Auf und Ab des Konjunkturzyklus zu navigieren. „Dieser Ansatz funktioniert aber nicht immer, selbst wenn ein kompetenter Taktiker am Ruder steht. Das aktuelle Marktumfeld ist im Hinblick auf die 60/40-Regel besonders beunruhigend.“
Die größte makroökonomische Herausforderung sei aktuell ein unerwarteter Anstieg der Inflation. „Steigende Inflationsraten lösen Verkaufswellen am Anleihenmarkt aus und führen aufgrund der wachsenden Unsicherheit zu höheren Risikoprämien bei Aktien. Folglich geben die Aktienkurse nach“, so Hatheway. „Da Aktien und Anleihen dann gleichermaßen unter Druck stehen, wird es selbst einem begabten 60/40-Taktiker nicht gelingen, die unentbehrliche Diversifikation zu erreichen.“
Die anhaltend niedrige Inflation habe es den Zentralbanken ermöglicht, relativ lange an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten. Dies habe zu einer extremen Überbewertung von Anleihen geführt. In Verbindung mit einem stetigen Wirtschaftswachstum und hohen Unternehmensgewinnen habe die Flut an billigem Geld auch die Bewertungen der meisten Aktien über ihren langfristigen Durchschnitt steigen lassen, heißt es weiter. „Um es auf den Punkt zu bringen: Das klassische 60/40-Portfolio wird derzeit aus zwei Gründen infrage gestellt“, so Hatheway. „Erstens wird dieser Ansatz scheitern, wenn die Inflation an Fahrt gewinnt. Zweitens besteht ein solches Portfolios aus überbewerteten Vermögenswerten, die somit nur mäßige zukünftige Renditen erwarten lassen. Ein 60/40-Portfolio bietet derzeit eine Mischung aus Instrumenten mit niedrigen Renditen und hohen Risiken – also genau das Gegenteil seiner angestrebten Eigenschaften.“
Es gebe jedoch bessere Alternativen. „Die Idee, durch die Kombination schwach korrelierter Renditen Diversifikationseffekte zu erzielen, ist nach wie vor richtig.“ Die 60/40-Regel weise den entscheidenden Mangel auf, dass sie übermäßig stark von nur zwei Renditequellen abhänge – das reiche im heutigen Umfeld nicht mehr aus. Multi-Asset-Lösungen der nächsten Generation hingegen, insbesondere Target-Return-Strategien, böten Portfolios mit verschiedenen unabhängigen Renditequellen. „Ein Target-Return-Portfolio besteht in der Regel aus 20 bis 30 Marktpositionen, in der richtigen Kombination haben diese mit großer Wahrscheinlichkeit eine höhere Portfoliodiversifikation als der 60/40-Ansatz.“ Zudem könne jede Position in einem Target-Return-Portfolio anhand ihrer Korrelation mit verschiedenen Faktorrenditen bewertet werden. Diese Faktorpositionen ließen sich dann über das gesamte Portfolio aggregieren und ermöglichten dem Portfoliomanager dadurch eine fundierte Entscheidung über die Art und den Umfang der gewünschten Faktorrisiken für das Gesamtportfolio.
„Target-Return-Engagements können als Short-, Long- oder marktneutrale Positionen konzipiert sein und bieten im Vergleich zu einem 60/40-Portfolio zusätzliche Renditequellen – und somit mögliche Diversifikationseffekte“, sagt Hatheway. Die Größe der Einzelpositionen werde anhand ihrer Volatilität und ihrer Korrelation zu anderen Positionen festgelegt. Das Ergebnis sei ein Portfolio, in dem jede Position den gleichen Beitrag zur Gesamtperformance leiste. „Sicherlich erfordert die Verwaltung eines Target-Return-Portfolios besondere Fähigkeiten, um Anlagechancen in allen Segmenten der Kapitalmärkte auszumachen. Wichtig ist zudem ein entsprechendes Know-how im Hinblick auf die Portfoliokonstruktion, die Risikokalibrierung und das Positionsmanagement.“ Dieser Ansatz erfordere Teamarbeit und die Fähigkeit, unterschiedliche Kompetenzen optimal zu nutzen.
„In einer Welt, in der ein 60/40-Modell nur mäßige potenzielle Renditen bei gleichzeitig hohen Risiken verspricht, sind alternative Ansätze gefragt. Diese Alternativen müssen den ursprünglichen Grundprinzipien dieses Modells besser gerecht werden und eher dafür geeignet sein, den Anlegern ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Das Target-Return-Konzept ist ein solcher Ansatz“, schließt Hatheway.
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