Kommentar
11:59 Uhr, 11.05.2011

Möchten Sie auch eine "Entschädigungszahlung"?

Wie man an der erneuten Bonitätsabstufung Griechenlands Anfang der Woche durch die Ratingagentur S&P erkennen konnte, erlebt die griechische Tragödie wie nicht anders zu erwarten war, ihre weitere Fortsetzung und mit ihr ist wohl auch das Schicksal des mittlerweile deutlich hinter dem DAX hinterherhechelnden Euro STOXX 50 Kurs-Index zumindest im direkten Vergleich besiegelt. Lag dieser in den ersten Wochen des Jahres noch bis zu fünf Prozent vorne, ist man inzwischen mit einem Zugewinn von aktuell „nur" noch 4,20 Prozent sogar schon ganze vier Prozent gegenüber der deutschen Performance-Maschine ins Hintertreffen geraten. Investoren, die sich anlagetechnisch auch weiterhin als Europäer fühlen und dabei auch noch einigermaßen mit dem DAX Schritt halten möchten, bleibt deshalb kaum eine Alternative als ihr Direktinvestment gegen eine passende Struktur einzutauschen.

Ein neuer eher defensiver Vorschlag in dieser Richtung kommt mit Zeichnungsende noch in dieser Woche von der WestLB und nennt sich Express-Plus-Zertifikat. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich bei dem maximal 3-jährigen Teilschutz-Papier auf die Euroland-Benchmark um ein Express-Produkt mit einem zusätzlichen Feature. Dieses besteht wie bei ähnlichen Produkten anderer Anbieter darin, den Anleger zu „entschädigen", sollte es nicht vorzeitig an den jährlichen Stichtagen zu einer Express-Tilgung kommen. Dies wäre immer dann der Fall, wenn es dem Index am jeweiligen Termin nicht gelingt, sein Emissionsniveau zu verteidigen und damit sofort im Anschluss den vollständigen Nennbetrag zuzüglich einer 6,75-prozentigen Zusatzzahlung für jedes bis dahin verstrichene Laufzeitjahr zu vereinnahmen. Dabei besteht die Entschädigung in einer „Verzinsung" des Nominals von drei Prozent. Der Investor kann sich also jedes Jahr entweder auf die vorzeitige Kündigung incl. des Express-Kupons oder stattdessen auf das 3-prozentige „Trostpflaster" freuen. Insofern würde der Anleger den zahlenmäßig größten Erfolg sogar dann erzielen, wenn der Index erst wieder am finalen Bewertungstag dem 13. Mai 2014 auf oder über dem Startniveau notieren würde und an den beiden jährlichen Stichtagen zuvor darunter geschlossen hätte. Dadurch hätte sich sein Kapitaleinsatz mit Ausnahme des 1-prozentigen Ausgabeaufschlags zwei Jahre lang überproportional verzinst und am Ende würde er trotzdem die volle Express-Zahlung in Höhe von dreimal 6,75 Prozent erhalten.

Weitere Szenarien sehen bei Fälligkeit wie folgt aus. Erobert der Basiswert das Ausgangsniveau auch bis zum Laufzeitende nicht mehr ganz zurück, kommt eine zusätzliche Barriere ins Spiel, die nach Zeichungsende in einem Bereich zwischen 50 und 55 Prozent des anfänglichen Referenzpreises festgelegt wird. Nur wenn der Euro STOXX 50 diese zweifellos aus heutiger Sicht sehr konservative Hürde meistert, erfolgt noch eine Nominaltilgung zuzüglich der 3-prozentigen Verzinsung. Die Expressrendite entfällt in diesem Fall. Erst wenn der Index am Ende mehr als 45 bis 50 Prozent an Wert eingebüßt haben sollte, tritt ein Verlust ein, der dafür entsprechend hoch adäquat zu der tatsächlichen Entwicklung des Underlyinigs ausfällt. Da in diesem „Worst-Case" hier unüblicherweise statt einem Barausgleich eine Andienung von WestLB Open-End-Zertifikaten auf den Euro STOXX 50 Kurs-Index (WLB503) erfolgt, handelt es sich zunächst „nur" um einen Buchverlust, der sich allerdings bei Realisierung durch eine anschließende Verkaufstransaktion seitens des Investors sehr schnell auch im Portemonnaie niederschlägt.

Der BörseGo Tipp:Der neue Express-Klassiker mit zusätzlicher Zinschance eignet sich vor allem für eher defensiv orientierte Anleger, die bei dem Euroland-Barometer in den nächsten drei Jahren von einer Seitwärtsentwicklung ausgehen. Durch die Express-Funktion besteht aber selbst bei anziehenden Kursen zumindest die Möglichkeit eines vorzeitigen jährlichen Ausstiegs mit anschließender Folgeinvestition in eine offensivere Struktur.

Express-Plus-Zertifikat

Emittent/WKN:

WestLB / WLZ3SW

Laufzeit:

20.05.2014

Preis: (in Zeichnung bis 13.05.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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