Kommentar
17:31 Uhr, 29.01.2019

Morgan Stanley warnt Kunden vor Ende der Erholung

Man sollte jetzt besser "vom Bullen absteigen", meint Aktien-Chefanalyst Mike Wilson von der US-Investmentbank Morgan Stanley. Denn wer jetzt nicht absteigt, könnte demnächst abgeworfen werden...

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Ist der Bullenmarkt an der Wall Street wirklich schon beendet? Die kräftige Erholung seit Weihnachten hat bei Anlegern zu Zweifeln geführt und den Bullen zuletzt wieder spürbar Auftrieb gegeben. In den wichtigen US-Indizes ging es jeweils um deutlich mehr als 10 Prozent nach oben.

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Doch Aktien-Chefanalyst Mike Wilson von der US-Investmentbank Morgan Stanley warnt in einem Schreiben an die Kunden der Bank, dass jetzt der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen sein könnte:

"Vielleicht sind seit Beginn des Bullenlaufs am 24. Dezember noch keine vollen "acht Sekunden" vergangen, aber wir würden trotzdem jetzt absteigen – wir sind nahe genug und Bullen können gefährliche Tiere sein", schrieb Wilson an die Kunden von Morgan Stanley. Mit den "acht Sekunden" spielt Wilson auf den Rodeo-Sport an: Wer mindestens acht Sekunden auf einem Bullen sitzen bleibt, bevor er abgeworfen wird, bekommt Punkte dafür.

Ein Grund für die Skepsis von Mike Wilson: Das Gewinnwachstum der US-Unternehmen dürfte nun drastisch einbrechen, nachdem es im vergangenen Jahr durch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump nach oben getrieben wurde. In den ersten drei Quartalen 2019 dürfte das Gewinnwachstum im Schnitt nur noch zwischen 1,3 Prozent und 3,5 Prozent liegen, schätzt Wilson. Im Schlussquartal 2017 und in den ersten drei Quartalen des Jahres 2018 hatte das Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahresquartal immer im zweistelligen Bereich gelegen. Im vierten Quartal dürfte sich das Gewinnwachstum bereits auf rund 10 Prozent abgeschwächt haben, bevor die Gewinne in den kommenden Quartalen dann kaum noch zulegen dürften.

Das im vergangenen Jahr kräftige Wachstum der US-Wirtschaft wird sich nun deutlich verlangsamen, vermutet Wilson. Dazu könnte auch der jüngste Regierungsstillstand beigetragen haben. Die inzwischen erfolgte übergangsweise Einigung dürfte hingegen weniger stark ins Gewicht fallen: "Wir bezweifeln, dass eine dreiwöchige Wiedereröffnung der Regierung zu einer vollständigen Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten führen wird", schreibt Wilson.

Nach Einschätzung von Wilson gibt es allerdings einen potenziellen "Game Changer", der doch nur zur Rettung der Bullen führen könnte: Die US-Notenbank Fed, deren nächster Leitzinsentscheid am Mittwoch dieser Woche mit Spannung erwartet wird. Sollte die Fed tatsächlich von ihrem Kurs einer Straffung der Geldpolitik abrücken und den Versuch aufgeben, ihre Bilanzsumme zu reduzieren ("Quantitative Tightening"), könnte das dem Markt einen Push geben. Eine volle Kapitulation der Fed sei aber unwahrscheinlich, schreibt Wilson. Stattdessen könne es höchstens ein graduelles Auslaufen der Bilanznormalisierung geben, meint Wilson. Dies sei aber gleichbedeutend mit einer weiteren Straffung der Geldpolitk. Je länger sich diese Straffung hinziehe und je geringer die Bilanzsumme am Ende sei, desto negativer sei dies für den Markt.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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