Analyse
14:45 Uhr, 14.05.2025

MÜNCHENER RÜCK - Kommen jetzt schlechtere Zeiten?

Die Anleger der Münchener Rück sind verwöhnt. Jahrelang ging es nur bergauf. Die Preise stiegen, die Aktienkurse und die Dividenden folgten. Doch jetzt zeigen sich erste Risse im Fundament. Was könnte das für die Anleger der Münchener-Rück-Aktie bedeuten?

Erwähnte Instrumente

  • Münchener Rück. (Munich Re) AG - WKN: 843002 - ISIN: DE0008430026 - Kurs: 558,600 € (XETRA)

Die Münchener Rück hat im ersten Quartal 2025 einen Gewinn von 1,1 Mrd. EUR erzielt – ein Ergebnis, das angesichts hoher Großschäden, negativer Währungseffekte und volatiler Kapitalmärkte die Widerstandskraft des diversifizierten Geschäftsmodells eindrucksvoll unterstreicht. Belastet wurde das Ergebnis durch Großschäden in Höhe von 21,3 % der verdienten Prämien – namentlich durch die Waldbrände in Kalifornien, die konzernweit einen Schaden von 1,1 Mrd. EUR verursachten. Auch die negative Wechselkursentwicklung des US-Dollars schlug mit rund 500 Mio. EUR zu Buche.

Trotz dieser Widrigkeiten lag der Investment-ROI bei soliden 2,2 %, die laufende Verzinsung sogar bei 3,5 %, wobei durch Neuanlagen bereits ein Zins von 4,6 % erzielt werden konnte – ein Indikator für künftiges Ertragspotenzial.

Lebens- und Gesundheitsversicherung übertrifft Erwartungen deutlich

Besonders stark präsentierte sich die Lebens- und Gesundheitsrückversicherung mit einem technischen Ergebnis von 608 Mio. EUR, das deutlich über dem pro rata Zielwert von ca. 400 Mio. EUR liegt. Treiber waren ein positiver Risikoerfahrungsverlauf in den USA (u. a. niedrigere Sterblichkeit und geringere Großschäden) sowie zwei große Neugeschäftstransaktionen. CFO Christoph Jurecka warnte jedoch vor übermäßigen Erwartungen: „Dies ist nicht die neue Run Rate“, betonte er mehrfach. Eine strukturelle Verbesserung – etwa durch GLP-1 Medikamente – wollte er nicht bestätigen.

P&C-Geschäft mit robuster operativer Performance – Pricing kühlt ab

Das Non-Life-Geschäft verzeichnete trotz Großschäden eine Combined Ratio von 83,9 %. Der darin enthaltene Diskontierungs-Effekt lag aufgrund der hohen Schadenlast bei rund 10 % – höher als ursprünglich angenommen. Bereinigt um diese Sondereffekte lag die normalisierte Combined Ratio bei 78,8 % und damit innerhalb der Jahresguidance.


Exkurs Combined Ratio: Die Combined Ratio misst die Profitabilität eines Versicherungsunternehmens im Kerngeschäft und setzt Schaden- und Kostenaufwand ins Verhältnis zu den Prämieneinnahmen – ein Wert unter 100 % signalisiert operativen Gewinn, ein Wert darüber einen Verlust.


Der April-Erneuerungsrunde brachte eine Prämiensteigerung von über 6 %, insbesondere durch Wachstum in der proportionalen Haftpflichtversicherung in Europa, Asien und Lateinamerika. Auf der Gegenseite wurden nichtproportionale Property-Risiken – etwa in Japan – reduziert. Insgesamt sanken die risikoadjustierten Preise um 2,5 %, bereinigt um den Geschäftsmix aber nur um 1,7 %. Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich damit ein Preisrückgang von unter 1 %, was Jurecka als Zeichen einer weiterhin attraktiven Marktumgebung wertet.

Auf die Frage nach einem möglichen Einsatz stiller Reserven zur Ergebniskosmetik bei Marktschwäche reagierte Jurecka klar ablehnend: „Reserve-Prudenz ist für Volatilität gedacht, nicht zur Querfinanzierung unzureichender Margen.“

Das neue Segment Global Specialty Insurance (GSI) lag im Q1 mit einer Combined Ratio von 95,5 % über der Zielmarke von 90 %. Dies lag u. a. an der Belastung durch die LA-Waldbrände (rund 200 Mio. EUR) und schwere Unwetter in den USA. Etwa 40 % der GSI-Großschäden wurden intern rückversichert, was konzernintern zu einer Ergebnisverschiebung Richtung Rückversicherung führt – extern wird diese Entlastung jedoch konsolidierungsbedingt nicht sichtbar.

Trotz dieser Effekte betonte Jurecka, dass das unterliegende Geschäft profitabel sei und das 90 %-Ziel im Gesamtjahr erreichbar bleibe. Zudem wird in die Integration und Digitalisierung investiert – mit temporär höheren Kosten, aber langfristigem Skalierungspotenzial.

ERGO liefert verlässlich – internationales Geschäft stark

Die Erstversicherungstochter ERGO erzielte im Q1 ein Nettoergebnis von 241 Mio. EUR, leicht über dem Erwartungswert. Die deutsche Leben- und Gesundheitsparte profitierte von höherem Zinsniveau und Modellanpassungen; die Schaden/Unfall-Sparte blieb mit einer Combined Ratio von 88,8 % im Zielkorridor. Das internationale Geschäft überzeugte mit einem Ergebnis von 100 Mio. EUR, getragen von starker P&C-Performance in Polen und Griechenland sowie positiven Beiträgen aus Asien.

Die Kapitalposition bleibt mit einer Solvency-II-Quote von 285 % robust, obwohl ein Aktienrückkauf von 2 Mrd. EUR im Quartal abgezogen wurde. Jurecka erklärte die Stabilität mit starken Solvenzgewinnen, vor allem durch Neugeschäft im Bereich Leben/Gesundheit – Effekte, die sich in der IFRS-Bilanz erst später niederschlagen.

Der Ausblick für 2025 bleibt unverändert: Erwartet wird ein Jahresüberschuss von rund 6 Mrd. EUR. Jurecka bezeichnete das erste Quartal als im Rahmen üblicher Schwankungen. Ab dem dritten Quartal wird zudem mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus der Übernahme von Next Insurance gerechnet, die dann abgeschlossen sein soll. Mittelfristig verspricht sich die Munich Re dreistellige Mio.-Erträge in US-GAAP aus diesem digitalen Versicherungsmodell für Kleinunternehmen, das auf Kapital- und Skalensynergien innerhalb des Konzerns aufbauen soll.

Auf Nachfrage bewertete CFO Jurecka die aktuelle Marktlage als weiterhin attraktiv, auch wenn erste Anzeichen einer Normalisierung bei den Preisen sichtbar seien. „Das ist noch kein weicher Markt“, so Jurecka, „aber der harte Zyklus zeigt erste Risse.“

Fazit: Kein Grund zur Panik! Die meisten Analysten sehen das heute ebenfalls entspannt. Doch der Superzyklus mit steigenden Preisen ist erst einmal vorbei. Die Kursentwicklung wird jetzt wohl langsamer vonstattengehen, vielleicht gibt es auch mal wieder Rückschläge von 15 bis 20 % im Kurs, wenn sich Naturkatastrophen ereignen. Das war früher normal. Die Münchener-Rück-Aktie bleibt aber für Dividendenanleger ein solides Investment. Nur bitte: So etwas wie die vergangenen zwei bis drei Jahre wird es wohl nicht so schnell wieder geben. Eine Seitwärtsbewegung der Aktie über die kommenden Monate wäre völlig normal.

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Jahr 2024 2025e* 2026e*
Umsatz in Mrd. EUR 72,80 76,75 82,91
Ergebnis je Aktie in EUR 42,78 46,25 49,60
KGV 13 12 11
Dividende je Aktie in EUR 20,00 20,60 22,00
Dividendenrendite 3,61% 3,72% 3,97%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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