Kommentar
09:05 Uhr, 30.08.2019

Morgen wird alles besser!

Die globale Wirtschaft und Aktienmarkt machen derzeit schwierige Zeiten durch. Morgen wird aber alles besser

Es wird auch nicht nur einfach besser, es wird ein regelrechtes Feuerwerk an Wachstum und Gewinnen geben. Das ist zumindest die Aussage, die sich aus den aktuellen Schätzungen ableiten lässt. Der Gewinn je S&P 500 Anteil soll in diesem Jahr auf 165 Dollar steigen. Das sind 3 Dollar mehr als 2018. Das ist noch kein Feuerwerk. Dieses soll 2020 und 2021 stattfinden. Im kommenden Jahr soll der Gewinn auf 183 Dollar steigen und noch ein Jahr später sogar auf 201 Dollar. Damit wird für kommendes und übernächstes Jahr eine Wachstumsrate des Gewinns von über 10 % impliziert.


So hohes Wachstum erscheint unglaubwürdig. Meiner Meinung nach erscheint es nicht nur so, es ist so. Die Prognosen sind viel zu optimistisch. Das zeigt sich auch in der Vergangenheit. Tendenziell liegen die Erstschätzungen für das Gewinnwachstum relativ hoch. Im Verlauf der Zeit werden die Prognosen gekürzt.

Das am Ende tatsächlich realisierte Wachstum ist häufig niedriger als es die Erstschätzungen impliziert haben. In den letzten Jahren gab es dazu lediglich eine Ausnahme. Das war 2018. Zum Zeitpunkt der Erstschätzungen war die Steuersenkung noch nicht bekannt und war daher auch noch nicht berücksichtigt. Das Wachstum fiel daher höher aus als zunächst prognostiziert.

Eine so positive Überraschung werden wir in den kommenden Quartalen wohl kaum erleben. Man muss schon dankbar sein, wenn die Gewinne nicht schrumpfen. Genau das ist aber zu befürchten. Eine Einigung zwischen den USA und China wird immer unwahrscheinlicher. Auch hier ist man dankbar, wenn man nicht eines Tages auf Twitter lesen muss, dass die Grenzen komplett dicht sind.

Die Schätzungen für die kommenden zwei Jahre sind radikal zu hoch. Für Anleger stellt sich die Frage, ob das Wachstum im Markt eingepreist ist oder nicht. Ist es eingepreist, kommt es zu einer herben Enttäuschung. Letzteres halte ich für wahrscheinlich. Der US-Aktienmarkt befindet sich in der Nähe der Allzeithochs. Anders als durch Wachstumsoptimismus lässt sich das kaum erklären.


Zuflucht in anderen Märkten außerhalb der USA finden Anleger derzeit nicht. In vielen europäischen Märkten werden die Gewinne in diesem Jahr aller Voraussicht nach um 10-20 % sinken.

Emerging Markets bringen auch keine Erleichterung. Die Schätzungen für das dortige Wachstum waren in der Vergangenheit so dermaßen daneben, dass man die aktuellen Schätzungen nicht ernst nehmen kann (Grafik 3).

2016 lag der Gewinn 45 % unterhalb der Erstschätzung. Ein Jahr später lag die Differenz immer noch bei 32 %. Immerhin geht die Schere zu. 2018 lag der Fehler nur noch bei 15 %. Emerging Markets sind stark von China und den Rohstoffpreisen abhängig. Beides signalisiert keinen Aufschwung.

Für viele Märkte wird sensationelles Wachstum vorhergesagt. Das wird es immer, ganz nach dem Motto: Morgen ist alles besser. Solange gehofft werden kann, ist alles in Ordnung. Inzwischen ist eine solche Hoffnung wohl aber unseriös.

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  • tight-man
    tight-man

    👍

    09:53 Uhr, 30.08. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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