Mögliche Auswirkungen einer weiteren Eskalation im Handelsstreit
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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die USA haben im vergangenen Jahr Zölle von 25 Prozent auf Einfuhren aus China im Wert von 50 Mrd. US-Dollar und Abgaben von 10 Prozent auf weitere Warenlieferungen im Wert von 200 Mrd. US-Dollar erhoben. Eine geplante Erhöhung der 10 prozentigen Rate auf 25 Prozent wurde im Dezember verschoben, um die laufenden Handelsgespräche nicht zu torpedieren. Die Drohung zusätzlicher Abgaben wurde nun vergangenen Sonntag wiederbelebt, als Präsident Trump twitterte, dass ab diesem Freitag Zölle auf die restlichen 290 Mrd. Dollar an China-Einfuhren erhoben gelten sollen.
Peking mag in letzter Minute Zugeständnisse machen und einen Deal abschließen, aber das ist unwahrscheinlich. Zumal Trump diesen Donnerstag den chinesischen Verhandlungsführern „Wortbruch“ vorwarf, seine Anschuldigungen wiederholte und keinerlei Kompromissbereitschaft signalisierte. Peking reagierte unwirsch und sprach davon „geeignete Gegenmaßnahmen“ einzuführen. So ist realistischerweise davon auszugehen, dass die Gespräche auf Eis gelegt werden und die angedrohten Zölle bis auf Weiteres eingeführt werden. Welche Folgen könnte dies für die Wirtschaft Chinas haben?
Zunächst dürfte die Volkswirtschaft direkt betroffen sein. Eine Möglichkeit, etwaige negative Folgen abzuschätzen, besteht darin, die schon jetzt eingetretenen Auswirkungen der bestehenden Zölle zu betrachten. Beispiel Außenhandel: Unter der Last der Strafzölle fielen die chinesischen Ausfuhren in die USA im April um 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Rückgang trug nach Angaben der australischen ANZ-Bank zu mehr als 80 Prozent zur gesamten Exportschwäche der chinesischen Wirtschaft bei. Da die Exporte in die USA gut drei Prozent der gesamten chinesischen Wirtschaftsleistung ausmachen, bedeutet dies eine klare Belastung für das Wachstum in China.
Nach Berechnungen von Bloomberg Economics belasten Zölle auf dem derzeitigen Niveau das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr um 0,5 Prozentpunkte. Eine Erhöhung der Zölle auf 200 Milliarden Dollar auf chinesische Exporte von 10 Prozent auf 25 Prozent würde die Belastung auf 0,9 Prozentpunkte des BIP erhöhen. Zölle auf sämtliche chinesische Exporte in die USA könnten das Wachstum der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft um bis zu 1,5 Prozentpunkte schmälern.
Allerdings gibt es auch zu bedenken, dass eine Ausweitung der Zollabgaben auf sämtliche China-Lieferungen in den USA nicht unbedingt das Exportvolumen weiter belasten muss. Denn die Trump-Administration hat zunächst chinesische Waren mit zusätzlichen Abgaben belegt, bei denen die Chinesen einen relativ geringen Weltmarktanteil aufweisen. Es dürfte nun ungleich schwerer sein, für die verbleibenden Waren im Notfall auf alternative Lieferanten umzusteigen, was im Endeffekt einen geringeren Rückgang der chinesischen Exporte bedeuten würde.
Die politischen Entscheidungsträger in Peking dürften als weitere Auswirkung noch tiefgreifender intervenieren, um das Wachstum zu stimulieren. Angesichts der Haushaltsengpässe und der verschärften Regulierung, die den Spielraum für eine weitere Lockerung der öffentlichen Finanzen einschränken, wird dies höchstwahrscheinlich in Form einer weiteren geldpolitischen Lockerung erfolgen.
Der Yuan dürfte aber unter Druck geraten. Es gibt in letzter Zeit nur wenige Anzeichen für direkte Interventionen der Zentralbank PBoC auf dem Devisenmarkt. Allerdings könnte die chinesische Zentralbank auf Umwegen über staatliche Banken als Geste des guten Willens während der Handelsgespräche den Yuan gegenüber dem US-Dollar stabil gehalten haben. Sollten die Gespräche nun abgebrochen werden, besteht der Anreiz nun darin, die Währung abzuwerten, sowohl als Vergeltungsmaßnahme, als auch um die Auswirkungen der Zölle auf den Export abzumildern.
Diese Gemengelage könnte nicht zuletzt zu einer Baisse an den chinesischen Aktienmärkten führen. Der Aufwärtsdrang der chinesischen Aktienkurse zu Beginn dieses Jahres scheint darauf zu basieren, dass die Handelsgespräche zwischen den USA und China zu einem Abkommen führen, durch das zumindest einige der Zölle rückgängig gemacht werden und zudem diese politischen Impulse zu einer starken Erholung der Wirtschaftstätigkeit und der Unternehmensgewinne führen. Nachdem sich die Stimmung nun eintrübt, ist davon auszugehen, dass die Anleger an Chinas Börsen den allgemeinen Konjunkturausblick nun weniger rosig sehen, was den Weg für weitere Rückschläge ebnet.
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