Fundamentale Nachricht
17:28 Uhr, 11.10.2018

Mortgage-Backed Securities: Finger weg oder zuschlagen?

Sie galten als maßgeblicher Auslöser der globalen Finanzkrise. Doch die Produkte haben sich weiterentwickelt. Angesichts der gut unterstützten Hypotheken- und Wohnimmobilienmärkte ist aktuell der Zeitpunkt günstig, um wieder hypothekenspezifische Kreditrisiken einzugehen, heißt es von GAM.

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Zürich (Godmode-Trader.de) - Vor gut zehn Jahren waren sie maßgeblicher Auslöser der globalen Finanzkrise, mittlerweile sind sie wieder eine attraktive Investmentoption: Hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage-Backed Securities, MBS) machen fast einen Viertel des Fixed-Income-Marktes in den USA aus. Sie bieten nicht nur eine vergleichsweise weniger volatile Renditequelle, auch das Emissionsvolumen der Papiere nimmt zu. „Der US-Markt weist dabei einige Besonderheiten auf, die ihn zu einer attraktiven Anlageklasse auch für Anleger außerhalb der Vereinigten Staaten machen können“, sagt Gary Singleterry, Investment Director bei GAM Investments.

Die Hypothekenpapiere werden in zwei Hauptgruppen unterschieden: Agency- und Non-Agency-Papiere. Erstere werden durch eine staatliche Institution, wie Fannie Mae, Freddie Mac oder Ginnie Mae, garantiert oder versichert und sind entsprechend sicherer, bieten aber geringere Renditen. Letztere werden von privaten Institutionen emittiert und sind entweder privat oder überhaupt nicht besichert. Dadurch unterliegen sie einem Kreditrisiko, können aber auch deutlich höhere Renditechancen bieten.

„Seit der Finanzkrise hat sich die Anlageklasse der MBS deutlich weiterentwickelt“, sagt Singleterry. „Inzwischen wurde eine ganze Reihe unterschiedlicher Instrumente auf den Markt gebracht. Ein Bereich zum Beispiel, in dem die Zahl der Chancen enorm zugenommen hat, sind die sogenannten Non-qualifying Mortgages.“ Dabei handele es sich um Darlehen, die an Kreditnehmer vergeben wurden, deren Finanz- und/oder Immobilienprofile außerhalb der herkömmlichen Richtlinien im Hinblick auf Merkmale wie Kreditgröße und Schulden-Einkommensquote oder Beleihungsquote liegen. Darüber hinaus habe sich ein ganzer Spezialbereich um notleidende Kredite herausgebildet. So beispielsweise sogenannte re-performing Kredite, bei denen der Kreditnehmer mindestens 90 Tage lang in Verzug war, die Zahlungen aber wieder aufgenommen hat.

„MBS sind mittlerweile tatsächlich das zweitgrößte Segment des US-amerikanischen Fixed-Income-Marktes, nach den Treasuries“, sagt Singleterry. „Unserer Meinung nach gibt es eine ganze Reihe von Gründen, aus denen sich eine Investition in diese Wertpapiere lohnt.“ So könnten MBS erheblich höhere Renditen bieten als Treasuries mit ähnlichen Laufzeiten. Das gelte sowohl für höherwertige Agency-Papiere als auch für Non-Agency-Titel. „Ein Grund für diese verbesserte Rendite ist das Risiko vorzeitiger Rückzahlungen und das damit verbundene Reinvestitionsrisiko bei MBS“, erklärt der Experte. Bei Agency-Papieren der drei großen Agenturen sei diese verbesserte Rendite allerdings mit einem nur geringen oder gar keinem zusätzlichen Kreditrisiko verbunden. „Dank der Kombination aus hoher Kreditqualität, bedeutender Größe und einem breiten Spektrum von Anlegern ist der MBS-Markt in den USA allgemein sehr liquide.“

Angesichts der gut unterstützten Hypotheken- und Wohnimmobilienmärkte sei aktuell der Zeitpunkt überaus günstig, um zunehmend hypothekenspezifische Kreditrisiken einzugehen, so Singleterry. „Da wir grundsätzlich einen konservativen Investmentansatz verfolgen, investieren wir vorwiegend in Wertpapiere am oberen Ende der Kapitalstruktur“, erklärt Singleterry. „Dort profitieren wir in der Regel von zuverlässigen und stabilen Renditen mit geringer Volatilität und einem soliden Risiko-Rendite-Verhältnis.“

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6 Kommentare

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  • Zmiff
    Zmiff

    Herr Lammert, wenn ich das richtig verstanden habe, lassen Sie in diesem Artikel lediglich Garry Singleterry zu Wort kommen, wenn Sie jedoch einen solchen Artikel veröffentlichen, indem 10 Jahre nach der Finanzkrise erneut von der Möglichkeit gesprochen wird Rendite und Risiko zu entkoppeln,...

    "Bei Agency-Papieren der drei großen Agenturen sei diese verbesserte Rendite allerdings mit einem nur geringen oder gar keinem zusätzlichen Kreditrisiko verbunden."

    ... würde ich mir bei dem breiten Publikum das Sie hier erreichen zumindest eine Kommentierung wünschen.

    13:53 Uhr, 12.10.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Elchness
    Elchness

    Wie ist denn der Satz „Da wir grundsätzlich einen konservativen Investmentansatz verfolgen, investieren wir vorwiegend in Wertpapiere am oberen Ende der Kapitalstruktur“ zu verstehen?

    Klingt für mich so, dass der selbst niemals diese MBS und schon gar nicht die "non qualifying mortgages" kaufen würde.

    Aber er empfiehlt es anderen, der ein oder andere dumme Michel wirds schon kaufen. Genial.

    13:17 Uhr, 12.10.2018
  • Spielwiese
    Spielwiese

    aber irgendwer muss den Mist ja abnehmen, wenns aus den Büchern soll ;)

    let's crunch the numbers: https://www.imf.org/external/r...

    09:43 Uhr, 12.10.2018
  • Spielwiese
    Spielwiese

    "non qualifying mortgages" sind des Kaisers neue Kleider und hießen mal SUBPRIME Mortgages.... Nach einem jahrelangen Hypo-Boom, im Spätzyklus der Konjunktur und in einem Umfeld steigender Zinsen - was könnte da interessanter sein, als Hypos zu kaufen? ik lach ma schlapp...

    am besten wohl noch interest only und variabel verzinst? und wie liquide die in Stressszenarien sind hat am vor 10 Jahren auch super gesehen --> alles in allem: Was für eine Empfehlung :D

    What could possibly go wrong? :D

    09:42 Uhr, 12.10.2018
  • Ebenezer
    Ebenezer

    Wieso oder?

    18:19 Uhr, 11.10.2018

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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